Europcar ortete Nobelkarossen ohne Wissen der Mieter

Hamburgs Datenschützer belegten den Autoverleih mit einem hohen Bußgeld, weil der 1300 wertvolle Pkw aus seiner Flotte ohne Wissen der Insassen geortet hat – teils auch ohne dass ein Diebstahl zu befürchten war.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Der Autovermieter Europcar hat wertvolle Pkw aus seiner Flotte ohne Wissen der Mieter per GPS orten lassen, wie der Hamburgische Beauftragte für Datenschutz heute bekanntgab. Wegen dieser unzulässigen Erhebung personenbezogener Daten verhängte seine Behörde ein Bußgeld in Höhe von 54.000 Euro gegen das Unternehmen.

Durch eine Beschwerde sei bekannt geworden, dass der Autoverleih in 1300 hochwertige Fahrzeuge seiner Flotte Ortungssysteme eingebaut hatte und damit die Mieter und Insassen ohne deren Wissen lokalisierte. Europcar habe die Übermittlung der Ortungsdaten damit gerechtfertigt, so Diebstähle aufklären zu können. Außerdem sollte kontrolliert werden, ob sich der Mieter noch im zulässigen Gebiet befindet, da gerade bei teuren Pkw Fahrten in bestimmte Staaten vertraglich untersagt sind. Außer dem Standort wurden Datum, Zeit und auch die Geschwindigkeit der Fahrzeuge erhoben.

Ferner hat die Datenschutzbehörde festgestellt, dass eine erste Stellungnahme von Europcar unvollständig war. Eine Kontrolle bei einer Firma in Schleswig-Holstein, die im Auftrag von Europcar seit 2004 die Fahrzeugortung vornimmt, ergab demzufolge, dass die Pkw auch ohne Anlass regelmäßig alle 48 Stunden geortet wurden. Außerdem wurde automatisch eine Position übermittelt, sobald sich ein Fahrzeug einem Hafengebiet näherte.

"Grundsätzlich ist die Motivation von Europcar nachvollziehbar. Die heimliche Ortung von Mietfahrzeugen und die heimliche Kontrolle der Mieter stellen jedoch einen schweren Eingriff in deren Persönlichkeitsrecht dar", bewertet Hamburgs oberster Datenschützer Johannes Caspar den Vorgang: "Der Autovermieter hat es dadurch in der Hand, Bewegungsprofile seiner Kunden zu erstellen. […] Insbesondere durch die anlasslose Ortung werden die Mieter regelmäßig unter einen Generalverdacht gestellt."

Da die GPS-Ortung ohne Wissen und ohne Einwilligung der Mieter erfolgte, sei sie ordnungswidrig. Ferner habe es zwischen Europcar und der ausführenden Firma in Schleswig-Holstein keinen Vertrag zur Auftragsdatenverarbeitung nach dem Bundesdatenschutzgesetz gegeben.

Inzwischen hat Europcar die regelmäßige Ortung alle 48 Stunden abgestellt, meldet dpa. Der Übermittlung der Daten in so genannten "Alarmfällen" muss der Mieter nun vorher ausdrücklich zustimmen. Eine Europcar-Sprecherin erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur, ihr Unternehmen werde das Bußgeld von 54.000 Euro umgehend zahlen. Zum Vergleich: Die billigste Variante der Mercedes S-Klasse steht derzeit mit 71.876 Euro (netto: 60.400 Euro) im Angebot der Schwaben – mögliche Großkundenrabatte unberücksichtigt. (ssu)