Katalanen bekommen Sonder-Domain

Die katalanische Community will mit der lange vorbereiteten Eintragung der neuen Zone .cat in die DNS-Rootzone keineswegs auf den Anspruch verzichten, eine "echte" Länderdomain unter .ct zu bekommen.

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Von
  • Monika Ermert

Fast unbemerkt haben die großen Netzadresszonen wie .com, .net, .org und .info einen kleinen Bruder bekommen: .cat wurde in die DNS-Rootzone eingetragen und ist damit im Internet erreichbar. Unter dieser Top Level Domain sollen künftig katalanische Adressen eingetragen werden können. Die Registrierung, so verrät es die bislang lediglich auf Katalanisch vorhandene FAQ, werde im kommenden Jahr starten.

Die katalanische Community will mit der lange vorbereiteten Eintragung der neuen Zone keineswegs auf den Anspruch verzichten, eine "echte" Länderdomain (ccTLD) zu bekommen, die .ct. Country code Top Level Domains werden in der Regel allerdings nur eingetragen, wenn das entsprechende Kürzel auch in der Länderkürzelliste der ISO auftaucht – Bedenken, dass Abweichungen von der Regel zu ganz neuen Begehrlichkeiten führen könnten, hatten schon zu den Verzögerungen bei der Eintragung von .eu in die DNS-Rootzone beigetragen. Zudem dürfte man bei der spanischen Zentralregierung in Madrid gegen .ct als Länderkürzel einiges einzuwenden haben. Für die Spezialdomain .cat hat die spanische Regierung dagegen ihre Zustimmung erteilt. Nicht zuletzt daran war die Zustimmung zu der Zone durch die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) gebunden.

Im September hatte ICANN grünes Licht für den 101-Seiten langen Vertrag (PDF-Datei) mit puntCat gegeben, einer Vereinigung zahlreicher katalanischer Organisationen. Mit von der Partie bei der puntCat-Vereinigung sind katalanische Medien, Kulturorganisationen und selbst die Vereinigung katalanischer Telekommunikationsingenieure. Die drei Gründungsorganisationen sind das Institut für katalanische Studien, die Corporació Catalana de Ràdio i Televisió und das katalanische Chapter der Internet Society. Als "Executive Manager" der neuen Registry wird ein altbekannter ICANN-Kämpfer fungieren, der spanische Rechtsanwalt und ehemalige ICANN-Direktor Amadeu Abril i Abril. Präsident ist der Vorsitzende der katalanischen Internet Society, Joan Francesc Gras.

Registrieren kann jeder, der in irgendeiner Weise der katalanischen Sprachgemeinschaft "dient". Wer einen katalanischen Namen registriert hat, wird laut der FAQ nicht mehr eigens überprüft. Wer eine Domain in einer anderen Sprache registrieren will, muss sich dagegen legitimieren. Laut dem Sekretär des Providervergands CORE, Werner Staub, strebt man den Start der Sunrise-Phase für Ende Januar an. Die Preise für .cat-Adressen seien noch nicht fix, man kalkuliere aber erst einmal mit Preisen, die denen der .eu-Domains vergleichbar seien. Je mehr Domains registriert würden, desto günstiger werde man anbieten. CORE liefert das Backend für .cat.

Nachahmer gibt es übrigens durchaus. Man kann etwa die Berliner Initiative dot.berlin für eine eigene Zone so verstehen. Zudem gibt es eine vergleichbare schottische Initiative für .sco.

Beim ICANN-Treffen in Vancouver stellte ICANNs Vorsitzender Vint Cerf allerdings keine rasche Neurunde für mögliche Adresszonen-Anwärter in Aussicht. ICANNs Mühlen, das kritisierte Abril i Abril bei vergangenen ICANN-Treffen verschiedentlich, mahlen zuweilen recht langsam. Für neue Runden, in den dot.berlin sich bewerben könnte, läuft derzeit ein Konsultationsverfahren. Stellungnahmen zu einem vorläufigen ICANN-Report (PDF-Datei) können noch bis 9. Januar eingereicht werden. (Monika Ermert) / (jk)