Developer Economics 2012: Studie zur App-Entwicklung

Der Branchenreport zur App Economy betrachtet die Entwicklerseite hinter der mobilen Bewegung. Die Studie stellt fest: Windows Phone ist das neue Schwarz, und Geld verdient man künftig in den BRIC-Staaten.

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Von
  • Robert Lippert
Inhaltsverzeichnis

Branchenanalyst VisionMobile hat die neueste Ausgabe seiner jährlichen Fachstudie rund um den Bereich der mobilen App-Entwicklung veröffentlicht. Die Developer Economics 2012 skizzieren die aktuelle Marktsituation im mobilen Bereich und geben Anhaltspunkte für die Wahl einer Plattform. Der Report geht auch der Frage nach, was einzelne Systeme für Entwickler attraktiv macht und wägt die Verdienstmöglichkeiten mit den jeweiligen Entwicklungskosten einzelner Plattformen ab.

Was die Marktsituation angeht, liegt Apple auch im aktuellen Quartal vorne. Samsung holt auf, und zusammen verdrängen die beiden Anbieter in Sachen Profit die Unternehmen Research In Motion, Nokia und HTC.

Apple stellt zwar nicht die meisten Geräte her, fährt aber auch weiterhin die höchsten Profite ein. RIM, HTC und Nokia verlieren.

(Bild: Developer Economics 2012)

Die meisten Geräte setzen im übrigen nicht etwa Samsung oder Apple ab, sondern vielmehr die sogenannten "Shanzhai"-Hersteller – Billiganbieter, die mit Nachahmungen und günstiger Hardware auf den Markt drängen. Insbesondere Nokias Einbußen seien auf dieses Preisdumping zurückzuführen. RIM und HTC litten unter einem Mangel an Alleinstellungsmerkmalen.

Der Tablet-Hype hat inzwischen Auswirkung auf die App-Entwicklung. So arbeite rund die Hälfte aller Entwickler auch an Tablet-Anwendungen – ein deutliches Plus gegenüber den 34,5 Prozent aus dem Vorjahr.

Tablets sind offiziell im Mainstream angekommen, ihre Beliebtheit liegt aber noch deutlich hinter den Smartphones.

(Bild: Developer Economics 2012)

Das generelle Interesse an der Tablet-Entwicklung ist laut Studie starken Schwankungen unterworfen – insbesondere iOS-Entwickler sind in dem Bereich sehr engagiert, erst später folgen BlackBerry- und Android-Programmierer. Die Zielplattform Nummer Eins bleibe aber weiterhin das Smartphone.

Kommerziell wackelt die Plattform mit rund 2,6 Millionen verkauften Geräten im ersten Quartal 2012 zwar, entwicklerseitig scheinen sich Microsofts Anstrengungen jedoch langsam auszuzahlen. 57 Prozent der Befragten haben angegeben, künftig für Windows Phone entwickeln zu wollen.

Zunehmend weniger Entwickler wollen für Android programmieren, das Interesse an iOS scheint ungebrochen. Interessant: Über die Hälfte der befragten Entwickler möchte sich in diesem Jahr Windows Phone vornehmen.

(Bild: Developer Economics 2012)

VisionMobile warnt jedoch vor zu großem Optimismus – im vergangenen Jahr wollten bereits rund 32 Prozent der Umfrageteilnehmer für Microsofts Plattform entwickeln, insgesamt hätten jedoch nur rund 1 Prozent der Befragten dieses Vorhaben auch umgesetzt. Windows Phone sei "cool", aber wenn das System auch praktisch an iOS oder Android hereinreichen soll, müssten jetzt Taten folgen.

Weitere Ergebnisse der umfangreichen Studie, an der rund 1500 Entwickler teilgenommen haben, lauten:

  • Gewinner: Facebook ist das neue Web. Inzwischen erreicht das soziale Netzwerk fast 50 Prozent der Internetnutzer. Diese Reichweite und die Möglichkeit, In-App-Käufe direkt über Facebook abrechnen zu können, werden die Plattform künftig weiter für Entwickler interessant machen.
  • Verlierer: Qualcomms BREW-Plattform stürzt förmlich ab, und Samsungs Bada dürfte schon bald rund die Hälfte seiner Entwickler verlieren. Auch BlackBerry werde mit einem "Entwickler-Exodus" zu kämpfen haben.
  • Entwickler gesucht: Unternehmen werden Millionen von Dollar in die Gewinnung neuer Fachleute stecken, tun sich aber weiterhin schwer, die Motivation von Entwicklern zu verstehen.
  • Verdienstmöglichkeiten: Einer von drei Entwicklern wird nicht alleine von seinen Apps leben können. Die Einschätzung deckt sich mit den Ergebnissen aus dem Vorjahr. Dabei lässt sich mit BlackBerry-Apps noch das meiste Geld verdienen, die Gewinnmöglichkeiten seien sogar höher als bei iOS. Und ganz nebenbei: Die Entwicklung für Apples Plattform sei mit die teuerste.
  • Chancen und Herausforderungen: Als Vertriebskanal wird Facebook seine Stellung weiter ausbauen. Entwickler werden jedoch daran arbeiten müssen, ihre Nutzer bei Laune zu halten – nur rund ein Drittel der Anwender nutzt eine App länger als drei Monate: Die nächsten 10 Millionen Apps werden als örtlich angepasste Fassung in den sogenannten BRIC-Staaten abgesetzt, so die Studie. Vorausgesetzt, Entwickler stellen entsprechende Lokalisierungen bereit.

Der Report Developer Economics 2012 steht als 75-seitiges PDF kostenfrei per Download zur Verfügung. Die Inhalte können unter der Lizenz Creative Commons Attribution 3.0 weiterverwendet werden. (rl)