Toolbox: Twitter-Client Polly
Der Twitter-Client Polly für Linux bringt die Nachrichtenströme mehrerer Twitter-Konten auf den Desktop. Das kleine Programm zeigt verschiedene, frei konfigurierbare Twitter-Streams in Spalten nebeneinander an und eignet sich auch zum Verfassen eigener Tweets.
Polly kann viel von dem, was man von einem Twitter-Client erwartet. Besonders praktisch ist Anzeige beliebig vieler Nachrichtenströme, die eigene Tweets genauso auflisten können wie die eines bestimmten Nutzers oder zu einem speziellen Hashtag. Passen die Spalten nicht mehr ins Fenster, blendet Polly einen horizontalen Scrollbalken ein.
Das noch junge Programm ist erst bei Version 0.93.4 angelangt, läuft aber bereits stabil. Allerdings fehlen noch einige Funktionen; am meisten vermisst man die Suche nach Usernamen und Hashtags. Vorläufig noch verzichten muss man auch auf eine deutsche Übersetzung.
Polly Twitter Client (7 Bilder)

Twitter-Account einrichten
Installation
Polly steht als DEB-Paket für verschiedene Ubuntu-Versionen sowie im Quelltext zum Selbstkompilieren zur Verfügung. Unter Ubuntu und Linux Mint lässt sich Polly aus einer Paketquelle (PPA) installieren und dann über die Aktualisierungsverwaltung auf dem aktuellen Stand halten. Der Befehl
sudo add-apt-repository ppa:conscioususer/polly-daily
fĂĽgt die neue Paketquelle hinzu, anschlieĂźend aktualisiert sudo apt-get update die Paketlisten. Danach steht Polly ĂĽber die grafische Paketverwaltung (etwa das Ubuntu Software-Center) oder mit dem Befehl
sudo apt-get install polly
zur Installation bereit.
Beim ersten Start hilft ein Assistent bei der Verknüpfung mit einem Twitter-Konto, die Autorisierung läuft über den Browser. Der Assistent bietet einen Link an, den man im Browser öffnet, seine Zugangsdaten einträgt und auf "Authorize app" klickt. Mit der dann angezeigte Zahlenfolge lässt sich in Polly der Zugriff auf den Twitter-Account freischalten. Weitere Twitter-Konten fügt man über "Edit/Add new account" hinzu. Über das Auswahlfeld oben links wechselt man dann zwischen den eingerichteten Konten. Für die Spaltenanzeige darunter ist die Auswahl unerheblich, sie kommt aber beim Verfassen eines eigenen Tweets zum Tragen.
Twitter mit Polly
Polly öffnet Twitter-Streams in mehreren Spalten nebeneinander. Wie viele Spalten das sind und was diese anzeigen, lässt sich dabei frei wählen. Standardmäßig zeigt Polly nur die Spalte "Home+Mentions", also alle Tweets der abonnierten Teilnehmer sowie Erwähnungen des eigenen Twitter-Namens. Bei Fotos und Videos bettet Polly ein verlinktes Vorschaubild in den Tweet ein.
Über das etwas unübersichtliche Menü "File" lassen sich weitere Nachrichtenströme ergänzen. Soll die neue Spalte die eigene Timeline, eigene Tweets, Erwähnungen, Favoriten oder Retweets anzeigen, muss der Feed über den entsprechenden Unterpunkt über "File/New Tweet Stream" hinzugefügt werden. Über "New user stream" öffnet man eine Liste der eigenen Follower und Freunde in einer neuen Spalte – hier kann man dann einen User auswählen, dessen Stream man sehen möchte. Mit Listen kann Polly ebenfalls umgehen und über "New list stream" eine neue Spalte mit einer vorhandenen Liste öffnen. Direktnachrichten sind über "New message stream" zu erreichen.
Ein Klick auf Hashtags und Twitter-Namen öffnet den dazugehörigen Stream ebenfalls in einer neuen Spalte, bei Links greift Polly dagegen auf den Standard-Browser zurück. Da es (noch) keine Suche nach beliebigen Usernamen oder Hashtags gibt, hangelt man sich am besten auf diese Weise zum gewünschten Stream, was manchmal ein wenig umständlich ist.
Wo die Reise hingehen soll, zeigt das Menü, das bereits Funktionen wie die Suche nach einem beliebigen Stichwort oder die Bearbeitung des eigenen Twitterprofiles enthält, obwohl sie noch nicht implementiert sind. Auch noch etwas umständlich: Um einem neuen Twitternamen zu folgen, muss man diesen zunächst anklicken, um ihn in einer neuen Spalte zu öffnen; erst dann kann man ihn über den Button „Follow“ hinzufügen.
Eigene Tweets
Bei einem Klick auf das Icon rechts oben im Polly-Fenster öffnet sich ein Feld zum Verfassen eines neuen Tweets. Ein erneuter Klick darauf blendet das Feld wieder aus. Die von 140 möglichen Zeichen noch zur Verfügung stehenden zeigt Polly beim Tippen rechts oben an. Eingetippte oder -kopierte Links verkürzt Polly automatisch, wenn die entsprechende Option in den Einstellungen über "Edit/Preferences/Shortening" aktiviert wurde. Als Dienste stehen is.gd, bit.ly und goo.gl zur Verfügung.
Ein Klick auf den grünen Haken schickt die Nachricht ab, über das Symbol links daneben lässt sich zuvor ein Bild oder Video hochladen, wobei man das Bild bei img.ly, TwitPic oder TwitVid ablegen kann.
Fazit
Im Alltagseinsatz hat sich Polly bereits als praktisches Tool bewährt. Die wichtigsten Funktionen sind vorhanden und das Programm läuft stabil. Schnell und ohne Umwege lassen sich hier Tweets aus verschiedenen Twitter-Konten absetzen. Die in jedem Tweet verfügbaren Buttons und das jeweilige Kontextmenü machen das Retweeten, Antworten, Favorisieren oder Verwenden des Twitter-Namens in einem Tweet besonders einfach. Möchte man den Stream zu einem Hashtag oder Twitter-Namen sehen, lässt sich dieser unkompliziert in einer neuen Spalte öffnen – und genauso schnell wieder schließen. Mit Listen kann man sich einen Stream passend zusammenstellen und in einer Spalte im Fenster anzeigen lassen. Die fehlende Suchfunktion ist das größte Manko des noch jungen Programms. (lmd)