Kaspersky empfiehlt Interpol für das Internet

Der Mitbegründer und Leiter der Forschungsabteilung des russischen Sicherheitssoftware-Unternehmens Kaspersky Lab, Eugene Kaspersky, hat sich in einem Zeitungsinterview für die Etablierung einer internationalen Internet-Kriminalpolizei ausgesprochen.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der Mitbegründer der russischen Sicherheitssoftware-Firma Kaspersky Lab, Eugene Kaspersky, hat sich für die Etablierung einer internationalen Internet-Kriminalpolizei ausgesprochen. In einem Interview mit der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) sagte Kaspersky, es sei schwer für nationale Ermittler, Computerkriminalität zu stoppen, da die Täter meist international aktiv seien. "Wir brauchen Interpol fürs Internet. Die Europäische Kommission denkt schon über so etwas nach, aber das reicht nicht. Die russische, die chinesische und die amerikanische Polizei müssen auch mitmachen", verdeutlicht Kaspersky.

Auf die Frage, was passieren soll, wenn nicht alle Länder mitmachen, sagte der 41-Jährige: "Diesen Ländern würde ich den Zugang zum Internet versperren." Kaspersky, der die Forschungsabteilung von Kaspersky Labs in Moskau leitet, geht davon aus, dass die Zahl der Schadprogramme in Zukunft weiter steigen wird. Auch die Zahl der Hacker werde weiter zunehmen, "denn Computerhacking ist ein sehr lukratives Geschäft mit einem geringen Risiko". 2006 seien auf der ganzen Welt gerade mal hundert Hacker festgenommen worden. Es gebe aber tausende. "Und ich fürchte, dass die Zahl der Hacker auf 10.000 oder 100.000 steigen wird."

Das neue MS-Betriebssystem Windows Vista hält Kaspersky, dessen frühere Ehefrau Natalja zuletzt laut über einen Börsengang von Kaspersky nachgedacht hatte, für sicherer als Windows XP. Microsoft habe einige Türen für Hacker geschlossen. Es sei aber unmöglich, alle zu schließen. Microsoft tue eine Menge für die Sicherheit der Nutzer, vollkommene Sicherheit bedeute aber, "dass man nicht mehr online gehen darf". Anwender müssten deshalb selbst mehr für ihre Sicherheit im Netz tun, es genüge auch nicht, ein Antivirenprogramm auf seinem Rechner zu installieren. "Aufklärung ist nötig", mahnt Kaspersky, "und die sollte bereits in der Schule anfangen".

Phishing hält der Sicherheitsexperte auch künftig für ein großes Problem, weil es ein lukratives Geschäft sei und "die Leute diese Mails immer noch öffnen". Handy-Viren würden wegen der geringen Verbreitung von Smartphones noch weniger Probleme bereiten, seien aber ebenfalls eine ernst zu nehmende Bedrohung. Es wisse von einem russischen Mobilfunkbetreiber, der jeden Monat 20.000 bis 30.000 infizierte Multimedia-Nachrichten abfängt, erklärte Kaspersky im HAZ-Gespräch. Diese würden wie ein E-Mail-Wurm funktionieren und Mobiltelefone beispielsweise so infizieren, dass sie kostenpflichtige SMS-Dienste empfangen. "Trau keinem, den du nicht kennst", warnt Kaspersky. "Also keine Nachrichten von unbekannten Absendern lesen. Außerdem sollte der Datenempfang via Bluetooth ausgeschaltet sein." (pmz)