Ingram sucht den Profit hinter neuen "Horizonten"

Das Wachstum in der Volumendistribution geht zur Neige. Ingram Micro stößt daher in vertikale Märkte und Lösungssegmenten mit aussichtsreichen Zuwachsraten vor. Auf der IM.top 2012 konnten Händler die neuen Segmente detailliert begutachten.

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Von
  • Matthias Parbel

Ingram Micros Hausmesse IM.top stand in diesem Jahr unter dem Motto "Horizonte 2012. Grenzenlose Vielfalt. Ein Partner." – womit der Münchner Broadline Distributor seinen Fachhandelskunden den alternativlosen Weg in eine neue, veränderte IT-Großhandelswelt aufzeigen wollte. "Das Volumengeschäft bietet noch immer Wachstum – insgesamt aber keineswegs mehr zweistellig", erklärte Gerhard Schulz, Vorsitzender der Geschäftsführung von Ingram Micro. Daher sei es eine ökonomische Notwendigkeit, in neue Geschäftsbereiche vorzustoßen. Und dabei setzt Ingram den eingeschlagenen Kurs der VVV-Strategie (Volume, Value, Verticals) konsequent fort, um langfristig die Profitabilität des Unternehmens sicherstellen zu können.

IM.top 2012: Reise durch kontinentale Erlebsniswelten (18 Bilder)

Noch größer und mit neuer Location

Für die IM.top 2012 zog Ingram Micro vom Poinger Océ-Center in das MOC im Münchner Norden: Auf 10.000 Quadratmetern präsentierten sich 191 Aussteller.

Wie Ingram-Chef Schulz unter Verweis auf GfK-Zahlen betonte, habe der Broadliner auch 2011 seine Spitzenstellung vor Also Actebis und Tech Data hierzulande bestätigen können – mit einem Marktanteil von circa 35 Prozent. Trotz des schwierigen Marktumfelds habe der Grossist das erfolgreichste Geschäftsjahr hingelegt, mit einem Umsatzplus von etwa 5 Prozent gegenüber 2010. Absolute Zahlen für die deutsche Landesgesellschaft veröffentlicht der Konzern traditionell nicht. Die Verschiebungen im Volumengeschäft seien jedoch unverkennbar. In einigen Produktsegmenten verzeichnete Ingram zweistellige Umsatzrückgänge, die nur durch entsprechendes Wachstum in anderen Produktbereichen kompensiert werden konnten. "Deshalb müssen wir alle Formfaktoren abdecken, vom Smartphone bis hin zu 65-Zoll-Displays", ergänzte Schulz.

Die Party nach der Messe: So feiert Ingram... (19 Bilder)

Wer arbeitet, darf auch feiern

Nach der Messe lud der Distributor zur Party in die Münchner Eisbach Studios.

Ergänzend investiert der Grossist in die beiden weiteren Säulen "Value" und "Verticals". So hat der Broadliner beispielsweise ein neues Democenter für das Geschäftsfeld Unified Communications & Collaboration (UCC) mit Produkten von Cisco, Avaya, Polycom und Microsoft im Gesamtwert von rund 500.000 Euro in München eingerichtet. "Das ist das erste Mal, dass wir in dieser Größenordnung investiert haben", sagte Schulz und unterstrich damit nachdrücklich Ingrams Bereitschaft, beim Vorstoß in neue Geschäftsfelder auch in Vorleistung zu gehen. "Wir hoffen, dass unsere Fachhandelspartner das Democenter auch ausgiebig nutzen, um die Möglichkeiten im Wachstumssegment UCC zu erkennen und auszuschöpfen", appellierte der Ingram-Chef.

Erfreuliche Fortschritte verzeichne der Distributor unterdessen in anderen Wachstumsbereichen wie beispielsweise der DC/POS-Sparte, die Ingram 2008 durch die Übernahme der Intertrade A.F. maßgeblich ausgebaut hatte. Damals hätte der Geschäftsbereich noch nahezu ausschließlich mit spezialisierten Wiederverkäufern aus dem Auto-ID-Umfeld zusammengearbeitet. "Heute erzielen wir schon 50 Prozent des Umsatzes über IT-Händler", betonte Schulz.

Auf der diesjährigen IM.top hatten die über 4000 Fachhandelsbesucher zudem Gelegenheit, zu "neuen Horizonten aufzubrechen". Die rund 10.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche im Münchner MOC waren nach Kontinenten (Afrika, Australien, Europa, Amerika und Asien) in Themenbereiche unterteilt. Die "Erlebniswelt der Verticals" fand sich – verteilt auf 7 Stationen – in "Europa". Von Schauspielern anschaulich in Szene gesetzt, konnten Fachhändler dort Einblick in konkrete Lösungsszenarien für das Gesundheitswesen, die Bildung oder auch Digital Signage nehmen. So wurde etwa in einer Arztpraxis das Zusammenspiel von mobilen Rechnern, RFID und der digitalen Patientenakte (elektronische Gesundheitskarte) vorgestellt.

"Bereits heute sind weltweit circa 3 Milliarden Devices mit dem Internet verbunden. Und diese Zahl wird nach Experteneinschätzung in den nächsten Jahren exponentiell weiter wachsen", erklärte Schulz. Lösungen für die Vernetzung (vor allem auch drahtlos) von internetgebundenen Geräten (vor allem mobilen) in konkreten Anwendungsszenarien werden damit immer wichtiger. Und dafür will sich Ingram gemeinsam mit ISVs, Herstellern und seinen Fachhandelspartnern in den verschiedenen vertikalen Marktsegmenten positionieren. Auch wenn die Umsätze in den Verticals mit jeweils 50 bis 100 Millionen Dollar anfangs noch überschaubar bleiben, im Vergleich zur Volumendistribution, setzt das Ingram-Management rund um Gerhard Schulz große Hoffnungen in die neuen Geschäftsfelder. (map)