Google bohrt seine Kartendienste auf

Eigene Luftaufnahmen sollen Genauigkeit und Detailtreue von Googles Panoramabildern erhöhen. Darüber hinaus sollen die Karten auf Android künftig auch offline verfügbar sein und in Streetview bald Karten aus Rucksack-Kameras angezeigt werden.

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Von
  • Erich Bonnert

Der US-Konzern Google hat am Mittwoch in San Francisco mehrere Neuheiten seiner Dienste Maps, Earth und Streetview angekündigt. Die Earth-Software für Mobilgeräte soll 3D-Ansichten der Erdoberfläche erhalten, die von 45-Grad-Luftaufnahmen extrahiert werden. Flugzeuge werden dafür mit eigens entwickelten Kamerasystemen ausgestattet und müssen die dargestellten Gebiete nach einem bestimmten Muster abfliegen. Die Software extrahiert aus den Bildern mit Hilfe eines Stereo-Fotogrammetrie-Verfahrens automatisch detailgetreue 3D-Mesh-Modelle, die anschließend mit den Texturen und Oberflächen aufgefüllt werde, erklärte Produktmanager Peter Birch.

Google hat bereits mit der Lufterfassung begonnen und konzentriert sich auf große Städte, will aber zunächst nicht verraten, welche. In der Vorführung wurden Bilder aus San Francisco gezeigt. In wenigen Wochen sollen die ersten Daten online gehen, bis Jahresende sollen Wohngebiete mit insgesamt 300 Millionen Einwohnern abrufbar sein. Google engagiert für diesen Dienst eine eigene Luftflotte, die zur Datenaktualisierung die Städte in regelmäßigen Abständen neu überfliegen muss. Nachdem Apple die Firma C3 Technologies übernommen hatte, erwartet jeder von Apple ebenfalls solche 3D-Ansichten. Doch während Google noch ankündigt und Apple nachziehen muss, hat Nokia bereits dreidimensionale Städtekarten bei Nokia Maps.

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Trotz mehrfacher Nachfragen enthielt sich Google bei dem Vorführtermin jeglichen Kommentars zu Berichten, nach denen Apple Google Maps in seinen Mobilgeräten schon bald durch eigene Kartendienste und 3D-Ansichten ersetzen wird. Maps-Verantwortlicher Brian McClendon sagte nur, sein Unternehmen wolle den Dienst möglichst auf allen Systemplattformen anbieten. Apple sei seit Jahren ein wichtiger Partner bei Mobilsystemen und die neue Streetview-Technik werde auch für dessen iOS-System entwickelt.

Für Mobilgeräte ohne Internet-Verbindung stellt Google in den nächsten Wochen eine Offline-Version der Maps-Software bereit. Anwender können die gewünschte Karte dann komplett auf ihr Handy oder Tablet herunterladen. Zunächst soll es aber nur eine Version für Android-Geräte geben, die in einigen Wochen in Nordamerika starten wird. Dann soll sie nach und nach auf über 100 Länder ausgeweitet werden. Offline-Karten können auch bisher schon lokal gespeichert werden, jedoch sind die Ansichten recht ungenau: Ohne Netzverbindung fehlen Detailinformationen und viele Straßennamen, auch sind keine Navigation oder Zoom-Funktionen möglich. Die künftigen Offline-Karten sollen den gleichen Funktionsumfang der Web-Versionen bieten. Vor allem bei Auslandsreisen, wo der Internet-Zugang meist teuer ist, aber auch für Handy-Tarife mit begrenztem Datenvolumen dürften die Download-Karten willkommen sein. Auch bei Reisen und Ausflügen in Gegenden ohne zuverlässigen Netzzugang – etwa am Strand oder im Wald – könnten sie nützlich sein.

Tragbares Kamerasystem Trekker für Streetview-Aufnahmen zu Fuß

(Bild: Erich Bonnert )

Mit einer neuen, tragbaren Fotoausrüstung namens Streetview Trekker will Google außerdem abgelegene Orte durch Streetview-Aufnahmen erschließen. Aus einer Art Rucksack ragt ein Träger mit aufgepflanzter, kugelförmiger Kamera heraus. Das System schießt in Gehgeschwindigkeit mit fünf Kameras Panoramaaufnahmen von je 5 Megapixel vom Aufenthaltsort, die dann per Software zu Streetview-Ansichten zusammengenäht werden. Zwei Lithium-Batterien speisen die Kameras, die Steuerung übernimmt ein Android-Gerät. Mit knapp 20 Kilogramm sind die Gestelle nicht eben leicht transportierbar, aber Google will mehrere Dutzend davon auf Wanderschaft schicken, sagte Produktmanager Luc Vincent. Die Träger sollen damit etwa Wanderwege, Fahrradrouten, Skiloipen oder andere Gebiete erfassen, die für die Streetview-Kamerawagen nicht zu erreichen sind. (mho)