Die neue Nummer zwei im DRAM-Markt: Micron

Mit der Übernahme von Elpida steigt Micron zum zweitgrößten Speicher-Spezialisten auf und kontrolliert gemeinsam mit Samsung und Hynix 90 Prozent des Marktes. EIne Analyse der Auswirkungen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 38 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Die Märkte der flüchtigen (DRAM-) und nichtflüchtigen (NAND-Flash-)Speicherchips konzentrieren sich auf immer weniger Hersteller. Durch die Übernahme des angeschlagenen japanischen DRAM-Spezialisten Elpida und die Fortführung der Kooperation mit Inotera und Rexchip katapultiert sich die US-Firma Micron auf den zweiten Platz hinter Samsung. Micron wird wohl auch die bisher von Powerchip gehalteten Rexchip-Anteile übernehmen.

Die bisherige Nummer 2, die ebenfalls in Korea ansässige SK Hynix, fällt auf den dritten Platz zurück – und der Abstand zur Nummer vier, dem Micron-Kooperationspartner Nanya, ist riesig. Lediglich drei Firmen – Samsung, Micron, SK Hynix – teilen künftig rund 90 Prozent des weltweiten DRAM-Umsatzes untereinander auf. Alle drei sind auch große Fische im NAND-Flash-Becken und halten dort gemeinsam 70 Prozent Anteil, hier kann sich aber die japanische Toshiba als Nummer 2 behaupten.

Micron hat Erfahrung mit der Übernahme von Konkurrenten: 1998 wurde das DRAM-Geschäft von Texas Instruments (TI) zugekauft, 2001/2002 jenes von Toshiba, 2008 übernahm Micron den Qimonda-Anteil am taiwanischen Fertigungspartner Inotera, stieg also in die Partnerschaft mit Nanya ein. Eine günstig eingekaufte Chip-Fab kann auch mit etwas gröberen Strukturen als die Konkurrenz wirtschaftlich fertigen.

Nur Großfirmen können sich noch die gewaltigen Investitionen in neue Fertigungstechnik für immer kleinere Strukturen leisten, oft nehmen sie dabei auch vergünstigte Kredite oder direkte Subventionen der öffentlichen Hand in Anspruch. Große Entwicklungsabteilungen sind nötig, um die jeweils proprietäre DRAM-Technik so schnell fortentwickeln zu können, dass man nicht in Patentstreitigkeiten mit der Konkurrenz gerät. Eine Auslagerung an Auftragsfertiger, wie es bei anderen Halbleiterbauelementen üblich ist, funktioniert wegen der geringen Margen bei den voll standardisierten und leicht gegen Konkurrenzprodukte austauschbaren Speicherchips nicht.

Angesichts niedriger DRAM- und Flash-Speicherpreise ist die weitere Zunahme der Marktkonzentration für die Käufer der Produkte zurzeit kein Problem, könnte aber zu einem werden: Die Konkurrenz erlahmt, die Innovationsfreude nimmt ab. In der Vergangenheit hat sich die DRAM-Sparte auch als anfällig für Preisabsprachen erwiesen. Und immer mehr Standardkomponenten aktueller Desktop-PCs, Notebooks, Server, Smartphones und Tablets stammen zwar aus Werkshallen, die über die ganze Welt verteilt sind, aber nur noch wenigen Riesenkozernen gehören. So sind bloß noch zwei Hersteller von 3,5-Zoll-SATA-Festplatten übrig, nämlich Seagate und WD. Mainboard-Chipsätze gibt es jeweils nur noch von den CPU-Herstellern, bei Sound- und Netzwerkchips dominiert Realtek den Consumer-Markt – und auch bei den Mainboards lassen Asus, MSI, Gigabyte und Intel nur noch ziemlich kleine Krümel übrig für Firmen wie Asrock, Biostar oder Elitegroup – zumal auch einige der genannten Marken längst von den allgegenwärtigen Auftragsfertigern wie Foxconn oder Pegatron zukaufen oder diesen gar gehören. (ciw)