Studie: Kein Zusammenhang bei Kindern zwischen hohem Medienkonsum und Fettleibigkeit

Nach einer britischen Studie bewegen sich Kinder, die viel fernsehen oder mit dem Computer spielen, nicht weniger als andere.

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Von
  • Florian Rötzer

Kinder, die viel vor dem Fernseher sitzen oder sich über Stunden mit Computerspielen beschäftigen, sind nach einer Studie von britischen Psychologen keine "Couch Potatoes". Es sei zu einfach, so Stuart Biddle, Professor für Sportpsychologie an der Loughborough University, alleine Medien für den Mangel an körperlichen Aktivitäten und für die zunehmende Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen verantwortlich zu machen. Überdies gebe es keine Hinweise darauf, dass der Medienkonsum in den letzten Jahren in dieser Altersgruppe zugenommen habe.

Die Psychologen haben für ihre Studie mehr als 1.500 Schüler zwischen 12 und 16 Jahren gebeten, außerhalb ihrer Schulzeiten alle 15 Minuten zu notieren, was sie gerade machen. Die Aufzeichnungen wurden dann nach körperlich aktivem und sitzendem Verhalten unterschieden. Danach sind die Kinder mit hohem Fernsehkonsum durchschnittlich nicht weniger aktiv als diejenigen, die wenig fernsehen oder am Computer spielen. Entscheidend für die körperliche Aktivität sind nach Auswertung der Tagebücher die drei Stunden direkt nach Schulende. Wenn sich die Kinder, die, wie sich zeigte, großteils mit dem Auto zur Schule gefahren und von dort abgeholt werden, nicht bis 18 Uhr 30 körperlich betätigen, machen sie in aller Regel auch danach nichts mehr.

Allein 40 Minuten täglich werden die Kinder mit Fahrzeugen transportiert. Hier sehen die Psychologen eine Möglichkeit, für mehr Bewegung zu sorgen. Das sei ein Bereich, der bislang im Unterschied zum Medienkonsum vernachlässigt wurde. "Wenn man die Reduzierung des Gehens und Fahrradfahrens bei Kindern betrachtet, dann ist dies weitaus dramatischer als die Veränderungen beim Fernsehkonsum. Die durchschnittliche Strecke des Schulwegs hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt." Wenn die Schüler nicht mehr zur Schule gehen, dann würde dies einen erheblichen Einfluss haben. Empfohlen wird täglich eine Stunde Bewegung. Gehen Schüler 15 Minuten zur Schule, dann haben sie eigentlich schon die Hälfte des Tagespensums erreicht. Die wöchentlichen zwei Stunden Sport könnten dies nicht kompensieren.

Bestätigt worden seien die Ergebnisse ihrer Untersuchung auch durch die Analyse von anderen Studien über den Zusammenhang zwischen dem Fernsehkonsum und körperlicher Tätigkeit. Dieser gehe praktisch gegen Null. Sitzende Verhaltensweisen beschränken sich, so Biddle, keineswegs auf das Fernsehen, das neben falscher Ernährung als vermeintliche Ursache für die zunehmende Dickleibigkeit ausgemacht wurde. Bei einer anderen aktuellen Studie, für die 5.500 12-Jährige mit Bewegungsmessern ausgestattet wurden, ergab sich, dass Jungen täglich durchschnittlich 25 Minuten körperlich aktiv waren, Mädchen aber nur 16 Minuten. (fr)