Die Neuerungen von Linux 3.5

Zusammen mit neuen X-Servern wird Linux 3.5 Hybridgrafik besser unterstützten. Der neue Kernel beherrscht den von Mac bekannten "FireWire Target Disk Mode". Werkzeuge zum Performance Monitoring können jetzt auch Userspace-Software im Auge behalten.

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Von
  • Thorsten Leemhuis
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Zwei Monaten nach Linux 3.4 haben Linux Torvalds und seine Mitstreiter jetzt die Linux-Version 3.5 fertig gestellt. Die Prime-Infrastruktur für Hybridgrafik und Uprobes zur Performance-Überwachung sind nur zwei von mehreren Neuerungen, die für Heim-PCs und professionelle System-Administrationen wichtig sind.

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Im Detail

Bereits in den vergangenen Wochen hat das Kernel-Log in der Serie "Was Linux 3.5 bringt" detailliert über die Neuerungen von Linux 3.5 berichtet:

  1. Netzwerk
  2. Dateisysteme und Storage
  3. Architektur-Code
  4. Treiber
  5. Infrastruktur

Der nebenstehende Text fasst die wichtigsten Neuerungen dieser Artikel zusammen und gibt einen Ausblick auf den Kernel 3.6.

Eine Reihe von Grafiktreibern im Kernel erhielt Unterstützung für Prime. Das Framework soll den Support für zur Laufzeit zuschaltbare Grafikhardware verbessern – etwa DisplayLink-Monitore und die vor allem in Notebooks anzutreffenden Hybridgrafiktechniken. Auf den neuen Kernel-Funktionen soll der Prime-Support für den X-Server aufbauen, der bereits in eine Vorabversion des für September geplanten X-Servers 1.13 integriert wurde. Einige der im Herbst erwarteten Distributionen dürften dadurch USB-Monitore und Hybridgrafiklösungen wie Nvidias Optimus besser unterstützten; die Entwickler haben aber noch weitere Verbesserungen für Hybridgrafik auf ihrer ToDo-Liste.

Der Radeon-Treiber legt Daten jetzt anders im Videospeicher ab; das soll aus einigen GPUs der Reihen R600 bis R900 (Radeon HD 2400 bis 7670) mehr Performance herauskitzeln. Die Kernel-Entwickler haben zudem die Unterstützung für den Audio-Transport via HDMI bei neueren Radeon-GPUs erheblich ausgebaut, wodurch auch die meisten Northern-Island-GPUs (viele 6000er-Radeons) diesen nun unterstützen, wenn der Radeon-Treiber mit dem Parameter "audio" geladen wird.

Der Nouveau-Treiber in 3.5 bietet alles Nötige zur Nutzung der Hardware-Beschleunigung von Kepler-Chips, die auf vielen GeForce-Modellen der aktuellen 600er-Serie sitzen. Bis auf weiteres ist für 3D-Beschleunigung allerdings eine zusätzliche Firmware erforderlich, die man dem proprietären Treiber von Nvidia umständlich entlocken muss.

Nach jahrelanger Entwicklung und Dutzenden von Anläufen und größeren Umbauten stieß der Code für Uprobes (Userspace Probes) zum Kernel (u. a. 1, 2, 3, 4, 5), über den sich zur Laufzeit Breakpoints in den Code von Userspace-Software einfügen lassen. Diese Funktion kann man bislang nur über das Perf-Events-Subsystem des Kernels nutzen; darauf zurückgreifende Tracing-Software wie das dem Kernel beiliegende Perf oder die Version 1.8 von Systemtap sind so in der Lage, über Tracepoints in Userspace-Programmen das Laufzeitverhalten von Kernel und Anwendungen in einem Zug zu beobachten.

Bislang konnte Perf nur die Vorgänge im Kernel beobachten; Systemtap brauchte zur Beobachtung von Userspace-Software Utrace, das es nie in den offiziellen Kernel geschafft hat. Hinweise zum Praxis-Einsatz des vor langer Zeit aus Utrace hervorgegangene Uprobes liefert der Uprobes-Merge-Commit. Weitere Hintergründe liefert LWN.net in einem Artikel, der auch erläutert, wieso die Tracing-Möglichkeiten des Linux-Kernels immer noch deutlich hinter dem Funktionsumfang der Solaris-Lösung Dtrace zurückbleiben.