Millennium Technology Prize 2012 vergeben

Die finnische Akademie für Technologie hat heute in Helsinki den fünften Millennium Technology Prize vergeben. Die Geehrten sind Linux-Erfinder Linus Torvalds aus Finnland und der Stammzell-Pionier Shinya Yamanaka aus Japan.

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Die finnische Akademie für Technologie hat heute in Helsinki den fünften Millennium Technology Prize vergeben. Die Geehrten sind Linux-Erfinder Linus Torvalds aus Finnland und der Stammzell-Pionier Shinya Yamanaka aus Japan.

Noch ist er nicht so bekannt wie der traditionsreiche Nobelpreis aus Schweden und Norwegen: Doch die finnische Akademie für Technologie arbeitet eifrig am Renommee des seit 2004 alle zwei Jahre vergebenen Millennium Technology Prize. Schon jetzt gilt die Auszeichnung, die am Mittwoch zum fünften Mal verliehen wurde, als weltgrößter Technikpreis, der Innovationen belohnt, die einen großen positiven Einfluss auf die Lebensqualität der Menschheit hatten.

In diesem Jahr standen nun Linus Torvalds aus Finnland für sein Open-Source-Betriebssystem Linux und Shinya Yamanaka aus Japan für seine Forschung an induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS) auf dem Siegertreppchen. War anfangs nicht klar, wer der beiden Pioniere den Hauptpreis 2012 erhalten würde, entschied sich die Jury nun dafür, den Preis einfach zu teilen: 600.000 Euro gehen an Torvalds, 600.000 an Yamanaka. Der Präsident der Republik Finnland, Sauli Niinistö, übergab die Urkunde der finnischen Nationaloper in Helsinki.

Torvalds bedankte sich bei der Verleihung bei der Jury: "Ich bin sehr geehrt, insbesondere, weil die Auszeichnung von der finnischen Akademie für Technologie vergeben wird." Yamanaka sagte, es sei eine Ehre, diesen wichtigen Preis für Forschung und Technologie anzunehmen. Seine Mission sei jetzt, die iPS-Stammzellenforschung auf der ganzen Welt voranzutreiben und neue Wirkstoffe und Behandlungsformen auf Basis der Technik zu schaffen.

Linus Torvalds wurde 1969 in Helsinki geboren. In den vergangenen acht Jahren wohnte und arbeitete er in den USA. Er ist weltbekannt als Erfinder des Open-Source-Betriebssystems Linux, das der Informatiker seit 1991 entwickelte und noch heute federführend betreut. Die Software, die sich auf die Mitarbeit zahlloser freiwilliger Programmierer stützen kann, läuft auf vielen PCs und Servern, steckt aber auch in Unterhaltungselektronik und sogar Küchengeräten. "Ich hatte keine Ahnung, welche Auswirkungen meine Arbeit eines Tages haben würde", sagte Torvalds in einem Interview im Vorfeld des Preises. "Es dürfte sogar einer der Hauptgründe für den Erfolg von Linux sein, dass ich nie hochfliegende Ziele hatte." Er habe nie ein Visionär werden wollen. "Ich mache mir über die Zukunft zumeist wenig Gedanken, was mich stärker beschäftigt, sind die tatsächlichen technischen Probleme." Sein Ziel habe immer darin bestanden, dass die Technik hinter Linux und anderen Projekten so solide wie möglich sei.

Dr. Shinya Yamanaka wurde 1962 in Osaka geboren und ist Arzt und Stammzellenforscher an der Universität von Kyoto. Der Direktor des Zentrums für Zellforschung CiRA kam 2006 in die Schlagzeilen der Weltpresse, als es ihm erstmals gelang, induzierte pluripotente Stammzellen (iPS) von Mäusen aus Bindegewebszellen zu produzieren. 2007 konnte er dies erneut mit menschlichen Bindegewebszellen wiederholen. iPS-Zellen besitzen ähnliche Eigenschaften wie embryonale Stammzellen. Das sind Alleskönner, aus denen man jegliche Gewebearten des Körpers züchten kann. In iPS-Zellen setzen Forscher große Hoffnungen. Künftig wollen sie mit ihnen aus Spenderzellen, Organe und Gewebe zur Behandlung von Krankheiten züchten. Der große Vorteil gegenüber embryonalen Stammzellen: iPS-Zellen lassen sich aus Körperzellen gewinnen und für ihre Herstellung müssen keine Embryonen zerstört werden. Daher sind sie ethisch unbedenklich.

Nach Yamanakas Durchbruch wuchs das Feld der Stammzellforschung rasant. Praktische Anwendungen gibt es etwa in der Medikamentenforschung, wo iPS-Zellen als Ausgangspunkt von Organnachbauten dienen, die sich ähnlich verhalten wie im menschlichen Körper. Dies ist hilfreich zur Erforschung von Krankheiten wie Parkinson oder Alzheimer. Auch Medikamente lassen sich an ihnen erproben. (bsc)