Facebook: Vom Börsenstar zum Sorgenkind

Die schlechten Nachrichten über Facebook nehmen kein Ende: Ein Investor sieht die US-Startup-Branche durch den Aktienflop gefährdet, es gibt eine zweite Klage und Zweifel am Geschäftsmodell.

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Der verpatzte Börsengang von Facebook sorgt für Nachbeben im Silicon Valley. Paul Graham, Gründer des Startup-Inkubators Y Combinator, warnt seine jungen Online-Firmen vor schlechteren Zeiten. Sie sollten sparsam sein und sich auf sinkende Bewertungen einstellen, schreibt der Investor in einem am Dienstag veröffentlichten Brief. Unterdessen setzt der Aktienkurs des sozialen Netzwerks seinen Sinkflug fort: Das Papier verlor nach dem Absturz in der vergangenen Woche am Montag und bewegt sich zur Stunde auf die 26-Dollar-Marke zu. Insgesamt notiert die Aktie damit mehr als ein Viertel unter dem Ausgabepreis von 38 US-Dollar.

Noch wisse niemand, wie der verpatzte Börsengang von Facebook die Branche belasten werde, räumte Graham ein. Doch macht sich der Investor Sorgen, dass es für junge Internet-Firmen schwieriger werden könnte, an Geld heranzukommen und die Geldgeber bei Finanzierungsrunden die Bewertungen drücken. "Die beste Lösung ist, kein Geld zu brauchen", meint Graham. Wer bereits viel Geld eingesammelt hat, solle es nicht ausgeben. Dass andere Internetbörsengänge wie der der Reisesuchmaschine Kayak auf Eis gelegt wurden, scheint für Grahams Befürchtungen zu sprechen.

Zudem steht Facebook ein weiterer Rechtsstreit ins Haus: Vor einem New Yorker Gericht wurde am Freitag vergangener Woche eine Sammelklage gegen den Ablauf des Börsengangs eingereicht. Wie bei der bereits im letzten Monat erhobenen Klage lautet auch hier Vorwurf, dass die federführenden Banken Morgan Stanley, JP Morgan und Goldman Sachs Informationen zurückgehalten haben sollen. So sei eine kurz vor dem Handelsstart gesenkte Umsatzprognose für das soziale Netzwerk nur wenigen institutionellen Anlegern gegenüber kommuniziert worden. Facebook habe in seinem aktualisierten Börsenprospekt lediglich mitgeteilt, dass die steigende Zahl an mobilen Zugriffen sich zukünftig negativ auf Werbe-Erlöse und Umsätze auswirken könnte – aber nicht, dass das bereits schon in erheblichem Umfang eingetreten sei.

Generelle Zweifel am werbefinanzierten Geschäftsmodell des sozialen Netzwerks lässt eine von der britischen Daily Mail aufgegriffene Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Ipsos aufkommen. Demnach sollen vier von fünf Facebook-Nutzern auf eine Werbe-Einblendung nie mit einem Kauf reagieren. Die Umfrage wurde Anfang Juni unter knapp 1000 US-Amerikanern durchgeführt. Ferner soll eine Studie der Marktforscher Emarketer vom Februar 2012 herausgefunden haben, dass Facebooks Werbewirkung unter der von E-Mails und Postwurfsendungen liege. Gleichwohl könne man, so wird ein Werbe-Experte zitiert, die Wirkung eigentlich nur bei einzelnen Kampagnen aussagekräftig messen.

Auch ein Untergangsszenario gibt es schon: So äußerte der US-Finanzexperte Eric Jackson in der CNBC-Sendung "Squawk on the Street'“ die Ansicht, dass Facebook in fünf bis acht Jahren einen ähnlichen Absturz wie Yahoo erleben werde. Als Grund gab er fehlende Strategien an, um den Trend weg vom PC hin zu mobilen Plattformen erfolgreich in Werbegelder zu verwandeln. Auch wenn Facebook mobilorientierte Startups wie Instagramm übernehme, bleibe das Zentrum des Geschäfts letztlich doch eine "große, fette Webseite", wie der Analyst betonte. (axk)