ICANN entzieht Registerfly die Akkreditierung

Der US-Registrar Registerfly verliert nach jahrelangen Verstößen zum 31. März das Recht, Domains für Kunden direkt bei den von ICANN zugelassenen Registries zu registrieren.

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Von
  • Monika Ermert

Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) hat erstmals in ihrer Geschichte einem Registrar die Akkreditierung entzogen. Wie die private Internet-Namensverwaltung mitteilte, verliert der US-Registrar Registerfly zum 31. März das Recht, Domains für Kunden direkt bei den von ICANN zugelassenen Registries zu registrieren. Registerfly wird vorgeworfen, seit Jahren gegen die ICANN-Regeln – unter anderem für Transfers von Kundendomains – verstoßen zu haben.

Über Monate zogen sich laut einer letzten Warnung der ICANN (PDF-Dokument) die Anfragen verzweifelter Kunden hin, die ihre Domain verlängern oder umziehen wollten. ICANN dokumentierte in dem Brief eine lange Liste von Verstößen gegen die Akkreditierungsregeln. Danach enthielt Registerfly seinen Kunden notwendige Daten für den Registrarwechsel vor. In einem Fall habe das Unternehmen nach einem Streit mit einem Kunden kurzerhand dessen 220 Domains okkupiert – als Domainbesitzer wurde Registerfly-Chef Kevin Medina eingetragen. Daneben monierte ICANN Fehler bei der Abrechnung, Nichtbezahlung von ICANN-Rechnungen und Registry-Gebühren sowie die kompletten Mißachtung von Kundenanfragen und -aufforderungen.

Registerfly hatte in Gesprächen im vergangenen Jahr zwar Besserung gelobt, tatsächlich habe sich die Situation aber nicht verbessert. Beim jüngsten Hausbesuch von ICANN-Verantwortlichen am 27. Februar bei dem Unternehmen verweigerte Registerfly den privaten Netzverwaltern Einblick in seine Geschäftsvorgänge. ICANN hatte dabei auch die Datensätze aller für Kunden vorgenommenen Registrierungen gefordert, um von Registerfly registrierte Adressen auch einem Besitzer zuordnen zu können. Diese Informationen hat ICANN nach eigenen Angaben auf erneute Anforderung schließlich am 5. März erhalten. Vor allem mit Blick auf die so genannten "leichten" Registries, die auf die Eintragung der vollen Kundendaten verzichten, hätte sich anderenfalls schwer rekonstruieren lassen, wer Kunde für welche Domain bei Registerfly war.

Eine geregelte Übergabe der Daten durch das offenbar auch mit internen juristischen Auseinandersetzungen beschäftigte Unternehmen erwartet indes kaum jemand mehr. ICANN fordert in der Mitteilung über die Aberkennung der Akkreditierung das Unternehmen zwar dazu auf, die Daten insgesamt an einen anderen Registrar weiterzugeben. Daran dürfte Registerfly allerdings wenig Interesse haben, fürchten die Kunden. John Levine, gerade zurückgetretenes Mitglied der Nutzervertretung der ICANN, hatte seinen Rücktritt unter anderem auch mit ICANNs Versäumnis begründet, schon früher gegen Registerfly aktiv zu werden. Der Fall dürfte auch beim bevorstehenden Treffen in Lissabon für Diskussionen sorgen. (Monika Ermert) / (vbr)