Pfusch am Klima

Die Hoffnung, das Klimaproblem mittels Geoengineering zu lösen, bekommt einen deutlichen Dämpfer. Einer neuen Studie zufolge hätten kühlende Eingriffe in die Erdatmosphäre massiv weniger Regen in Europa zur Folge.

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Von
  • Robert Thielicke

Die Hoffnung, das Klimaproblem mittels Geoengineering zu lösen, bekommt einen deutlichen Dämpfer. Nach einer neuen Studie unter Leitung des Hamburger Max-Planck-Instituts für Meteorologie würden Eingriffe in die Atmosphäre zu massiv weniger Regen in Europa führen.

Zahlreiche Forscher hoffen, die Erderwärmung aufhalten zu können, indem sie beispielsweise gigantische Reflektoren im All installieren oder Schwefeldioxid in hohe Luftschichten ausbringen. Beides würde einen Teil der Sonnenstrahlen ins All zurückwerfen und die Erde abkühlen – so jedenfalls die Idee.

Welchen Preis die Methode für das Klimasystem hätte, haben nun Wissenschaftler um Hauke Schmidt mit einem Computermodell untersucht. Für ihre Berechnungen gingen sie von einer Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre aus, die das Vierfache des vorindustriellen Niveaus beträgt. „Das ist ein Maximalwert, der aber am Ende des 21. Jahrhunderts durchaus möglich ist“, betont Schmidt. Anschließend hielten sie so viel Sonnenstrahlung von der Erdoberfläche fern, dass die Temperatur trotz hoher Treibhausgas-Menge auf dem heutigen Niveau zu liegen kam.

Das Resultat war ernüchternd: Der Niederschlag sank in weiten Teilen Nordamerikas und Europas um etwa 15 Prozent. Für Südamerika und besonders die Amazonas-Region ermittelten die Forscher sogar Einbußen von mehr als 20 Prozent. „Selbst wenn Geoengineering die Temperaturen senken kann, sind damit die heutigen klimatischen Bedingungen nicht wiederhergestellt“, bilanziert Schmidt im Fachmagazin "Earth System Dynamics".

Einen zweiten nachteiligen Effekt hatten Forscher bereits Ende vergangener Woche ausfindig gemacht. Werden das Sonnenlicht reflektierende Partikel in die Atmosphäre eingebracht, müssten die Menschen sich dauerhaft mit einem milchig weißen Himmel zufrieden geben, wie Ben Kravitz von der Carnegie Institution for Science ermittelte. 20 Prozent weniger Sonnenlicht würde seiner Analyse zufolge direkt auf die Erde fallen. Die Folge des diffuseren Lichts wären nicht nur ästhetischer Natur: Solarmodule würden weniger Strom produzieren. Weil die Sonnenstrahlen jedoch stärker streuen, dürften Pflanzen, die im Schatten großer Bäume wachsen, mehr Licht abbekommen. (rot)