SIGINT: Hacker sollten Pazifisten sein

Der Netzaktivist Stephan Urbach betonte auf der Kölner Konferenz, dass Hacker sich nicht mit Militärs und Unterdrückern der Meinungsfreiheit solidarisieren sollten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 133 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Torsten Kleinz

Mit einem eindringlichen Appell hat sich der Netzaktivist Stephan Urbach auf der Kölner Konferenz SIGINT 12 des Chaos Computer Clubs (CCC) gegen die Unterwanderung der Hackerszene durch Militärs und Geheimdienste ausgesprochen. Gleichzeitig appellierte er dafür, neue Strukturen für die Solidarität unter Hackern zu finden.

Urbach wurde durch seine Arbeit für die Gruppe Telecomix bekannt, die sich während des arabischen Frühlings darum kümmerte, den Menschen in autokratischen Staaten alternative Kommunikationswege zu bieten. In Köln zog er ein etwas frustriertes Fazit: "Ich habe gegen die Technologie von Freunden gearbeitet", erklärte der Aktivist. "Dann geht man abends ein Bier trinken und möchte ihnen eigentlich in die Fresse hauen." Zu viele Hacker arbeiteten für Firmen, die die Grundlagen für die Unterdrückung der Meinungsfreiheit lieferten.

Gleichzeitig sprach er sich kategorisch dagegen aus, mit dem Militär zusammenzuarbeiten. "Wer glaubt, dass es geil ist, Raketensprengköpfe zu programmieren, gehört nicht zu uns", sagte Urbach. Dabei sprach er sich auch gegen Programme der Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) des US-Militärs aus, Hackerspaces durch Finanzspritzen zu unterstützen. Solche Subventionen müssten prinzipiell abgelehnt werden. Stattdessen sollten Hacker ihre sozialen Verbindungen dazu nutzen, anderen den Ausstieg zu ermöglichen, wenn deren Arbeitgeber Aufträge für Militärs oder Geheimdienste annähmen. So hätten Freunde in England einem Kollegen geholfen, indem sie für mehrere Monate seinen Lebensunterhalt finanzierten.

CCC-Sprecher Frank Rieger bestätigte die international zunehmenden Bemühungen, Experten für militärische Projekte oder Geheimdienste anzuwerben. "Teilweise werden die Handelsregister systematisch nach interessanten Neugründungen durchsucht", sagte Rieger gegenüber heise online. So erfahre der CCC immer wieder von solchen Versuchen, die teilweise nicht einfach zu erkennen seien. In Deutschland sei das Problem aber deutlich geringer als zum Beispiel in den USA: "In Deutschland werden die meisten Forschungsgelder zivil verteilt", sagte Rieger. "Zudem ist die deutsche Hackerszene in ihren Traditionen nahe an der Friedensbewegung". Wenn der CCC von entsprechenden Anwerbeversuchen erfahre, biete er den Betroffenen praktische Ratschläge, die unerwünschte Offerten zurückzuweisen. (ola)