Fenster ohne Grenzen

Forscher und Unternehmen hauchen dem Werkstoff Glas immer mehr Funktionen ein – vom tragenden Bauelement bis zum Display-Fenster.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jens Lubbadeh

Fenster, die sich auf Knopfdruck verdunkeln, als tragende Bauelemente fungieren, wie riesige Bildschirme leuchten und sogar Strom erzeugen – keine Zukunftsmusik mehr, sondern Realität. Die deutsche Firma Econtrol beispielsweise hat das Bundespräsidialamt mit Scheiben ausgestattet, die mit einer dünnen Schicht aus Wolframoxid bedampft sind. Zwischen den Scheiben liegt eine Polymer-Folie mit Lithium-Ionen. Fließt Strom, wandern die Lithium-Ionen zur Wolframschicht, die sich nach und nach tiefblau einfärbt. Innerhalb von 15 Minuten hat sich die Scheibe maximal verdunkelt.

Spielte die Verglasung bislang eher ein Schattendasein in der Gebäudetechnik, entdecken Wissenschaftler und Unternehmen nun, welche Möglichkeiten sie bietet – und verwandeln Fenster in vielseitige Haustechnik-Komponenten, die den Job von Jalousien, Kraftwerken, Monitoren oder Alarmanlagen gleich mit übernehmen.

Und in der Architektur hat sich Glas zu einem im Wortsinne tragenden Element hochgearbeitet. Treppen, Böden, Brüstungen, Brücken und Kuppeln aus Glas machten den Anfang. Dank neuer Fertigungs- und Verbindungstechniken brauchen sie gar keine oder nur noch sehr wenig Unterstützung aus Stahl oder Beton. Nach und nach bauen Architekten nun immer größere Strukturen aus Glas.

Bestes Beispiel dafür ist der Apple Store an der Fifth Avenue in New York. Der Glasspezialist Seele mit Sitz im bayerischen Gersthofen hat 2011 einen zwei Stockwerke hohen Glas-Kubus am Eingang des Stores errichtet. Jede Seite besteht aus nur drei Scheiben, jede 10,30 mal 3,30 Meter groß. Die Befestigungsteile aus Titan sind direkt in das Glas einlaminiert worden und optisch kaum noch wahrzunehmen. Der gesamte Würfel einschließlich Dach trägt sich selbst. Im Inneren geht die Transparenz weiter – ein Glaszylinder stützt die gläserne Treppe ins Untergeschoss.

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