X-Server 1.13 wird Hybridgrafik besser unterstützen

In den Entwicklerzweig des für September geplanten X-Servers 1.13 sind Änderungen eingeflossen, die die Unterstützung für USB-Monitore und zur Laufzeit zuschaltbare Grafikchips verbessern.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

In den Entwicklerzweig des X-Servers von X.org sind Änderungen eingeflossen, die die Unterstützung von zur Laufzeit aktivierbarer Grafikhardware bei Linux-Distributionen verbessern sollten. Die ist bei Linux bislang eher dürftig und war ein Anlass für das "Nvidia, fuck you!", mit dem Linux-Erfinder Linus Torvalds kürzlich viel Aufsehen erregt hat.

Nvidia hat zu der jetzt integrierten und in der heute veröffentlichten ersten Vorabversion des X-Servers 1.13 enthaltenen Infrastruktur offenbar nicht sonderlich beigetragen. Sie besteht aus mehreren Teilen; darunter Patches für "Output Slaves", durch die der X-Server zur Laufzeit erscheinende Grafikhardware aktivieren kann. Das ist etwa für DisplayLink-Hardware interessant, um eine schon gezeigte Desktop-Oberfläche direkt nach dem Anstecken eines USB-Monitors auf diesen zu erweitern, ohne den X-Server neu starten zu müssen.

Darauf baut die ebenfalls in den X-Server-Code integrierte Funktion "Offload Slaves" auf. Durch sie kann ein Treiber Grafikberechnungen an einen Grafikchip abtreten, um das berechnete Bild anschließend ohne viel Overhead selbst auszugeben. Das ist zur Unterstützung für Hybridgrafik in aktuelle Notebooks interessant, denn die zuschaltbaren GPUs (Graphics Processing Units) von AMD und Nvidia kümmern sich bei den zumeist nur um Grafikberechnungen; die eigentliche Bildschirmansteuerung und Bildausgabe erfolgt auch bei zugeschaltetem Grafikchip über die GPU im Prozessor.

Die neuen Funktionen lassen sich über eine Erweiterung des Protokolls RandR (Resize, Rotate and Reflect Extension) nutzen, das diese Fähigkeiten durch die Versionsbezeichnung 1.5 ausweist. Damit diese unter dem Begriff "Prime Infrastucture" entwickelten Verbesserungen es noch in den derzeit vorbereiteten und für Anfang September geplanten X-Server 1.13 schafften, hatte der X.org-Entwickler Keith Packard eigens das Ende der Phase, in der die größeren Änderungen für diese Version aufgenommen werden, um einige Tage bis zum gestrigen Montag ausgedehnt. Die Erweiterungen für den X-Server sind zudem auf Grundlagen im Linux-Kernel angewiesen, die das noch in diesem Monat erwartete Linux 3.5 bieten wird.

Maßgeblich entwickelt wurden die Prime-Infrastruktur für den Linux-Kernel und den X-Server von Red-Hat-Entwickler Dave Airlie. Er hat die Funktionen bereits in zwei You-Tube-Videos demonstriert, als sie noch in Entwicklung waren. Packard hat das Zuschalten eines DisplayLink-Monitors kürzlich ausprobiert und erläutert einige Erfahrungen und noch zu korrigierende Ungereimtheiten in einem Blog-Eintrag.

Abgeschlossen ist die Arbeit an ordentlicher Unterstützung für Hybridgrafik damit noch nicht, denn bei den jetzt aufgenommen Änderungen handelt es sich nur um die ersten beiden von vier Schritten, die Airlie vor einem Monat umrissen hatte; Funktionen zum kompletten Umschalten auf einen anderen Grafikchip zur Laufzeit und andere Erweiterungen, die vom X-Betriebsmodus Xinerama bekannte Funktionen ermöglichen sollen, stehen noch auf der ToDo-Liste. Es wird sich zudem zeigen müssen, wie gut die Infrastruktur in den Distributionen mit Kernel 3.5 und X-Server 1.13 arbeiten wird. Bislang ist nicht absehbar, ob die proprietären Linux-Grafiktreiber von AMD oder Nvidia die neue Infrastruktur nutzen werden; fürs Erste dürfte die trickreich, technisch aber etwas umständlicher als Prime vorgehende Software Bumblebee daher weiter die beste Möglichkeit sein, um die Leistungsfähigkeit von Nvidia-GPUs ins Notebooks mit Nvidias Optimus auszureizen. (thl)