Großbritannien: LTE kommt terrestrischem TV-Empfang in die Quere

Bis zu zwei Millionen Haushalte könnten demnächst nur noch mit zusätzlichen Hilfen das terrestrische Digitalfernsehen empfangen, fürchtet der britische DVB-T-Betreiber Freeview. Die Kosten für die Umbauten beziffert er auf bis zu 500 Millionen Euro.

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Von
  • Reiko Kaps

Freeview, der Betreiber des britischen DVB-T-Fernsehnetzes, befürchtet, dass der geplante Mobilfunk der vierten Generation im Frequenzbereich um 800 MHz den Empfang des terrestrischen Digitalfernsehens massiv stören wird. So werden voraussichtlich zwei Millionen Haushalte zusätzliche Filter benötigen, wenn sie weiterhin Freeview störungsfrei empfangen wollen, hieß es gegenüber der BBC. Etwa zehntausend Haushalte müssten danach sogar auf andere Übertragungswege wie Kabel oder Satellit umsteigen, erklärte die britische Regulierungsbehörde Ofcom bereits im vergangenen Jahr.

Das Problem sind die dicht beieinander liegenden Frequenzbereiche von DVB-T und des 4G-Mobilfunks Long Term Evolution (LTE): Außer im VHF-Band III sendet DVB-T auch im UHF-Band IV und V (474–786 MHz), einer der von LTE genutzten Frequenzbereiche liegt dicht darüber ab 800 MHz. Sendet dort nun ein LTE-Mast und steht ein DVB-T-Empfänger nahe beim LTE-Sender (Ofcom nennt einen Umkreis von zwei Kilometern), kann es zu Störungen in den oberen DVB-T-Frequenzen kommen. Schlimmstenfalls lassen sich dann einige TV-Sender an dieser Stelle nicht mehr empfangen.

Das britische Kulturministerium will dieses Problem bei den Betroffenen durch zusätzliche Filter angehen, die allerdings nicht bei allen helfen werden – etwa wenn der Mobilsender genau zwischen DVB-T-Mast und -Empfänger steht. Für diese Betroffenen bleibt dann nur der Wechsel auf andere Übertragungsmedien wie Kabel oder Satellit, erläuterten Freeview und Ofcom gegenüber der BBC.

Die durch Filter oder den Wechsel entstehenden Kosten sollen von den Mobilfunkern getragen werden, die bei der demnächst anstehenden Auktion den Zuschlag erhalten. Ofcom und Freeview beziffern das Volumen derzeit auf bis 500 Millionen Euro (400 Millionen Pfund), da inzwischen die Zahl der wahrscheinlich betroffenen Haushalte mehrmals nach oben korrigiert wurde. So nannte Ofcom im vergangenen Jahr noch die Zahl 760.000, das Kulturministerium bezifferte im März 2012 die Zahl der Betroffenen auf 900.000 und Betreiber Freeview geht jetzt von zwei Millionen Haushalten aus. (rek)