Zwei Audio-Codecs für Echtzeit-Kommunikation im Browser

Die Arbeitsgruppe RTCWeb hat für den Standard zur Echtzeit-Kommunikation im Browser eine Kombination aus den zwei Audio-Codecs Opus und G.711 als verbindlich festgelegt. Ein Videocodec wurde dagegen nicht bestimmt.

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Von
  • Monika Ermert

Für einen geplanten Standard zur Live-Kommunikation im Netz auf Basis von HTML5 hat sich die zuständige Arbeitsgruppe RTCWeb auf zwei Audio-Codecs festgelegt. Das hat die Gruppe der Internet Engineering Task Force (IETF), in der insbesondere Vertreter von Google, Mozilla und Entwickler von Ericsson und Cisco aktiv sind, bei ihrem Treffen in Vancouver entschieden. Laut der RTCWeb Standard Suite sind der vom IETF abgesegnete Opus-Codec sowie G.711 aus dem Haus der ITU zwingend.

Die Wahl von Opus als Standard-Audio-Codec war dabei fast selbstverständlich. Anders als die Konkurrenz sei der Codec für alle Anwendungen von Sprache bis Musik geeignet, erklärte der Chef des Internet Architecture Board (IAB), Bernard Aboba gegenüber heise online. Laut einem in der Arbeitsgruppe diskutierten Überblick über die Kandidaten (PDF-Dokument) sticht Opus im Bereich 6–512 kBit/s für Mono, Stereo, Sprache und Musik die jeweilige Konkurrenz aus. Die meisten der anderen Codecs sind entweder für schmalbandige oder breitbandige Sprachanwendungen oder Musik optimiert.

Ein wichtiges Auswahlkriterium waren die Lizenzbedingungen. Gerade, weil der ausgewählte Codec verbindlich sein soll, lehnten die Teilnehmer der Arbeitsgruppe Codecs ab, für die Lizenzgebühren fällig geworden wären. Das trifft sowohl auf Opus als auch auf G.711 zu. Der wesentlich schwachbrüstigere ITU-Standard wurde laut Aboba wegen der weiten Verbreitung gewählt. Nicht zuletzt habe man dabei auch an die noch zu erarbeitenden Notruffunktionen der neuen Kommunikationsdrehscheibe gedacht, sagt der Microsoft-Entwickler. Aboba stellt zum Notruf über RTCWeb in Vancouver einen eigenen Vorschlag vor.

Einen verbindlichen Videocodec hat die Arbeitsgruppe demgegenüber nicht ausgewählt. Google hat bereits laut eingeworfen, dass man klar auf VP8 als Videostandard setze und dass das Unternehmen eigene Technologiekonzepte bekanntermaßen entschieden verteidige.

[Update, 06.08.2012 13:37]:

Anders als ursprünglich berichtet, ist Opus ist ein Open-Source-Standard, die Lizenzbedingungen werden mindestens als Open-Source-kompatibel bezeichnet. Laut einem Überblick der Xiph.org Foundation ist die Lizenz voraussichtlich mit allen Open-Source-Lizenzen kompatibel. Neben Xiph.org, das seinen CELT-Codec in Opus eingebracht hatte, steuerte Skype Know-How aus der Entwicklung des Skype-Codecs Silk bei. Auf Silk hält Skype eine Reihe von Patenten. (mho)