Open Access: Freier Zugang zur britischen Forschung

Bis 2014 sollen nach dem Willen der britischen Regierung Forschungsveröffentlichungen jedermann frei zugänglich sein. Dafür soll auch das bisherige Modell der Kostenübernahme geändert werden.

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Von
  • Richard Sietmann

Innerhalb von zwei Jahren sollen in Großbritannien die aus der öffentlich finanzierten Forschung hervorgegangenen Publikationen für jedermann frei zugänglich werden. Das hat der britische Hochschul- und Wissenschaftsminister David Willetts angekündigt. Bis 2014 soll das wissenschaftliche Publikationswesen vom System "subscriber pays" auf "author pays" umgestellt werden. Das heißt, die Kosten der kommerziellen Verlage für das Begutachten, die Publikation, die Bearbeitung und Veröffentlichung im Netz sollen dann die Forschungseinrichtungen tragen und nicht mehr über die traditionellen Zeitschriftenabonnements aus den Etats der Bibliotheken hereingeholt werden.

Damit folgt die britische Regierung den Vorschlägen der von ihr eingesetzten Arbeitsgruppe unter der Leitung der Soziologieprofessorin Janet Finch von der Universität Manchester, der Vertreter von Verlagen, Bibliotheken und wissenschaftlichen Vereinigungen angehörten. Sie empfahl Mitte Juni genau dieses Modell, bei dem die Verlage von den Autoren typischerweise etwa 2000 Pfund Bearbeitungs- und Veröffentlichungskosten zur Freischaltung eines Artikels im Internet erheben.

Der Finch-Report bezifferte die Kosten der vollständigen Umstellung auf "Open Access" auf etwa 50 Millionen bis 60 Millionen Pfund pro Jahr. Dies wäre im Verhältnis zu den 4,6 Milliarden Pfund, welche die Londoner Regierung jährlich für die Forschung aufwendet, ein bescheidener Betrag. Bezahlschranken um die vom Steuerzahler finanzierte Forschung herum zu beseitigen werde "echte wirtschaftliche und gesellschaftliche Vorteile" bringen, die "weit über die 50 Millionen Pfund aus dem Wissenschaftshaushalt hinausgehen", erklärte Willetts. "Wir hoffen, dass durch den Wettbewerb die Autorengebühren sinken und Universitäten Einsparungen erzielen, indem sie nicht mehr so viel für die Subskriptionen der Zeitschriften zahlen müssen".

Die Details der Umstellung sollen dem Minister zufolge nun die Research and Funding Councils als Einrichtungen der Forschungsfinanzierung abgestimmt mit den Universitäten, Instituten, Autoren und Verlegern ausarbeiten. Geklärt werden muss beispielsweise, wie die Kosten gemeinschaftlich verfasster Veröffentlichungen aufgeteilt werden sollen, die unter Beteiligung ausländischer Autoren entstehen. Im Jahre 2010 beruhten 46 Prozent der Publikationen britischer Wissenschaftsverlage auf einer internationalen Zusammenarbeit, hatte die Finch-Kommission ermittelt und deshalb eine klar definierte Politik verlangt, wer in diesen Fällen wofür bezahlt, und wie verfahren werden soll, wenn ein ausländischer Forschungsfinanzierer die Beteiligung an dem Modell "author pays" verweigert.

Zur Begleitung des Umstellungsprozesses auf Open Access hat sich der britische Wissenschaftsminister bereits die – unentgeltliche – Unterstützung des Wikipedia-Gründers Jimmy Wales gesichert. Er soll die Regierung beim Aufbau eines mit 2 Millionen Pfund veranschlagten Forschungsportals, der Einführung verbesserter Peer-Review-Verfahren und Tools zur Diskussion von Veröffentlichungen im Netz beraten. (anw)