Also-Actebis: Auch "Möller-Hergt" ist ein Doppelname

Als wenn es nicht so wichtig wäre, hat Also-Actebis die Information über die Entscheidung, den Namensbestandteil "Actebis" auszuradieren, ganz am Ende einer Presseinfo versteckt. Warum der Name "Actebis" weg soll? Weil man mehr Klarheit schaffen will, sagt der Chef. Aber was heißt das?

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Von
  • Damian Sicking

Lieber Also-Actebis-Chef Prof. Dr. Gustavo Möller-Hergt,

Also-Actebis-Chef Gustavo Möller-Hergt

(Bild: Also-Actebis)

ich habe mir lange überlegt, ob ich diese Kolumne schreiben soll, denn schon wieder Also-Actebis? In den letzten Monaten habe ich mich überdurchschnittlich oft dem Thema Also-Actebis gewidmet. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass ich dem Unternehmen irgendwie besonders verbunden bin. Das ist aber nicht der Fall, wie ich bei dieser Gelegenheit ausdrücklich betonen möchte. Also-Actebis ist für mich genauso eine Firma wie jede andere auch. Es ist nur so: Bei Ihnen passiert gerade so viel. Ein Händler sagte mir vor wenigen Tagen: "Die beiden Firmen aus der IT-Branche mit dem derzeit größten Unterhaltungswert sind eindeutig HP und Also-Actebis." Sehe ich auch so. Das und nur das allein ist der Grund für das gehäufte Vorkommen von Also-Actebis hier in meiner Kolumnensammlung.

Jetzt ja auch wieder: Nur kurz nach dem Ausscheiden des langjährigen CEOs Klaus Hellmich wird bekannt, dass mit Marketingchef Oliver Kaiser ein weiterer Top-Manager dem Unternehmen den Rücken kehrt. Dann vor wenigen Tagen die interessanten Halbjahreszahlen. Doch auf die will ich an dieser Stelle gar nicht eingehen, darüber ist ja bereits viel geschrieben worden. Was ich viel spannender finde, ist Ihre Entscheidung, den Namen "Actebis" aus der Firmierung zu entfernen und in Zukunft nur noch als "Also" aufzutreten.

Ich finde die Sache aus mehreren Gründen interessant. Zum Einen betrifft dies die Art der Kommunikation. Quasi in einem Nebensatz, lapidar, so als ob es keine große Sache sei, teilen Sie ganz am Ende der Pressemitteilung über das Halbjahresergebnis der staunenden Öffentlichkeit mit, dass im Laufe dieses Jahres "die Landesgesellschaften ihren Namen auf ALSO ändern" werden und dann zur Generalversammlung im März 2013 die "Umbenennung der Holding in ALSO Holding AG" erfolgen soll. Das ist alles. Ein paar Jahrzehnte Actebis-Unternehmensgeschichte in ein paar Wörtern abgeheftet. Ich hoffe ja nur, dass die Actebis-Mitarbeiter diese Information nicht aus der Zeitung erfahren haben.

Gegenüber Kollegen von mir haben Sie die "Actebis-Tilgung" auf Nachfrage erläutert. "Wir wollen damit mehr Klarheit schaffen“, werden Sie da zitiert. An anderer Stelle heißt es, dass es Ihnen wichtig sei, "ganz klare Botschaften in den Markt zu senden". Da muss ich dann aber doch mal nachfragen, lieber Herr Möller-Hergt: Welche Botschaft wollen Sie denn mit der Ausradierung des Namens "Actebis" in den Markt senden? Dass Sie sparen, und dass Sie damit schon mal beim Namen anfangen? Und was ich auch gerne wissen würde: Was ist denn an dem Namen "Also-Actebis" unklar? Wenn Sie die Befürchtung haben, dass der Namen "Also-Actebis" zur Verwirrung bei den IT-Händlern und -Systemhäusern führt, dann unterschätzen Sie doch ein wenig die Intelligenz Ihrer Kundschaft. Ich bin da ganz optimistisch und sehr sicher, dass die Händler in Deutschland und dem Rest der Welt mit einem Namen "Also-Actebis" gut klar kommen und dass dies nicht zu Fehlern bei der Bestellung oder gar der Firmenstrategie führen wird. Der Name "Also-Actebis" ist auch sicher nicht für den Umsatzrückgang des von Ihnen geführten Unternehmens verantwortlich.

Im Übrigen, lieber Herr Möller-Hergt, haben einige sehr renommierte Unternehmen einen Doppelnamen und leben ganz gut damit. Denken Sie beispielsweise an Hewlett-Packard, Wincor Nixdorf, Sanofi-Aventis oder ThyssenKrupp (ganz elegant hat das Unternehmen die Namen der beiden einstigen Stahlkonkurrenten Thyssen und Krupp nach der Fusion einfach zu einem Wort verschmolzen, bei tausend Grad im Hochofen vermutlich). Oder auch Mercedes-Benz. Und bei allem Respekt: Auch "Möller-Hergt" ist ein Doppelname. Und der funktioniert doch auch prima, oder?

Eine Namensänderung ist immer heikel und schwierig, wie Ihnen ja auch selbst klar ist. Sie sollte daher gut überlegt, vorbereitet und sensibel kommuniziert werden. Von Seiten der Mitarbeiter gesehen ist es aber sicher nicht der Name, der darüber entscheidet, ob sie sich in dem Unternehmen wohl fühlen und mit vollem Engagement bei der Sache sind, solange der Rest stimmt. Also das Klima in der Truppe, solange die Stimmung gut ist, der Umgang miteinander respektvoll und die Wertschätzung durch das Management hoch. Wenn das bei Also-Actebis gegeben ist, wird sich der Schaden durch den Namenswechsel vermutlich in Grenzen halten.

Abschließend noch kurz zu etwas ganz anderem, lieber Herr Möller-Hergt. Gerade haben die Olympischen Spiele in London begonnen, und ich kann mir gut vorstellen, dass Sie jede freie Minute vor dem Fernseher verbringen. Immerhin haben Sie als "Hochleistungssportler" und als Fackelträger ganz bestimmt eine besondere Beziehung zu den Olympischen Spielen. Der Soester Anzeiger hatte ja ganz groß über Ihren Fackellauf durch den britischen Badeort Eastborn berichtet. Finde ich klasse. Für mich sind Sie schon jetzt der "Fackel-Kandidat“ des Jahres 2012.

Beste Grüße!

Damian Sicking

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