Microsoft-Chefsache: Steve Ballmer stellt das neue Office vor

Microsoft-Chef Steve Ballmer stellte in San Francisco eine neue Version von MS Office vor. Der Schwerpunkt lag neben der Touch-Bedienung auf Office 365, der Web-Version des Büropakets.

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Von
  • Dorothee Wiegand

Microsoft-Chef Steve Ballmer ließ es sich nicht nehmen, das neue Office selbst zu präsentieren

(Bild: Microsoft)

Bereits Anfang Juni hatte Microsoft für den 16. Juli 2012 zu einem "exclusive in-person media event" geladen. Der Gegenstand der Präsentation blieb bis zu Schluß geheim, jedenfalls offiziell. In der vergangenen Woche mehrten sich allerdings bereits die Hinweise, dass es diesmal um Microsoft Office gehen würde. Und so war es dann auch.

Die Themen der Office-Präsentation: Windows 8, Cloud und soziales Miteinander. Außerdem: neue Werkzeuge zum Annotieren, flexible Darstellung fürs "digitale Konsumieren" von Datei-Inhalten.

Das Büropaket sei "eines der aufregendsten Produkte" aus seinem Hause, sagte Steve Ballmer zum Auftakt der Vorstellung in San Francisco, wenn es auch normalerweise nicht so sehr in den Nachrichten gefeiert würde. Überhaupt seien es "aufregende Zeiten" bei Microsoft, meinte Ballmer weiter. Er begann die Präsentation mit einer Aufzählung bereits bekannter Neuigkeiten, die von Windows 8 bis zur neuen Version der Suchmaschine Bing reichte und bemerkte zwischendrin selbstbewußt, "wir haben auch ein paar Firmen gekauft". Alle genannten Neuerungen und Aktivitäten zu einem großen Ganzen zu verbinden, diese schwierige Aufgabe sollte offenbar das neue Office leisten, das Ballmer als Flaggschiff und als wichtigste Anwendung für die meisten Microsoft-Kunden bezeichnete. Allerdings schränkte er ein: Thema der Vorstellung werde "Office as a Service" sein, also die unter dem Namen "Office 365" eingeführte Web-Variante von Word, Excel, PowerPoint und Co.

Skype-Integration in Outlook: Über die "People Card" ruft man Kontakte per Skype an.

Für die eigentliche Vorstellung übergab er das Wort dann an Kirk Koenigsbauer, Corporate Vice President für den Office-Bereich bei Microsoft. Er zeigte zunächst auf einem Tablet eine touch-fähige PowerPoint-Version mit neuen Annotiermöglichkeiten und einem speziellen Präsentier-Modus, in dem der Tablet-Rechner dem Vortragenden als eine Art Schaltzentrale dienen soll. In Outlook bekamen die Zuschauer neue "Quick Action Tabs" zu sehen, eine schmale Leiste am rechten Rand des Arbeitsfensters mit Knöpfen zum schnellen Markieren, Sortieren und Löschen einzelner Mails; die Touchbedienung führte Koenigsbauer hier mit etwas Wischen im Kalender vor, versprach jedoch volle Touch-Fähigkeit aller Komponenten, von der in den kommenden Monaten mehr zu sehen sein werde. Ein neues Modell für Entwickler soll dafür sorgen, dass die Büro-Anwendungen sich durch Apps erweitern lassen. Als erste Beispiele nannte Koenigsbauer die Integration von Bing Maps und einer "Appointment Suggestion"-Funktion in Outlook.

Anhand des Notizenprogramms OneNote demonstrierte er ein weiteres zentrales Thema der Präsentation: neue Wege, "Inhalte zu konsumieren". Gemeint ist eine flexible Darstellung von Texten, Bildern und weiteren Elementen eines Dokuments, die das Anschauen am Bildschirm so angenehm gestaltet, dass der Anwender Dateien nicht mehr ausdrucken möchte, um sie zu lesen. Auch Word hat hier dazugelernt, zeigt Texte auf Wunsch invers dargestellt, passt sie dem jeweiligen Bildschirm an und lässt den Bildschirmleser einzelne Textteile variabel ein- und ausklappen. Word-Dateien können in der neuen Version auch Videos enthalten, das vorgeführte Verkleinern und Platzieren eines Fotos im Text per Touch wirkte recht flüssig und überzeugend.

Für die Microsoft-Strategen gehört weit mehr zum großen Thema "Office" als die meisten Anwender darunter verstehen: SharePoint und vor allem SkyDrive wurden intensiv vorgeführt, ebenso ein Skype-Telefonat aus Outlook heraus sowie ein Lync-Meeting. Wer darauf gehofft hatte, neue Funktionen für das alltägliche Bürogeschäft kennenzulernen, bekam gegen Ende der Demo noch ein paar hübsche Excel-Neuheiten zu sehen. Das Ziel sei hier, so Kirk Koenigsbauer, bisher nur schwer bedienbare Profi-Funktionen auch dem schlichteren Excel-Nutzer zugänglich zu machen. So sollen sich Pivot-Tabellen künftig mit nur einem Klick erstellen lassen.

Altgediente Word- oder Excel-Anwender hätten sich sicherlich ein paar mehr solcher konkreter Informationen gewünscht, beispielsweise zu den neuen Fähigkeiten von Word als PDF-Betrachter und -Editor von denen im Vorfeld hier und da die Rede war; diese Vermutungen blieben jedoch unbestätigt. "Wir haben Ihnen nicht viel von den neuen Produktivitätswerkzeugen gezeigt" räumte denn auch Steve Ballmer in seinen abschließenden Sätzen ein. Traditionelle Office-Nutzer beruhigte er zwar mit dem Satz "Sie werden weiterhin Office-Software kaufen und installieren können", aber das Thema des heutigen Abends war ganz klar ein anderes: "Das seit Jahren dynamischste, aufregendste Windows wird nun durch das dynamischste, aufregendste Office ergänzt". Beides zusammen, so Ballmer, sei "magisch". Die Frage, ob die nächste Office-Version überhaupt unter Windows XP und Vista funktioniert, blieb bei soviel Magie unbeantwortet. Auch die Entwickler verstehen den Versionswechsel offenbar als Neuanfang. Es gibt ein neues Office-Blog, das bisherige Microsoft Office News Bites Blog wurde in Rente geschickt.

Diese Office-Vorstellung diente offensichtlich dazu, unter den Büroarbeitern für Metro und Windows 8 zu werben. Zwar kann man kritisch anmerken, dass beispielsweise die Office-Kacheln auf dem Startscreen noch nicht der Metro-Optik entsprachen. Neugier auf die fertige Version von Office 2013 hat die heutige Vorstellung aber durchaus geweckt. Zum Ausprobieren gibt es vorerst nur die Preview der Office-365-Variante. (dwi)