Prozess gegen Kino.to-Gründer fortgesetzt

Noch schweigt der Angeklagte Gründer des stillgelegten Streamingportals Kino.to zur Sache. Seine Aussage wird für den dritten Verhandlungstag im Juni erwartet.

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Vor dem Leipziger Landgericht ist der Prozess gegen den Gründer und Chef des illegalen Filmportals Kino.to fortgesetzt worden. Zu den Vorwürfen hat sich der 39-Jährige auch am zweiten Verhandlungstag nicht geäußert. Seine Aussagen dazu werden für den nächsten Prozesstag am 6. Juni erwartet. Am Dienstag machte der Mann lediglich Angaben zu seinem persönlichen Werdegang.

Demnach hatte sich der 39-Jährige als Fußbodenleger selbstständig gemacht. In dieser Zeit wurde auch sein Interesse für das Internet geweckt und er baute die ersten Internetseiten. Nachdem es als Fußbodenleger für ihm immer schlechter lief, verlagerte der Angeklagte seine Aktivitäten schließlich immer mehr ins Internet. Sein Wissen über das Internet und allem was dazu gehört, hat sich der 39-Jährige selbst angeeignet. "Ich habe die ganze Zeit vorm Computer gegessen", erklärte der Angeklagte.

Am Dienstag kam außerdem ein IT-Sachverständiger zu Wort. Er hatte im Auftrag der Staatsanwaltschaft unter anderem geprüft, ob die Links, die auf der Seite angegeben waren, auch funktionierten. Dafür testete er 628 zufällig ausgewählte Filme, Serien und Dokumentationen. Alles habe er komplett und in "hoher technischer Qualität" laden können, sagte er. Zudem stellte der Experte fest, dass zeitweise mehr als eine Million Werke auf der Internetseite zu finden waren.

Die sächsische Generalstaatsanwaltschaft wirft dem 39-Jährigen die massenhafte Verletzung des Urheberrechts vor. Bereits 2004 wurde er wegen des Hochladens von Filmen zu einer Geldstrafe verurteilt. Von allen Kino.to-Machern soll der Angeklagte am meisten profitiert und über Werbeanzeigen mehr als 6,6 Millionen Euro kassiert haben.

Der neue Hinweis auf der Domain kino.to

(Bild: Screenshot)

Unterdessen ist die beschlagnahmte Domain des stillgelegten Portals offenbar nicht mehr unter Kontrolle der Behörden. Unter der Adresse erscheint wie zuvor ein Hinweis der Behörden. Auf einer dort nun verlinkten Seite erklären Unbekannte, sie hätten die Kontrolle über die Domain "aus Sicherheitsgründen" übernommen. Dabei hätten sie einen "gravierenden Fehler in der Administration der Domain" ausgenutzt. Dabei sei "kein Eindringen in fremde Systeme oder die Umgehung von Sicherheitsmechanismen nötig" gewesen.

Das bekannte Streaming-Portal war im Juni 2011 nach einer internationalen Razzia vom Netz genommen worden. Die Behörden nahmen in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden 13 Verdächtige fest, von denen einige nach umfangreichen Aussagen wieder aus der Haft entlassen wurden. Bei Durchsuchungen in 20 Wohnungen, Geschäftsräume und Rechenzentren waren umfangreiche Datenbestände sichergestellt worden. Auf Konten in Spanien beschlagnahmten die Ermittler rund 2,5 Millionen Euro.

Die erste Anklage wurde im Oktober 2011 erhoben. Zuletzt war der Programmierer der Seite zu drei Jahren und zehn Monaten verurteilt worden. Davor waren bereits einige andere Mitstreiter zu Haftstrafen zwischen zweieinhalb und über drei Jahren verurteilt worden. Ein Uploader, der das Portal mit frischer Ware versorgt hatte, kam mit einer Bewährungsstrafe davon. (mit Material der dpa) / (vbr)