Betriebliche Altersvorsorge als Mitarbeiterbindung

Immer mehr Unternehmen locken mit einer betrieblichen Altersvorsorge. Doch die lohnt sich in vielen Fällen kaum und birgt zudem Risiken für die Unternehmen.

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Von
  • Marzena Sicking

Die betriebliche Altersversorgung (bAV) ist für kleine und mittelständische Unternehmen immer häufiger ein Mittel, um begehrte Fach- und Führungskräfte in ihr Unternehmen zu holen. Sie wird laut der aktuellen Studie "Betriebliche Altersversorgung im Mittelstand", die die Generali Versicherungen und das F.A.Z.-Institut gemeinsam durchgeführt haben, immer öfter zur Mitarbeiterbindung bzw. -gewinnung eingesetzt.

93 Prozent der befragten Unternehmen wollen mit bAV-Angeboten aber nicht nur locken, sondern gezielt ihrer sozialen Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern gerecht werden. Für 88 Prozent ist sie ein wichtiges Instrument, um die gesetzlichen Pflichten als Arbeitgeber zu erfüllen. Insbesondere Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten wollen mit ihrem bAV-Angebot vor allem den gesetzlichen Vorgaben nachkommen.

Knapp zwei Drittel der mittelständischen Unternehmen gaben außerdem an, ihre Stammbelegschaft durch Betriebsrenten zu höheren Leistungen anspornen zu wollen. Genausoviele nutzen eine Betriebsrente gezielt dafür, wichtige Mitarbeiter stärker an sich zu binden und neue Fach- und Führungskräfte für ihr Unternehmen zu rekrutieren.

Insgesamt nutzen 62 Prozent der kleinen und 59 Prozent der mittelgroßen Betriebe diese Möglichkeit. Von den entsprechend aktiven Unternehmen setzen dabei 86 Prozent auf Direktversicherungen, 65 Prozent auf Pensionskassen und 32 Prozent auf Direktzusagen.

Die Strategie ist gut, denn laut einer Untersuchung der Unternehmensberatung Towers Watson erwarten drei Viertel der Arbeitnehmer in Deutschland von ihrem Arbeitgeber ein entsprechendes Angebot und sind bereit, einen Teil ihres Lohns entsprechend zu investieren. Für 56 Prozent ist die Sicherheit dabei wichtiger als eine besonders hohe Rendite.

Soweit die Theorie. In der Praxis bieten die bAV-Verträge aber deutlich weniger Sicherheit und Leistungen, als sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber erhoffen. Das zeigt jedenfalls ein aktueller Test der Zeitschrift Öko-Test, die in ihrer Juni-Ausgabe insgesamt 184 Tarife von Direktversicherungen und Pensionskassen untersucht hat. Einen Kapitalerhalt sichern nicht einmal 20 Prozent der Anbieter zu. Im schlechtesten Fall ist auf dem Rentenkonto zum Auszahlungsbeginn also weniger, als man während der Laufzeit eingezahlt hat. Die Rendite ist in den meisten Fällen außerdem kaum vorhersehbar, im schlechtesten Fall schafft man nicht einmal den Inflationsausgleich. Der Test ergab nur in wenigen Fällen eine zufriedenstellende Leistung.

Das birgt Risiken für die Arbeitgeber: denn die sind verpflichtet, bei der betrieblichen Altersvorsorge Verträge abzuschließen, die zumindest den hier eingezahlten Lohn auch wieder auszahlen. Für negative Ergebnisse können sie unter Umständen schadensersatzpflichtig gemacht werden. (map)
(masi)