Mit Stimmanalyse gegen Sozialbetrüger

Eine britische Tageszeitung meldet, dass die öffentliche Sozialfürsorge in einer Londoner Vorstadt probeweise Lügendetektoren einsetzt.

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Von
  • Detlef Borchers

Einer Meldung der englischen Tageszeitung The Guardian zufolge erprobt man in Großbritannien den Einsatz eines Lügendetektors im Bereich der öffentlichen Sozialfürsorge. Getestet wird das System in Harrow, einer Vorstadt von London.

Anrufer, die das dortige Job Centre kontaktieren, das für Sozialhilfe- und Arbeitslosengeld zuständig ist, werden zunächst von einem Stimmcomputer begrüßt. Dieser stellt erst einmal einfache Fragen und zeichnet die Antworten auf. Nach diesem biometrischen Enrolment werden im Laufe des weiteren Telefongesprächs die Stimmen der Anrufer analysiert, ob sich verdächtige Muster in der Stimme zeigen. Ist dies der Fall, werden die Anrufer zu Telefonisten weitergestellt, die auf Betrugsfälle spezialisiert sind.

Im Probebetrieb kommt ein Lügendetektor-System der britischen Firma Digilog zum Einsatz, das ursprünglich für die Versicherungsgesellschaft Chaucer Insurance entwickelt wurde. Dort hilft es zu ermitteln, ob Anrufer einen Versicherungsbetrug begehen wollen. Das System baut auf einer Layered Voice genannten Analysemethode der Firma Nemesyco auf, die nicht nach Faktoren wie Stress oder Nervösität sucht, die eine Stimme verändern können. Vielmehr sucht die patentierte Methode nach Merkmalen, wie sich die Hirnaktivität auf die Stimme auswirkt. Dahinter steht die Annahme, dass Lügner und Betrüger mehr nachdenken müssen als gewöhnliche Anrufer.

Sollte sich das System in Harrow bewähren, so soll es nach Angaben des Guardian in anderen Jobcentern zum Einsatz kommen und Betrügereien weiter eindämmen. Wurden im Jahre 2001 insgesamt noch 2 Millionen britische Pfund an unberechtigte Empfänger ausgezahlt, betrug die Summe im Jahre 2005/06 nur noch 700.000 Pfund. (Detlef Borchers) / (ghi)