Zynga kommt auf keinen grünen Zweig

Es ist ein Schlachtfest an der Börse: Weil beim Spieleentwickler Zynga (u.a. Farmville, Cityville, Mafia Wars) das Geschäfte nicht so läuft wie versprochen, rauscht die Aktie in die Tiefe. Und sie reißt das Papier des wichtigsten Partners Facebook mit.

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Von
  • dpa

Die Börse hat nach erneut enttäuschenden Zahlen jede Geduld mit dem Online-Spieleanbieter Zynga verloren. Die Zynga-Aktie stürzte nachbörslich ins Bodenlose: Sie verlor fast 39 Prozent auf 3,12 Dollar. Der "Farmville"-Erfinder hatte seine Aktie erst im Dezember zum Preis von 10 Dollar an die Börse gebracht. Das schwache Abschneiden von Zynga wird auch die am heutigen Donnerstag nach Börsenschluss in den USA anstehenden Zahlen des Partners Facebook belasten: Zynga steuerte zuletzt 15 Prozent zum gesamten Facebook-Umsatz bei. Facebooks Aktie sackte nachbörslich um rund 8 Prozent ab.

Zynga wurde einst als künftiger Börsenstar mit einem Wert von bis zu 20 Milliarden Dollar gehandelt, das Geschäft entwickelt sich jedoch nicht so wie erhofft. Mehrere Quartale hintereinander liefen Verluste auf. Von April bis Juni verlor der Spieleentwickler fast 23 Millionen Dollar und kappte am Mittwoch obendrein auch noch seine Jahresprognose. Neue Games kommen später heraus als geplant und bestehende Titel verlieren Spieler. Das Umfeld auf Facebook sei "herausfordernder" geworden, erklärte Zynga. Mehr Nutzer als erwartet wandern vom PC zu mobilen Spielen ab.

Zynga versucht zwar auch, eine von Facebook unabhängige Web-Plattform für seine Spiele aufzubauen, sie steht aber erst am Anfang. Noch haben Zynga und Facebook eine fast symbiotische Verbindung: Über das weltgrößte Online-Netzwerk kommen die meisten Spieler zu Zynga. Das eigentliche Spiel ist kostenlos, der Entwickler verdient sein Geld innerhalb der Simulation mit dem Verkauf virtueller Güter wie Traktoren in "Farmville" oder Gebäuden in "Cityville". Facebook bekommt einen Anteil an diesen Einnahmen.

Jetzt präsentierte Zynga zwar den Bestwert von 306 Millionen aktiven Spielern im Monat, doch die Spiele-Erlöse sanken im Vergleich zum ersten Quartal. Und die Gewinnprognose für das gesamte Jahr wurde radikal gekappt: Zum Ende des ersten Quartals stellte Zynga noch bis zu 29 US-Cent je Aktie auf Basis um einige Ausgaben bereinigter Zahlen in Aussicht – jetzt sollen es nur noch 4 bis 9 Cent sein.

Derartige Neuigkeiten sind Gift für die Facebook-Aktie. Die Anspannung vor der ersten Zahlenvorlage des Sozialen Netzwerks als börsennotiertes Unternehmen ist ohnehin groß. An diesem Donnerstagabend deutscher Zeit ist es so weit. In den vergangenen Tagen kursierten Gerüchte, dass Facebook die ersten Nutzer weglaufen. Viele Beobachter rechnen mindestens mit einer Abschwächung des Wachstums.

Sorgen bereitet vor allem das Mobilgeschäft von Facebook. Viele Nutzer halten mittlerweile über die Smartphone-App den Kontakt zu ihren Freunden. Die kleinen Bildschirme der Telefone erlauben es aber kaum, Werbung zu zeigen - die Haupteinnahmequelle von Facebook. Erschwerend kommt hinzu, dass umstritten ist, ob die Werbeanzeigen auf der normalen Website die Nutzer erreichen. Der prominenteste Werbetreibende, der sich zumindest zwischenzeitlich abgewandt hatte, war der US-Autobauer General Motors.

Das alles lastet auf der Facebook-Aktie. Sie lag mit nachbörslich gut 27 Dollar nur noch knapp über ihrem Allzeittief von 25,52 Dollar. Beim Börsengang im Mai hatten Gründer Mark Zuckerberg und andere Investoren die Papiere noch zu 38 Dollar unters Volk gebracht. Schon kurz nach dem Start war die Aktie in die Tiefe gerauscht. Seitdem ist Facebook bei vielen Anlegern in Ungnade gefallen. (jk)