Oracle und HP stehen im Itanium-Streit vor Gericht

Der unter Umsatzrückgang leidende Computerriese ist inzwischen der einzige Systemhersteller, der Intels Itanium-Prozessor einsetzt. HP will Oracle dazu verpflichten, weiterhin Anwendungen dafür zu entwickeln.

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Von
  • Ralph Hülsenbusch

Oracle habe einen eindeutigen Vertrag mit HP verletzt, indem es die Entwicklung für Systeme mit Intels Itanium-Prozessoren offiziell eingestellt hat. So lässt sich der Vorwurf des Computerkonzerns gegenüber dem Datenbankspezialisten zusammenfassen. Oracles Rechtsvertreter hielten dagegen, das Unternehmen werde seinen geschäftlichen Spielraum nicht aufgeben, wie es HPs Lesart des Vertrages verlange. Mitte Mai 2012 hatte es bereits Prozessvorbereitungen gegeben.

In der Gerichtsverhandlung vor dem Bundesgericht in Santa Clara geht es um Forderung von HP in einer Höhe von 4 Milliarden US-Dollar (derzeit rund 3,2 Milliarden Euro). In der ersten Phase entscheidet Richter James Kleinberg darüber, ob ein entsprechender Vertrag zwischen den Kontrahenten existiert und wenn ja, über dessen Auslegung. Falls ein Vertrag vorliegt, befindet anschließend eine Jury darüber, ob und inwieweit Oracle gegen die vertraglichen Vereinbarungen verstoßen hat, sowie über die Schadenshöhe.

Intel als Hersteller der Itanium-Prozessoren ist nicht Partei in dem Rechtsstreit, allerdings dürfte der Chef der Chip-Schmiede, Paul Otellini, als Zeuge gehört werden. Außerdem wird sich wohl Mark Hurd, einst CEO von HP und derzeitiger Präsident von Oracle, zur Sache äußern müssen.

Für HP ist der Ausgang des Prozesses von entscheidender Bedeutung. Das Unternehmen hat Rückgänge im angestammten Geschäft zu verkraften und entschied, rund 10 Prozent seiner Angestellten weltweit zu entlassen. 2004 hatte der Server-Hersteller sich für die Umstellung seiner Unix-Systeme vom hauseigenen Prozessor PA-RISC auf Intels Itanium entschieden, was eine umfangreiche Anpassung der Software erforderte.

HP ist inzwischen der einzige Systemhersteller, der den Itanium verwendet. In den letzten Jahren war die Entwicklung des Prozessors bei Intel schleppend verlaufen. Der Chip-Produzent selbst deutete an, mit dem Xeon dem Itanium Paroli bieten zu können, und Konkurrent AMD mit seinen Opteron-Prozessoren steht kaum schlechter da. Intels vage Statements zur Roadmap des Itanium hatten letztlich zu Oracles Entscheidung und damit zum Rechtsstreit geführt. (rh)