Whitepaper beleuchtet Geschichte des "Hacktivismus"

Kurioses und Politisches aus der Welt der vernetzen Willensbekundung berichtet die neueste Publikation aus dem Hause McAfee.

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Von
  • Ute Roos

Streng wissenschaftlichen Kriterien mag die jüngste Publikation (PDF) des Sicherheitsspezialisten McAfee über die Geschichte des Hacktivismus vielleicht nicht genügen, muss sie aber auch nicht. Lesenswert ist sie allemal. In einem Rundumschlag stellt der Autor Francois Paget die Wurzeln des politischen Aktivismus im Internet vor – beginnend in Deutschland mit der Gründung des CCC –, fasst die wichtigsten Aktivitäten der vergangenen Jahre zusammen und liefert zahlreiche bebilderte und tabellarisch aufbereitete Fakten über die aktuell wichtigsten Gruppierungen, ihre Methoden, Kommunikationskanäle, Tools und auch ihre Gegner.

Drei große Gruppen an Hacktivisten macht der Autor derzeit aus: Anonymos, Cyberoccupier sowie sogenannte Internetkrieger, die vor allem in Ländern mit totalitären Tendenzen beheimatet sind. Laut Studie beschäftigt sich die letzte Kategorie überwiegend mit der Verunstaltung von Webseiten sowie DDoS-Angriffen auf Dissidenten. Ob sie tatsächlich im Auftrag der jeweiligen Regierung handeln, wie sie häufig behaupten, ist kaum nachzuprüfen. Aufgelistet werden auch eher lustig anmutende DDoS-Angriffe etwa gegen die britische Regierung, weil diese ein Gesetz gegen Konzerte mit monotonem Rhythmus verabschieden wollte.

Der populären Bewegung Anonymous spendiert das Paper unter anderem eine tabellarische Darstellung der wichtigsten Meilensteine. Die Aktivitätenliste reicht vom Protest aus trivialen Gründen wie die Belästigung eines Kaliforniers, der selbst aus Protest gegen öffentliches Fluchen eine entsprechende Website freigeschaltet hatte, bis hin zu ernsthafteren Dingen wie das Bekämpfen von Scientology oder das Unterstützen iranischer Dissidenten. Umweltbelange, Veröffentlichungsfreiheit sowie Piraterie sind nur einige weitere der zahlreichen Themen. Eine Waffe gegen die Einschränkung der persönlichen Freiheitsrechte sowie – vermeintlicher oder realer - Polizei- und Behördenwillkür ist das sogenannte "Doxing". Als solches bezeichnet man das Lancieren von Meinungskampagnen gegen einzelne Beamte oder Behörden, teilweise mit durch Servereinbrüche illegal beschafften Informationen. Auch dazu finden sich interessante Zahlen und Hintergründe.

In seinem Resümee verweist der Autor, der als Malware-Forscher in den McAfee Labs arbeitet, auf den zwiespältigen Charakter der Protestbewegungen. So engagieren sich heutzutage neue Gruppen wie Journalisten und Informatiker für hehre politische Ziele – oder auch Anwälte, die mit der überraschenden Forderung nach Legalisierung bestimmter DDoS-Angriffe von Aktivisten aufwarten. Auf der anderen Seite gibt es zahlreiche Aktivisten, die auch vor kriminellen Handlungen nicht zurückschrecken. Ihre Angriffe sind, so der Autor "von zweifelhaftem Wert und schwer zu verstehen".

Wer angesichts der instabilen Wetterlage das Haus nicht verlassen möchte, findet in dem 34-seitigen PDF eine anregende Wochenendlektüre. (ur)