Australien: Firmen verantwortlich für Fan-Kommentare auf Facebook

Die australische Werbeaufsicht hat entschieden, dass ein Unternehmen auch für die Kommentare verantwortlich ist, die Nutzer auf seiner Facebook-Seite hinterlassen. Australiens Werbebranche ist laut Berichten wenig begeistert.

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Die australische Werbeaufsicht „Advertising Standards Bureau“ (ASB) hat entschieden, dass die Fan-Kommentare auf der Facebook-Seite eines Unternehmens als Teil der Werbemaßnahmen aufzufassen sind. Damit wäre das jeweilige Unternehmen für alle Aussagen verantwortlich, die sich auf der Seite finden – inklusive eventueller Obszönitäten und Pöbeleien seitens der Nutzer.

In einer Entscheidung vom Juli (PDF-Datei) über eine Beschwerde gegen den Getränkekonzern Diageo legt die ASB dar, dass die nutzergenerierten Inhalte auf der Fanseite einer Vodka-Marke genauso wie die Aussagen des Unternehmens am Ethik-Kodex der australischen Werbeindustrie zu messen seien. Da das Unternehmen ein erhebliches Ausmaß an Kontrolle über die Seite ausübe, seien die Nutzer-Kommentare letztlich keine Ausnahme. Die Zeitung The Australian berichtet von einer ähnlichen, noch nicht veröffentlichten ASB-Entscheidung, die den Brauereikonzern Carlton & United Breweries wegen rassistischer und sexistischer Kommentare auf der Seite der Biermarke VB in der Pflicht sieht.

Die Entscheidungen haben laut dem Fachblatt Adnews die australische Werbebranche in Aufruhr gebracht. Marketingexperten warnten, dass ein permanentes Monitoring der Facebook-Seiten für Unternehmen nur schwer zu leisten sei. Zudem könne man Besuchern einer Seite durchaus zutrauen, zwischen der Meinung einzelner Nutzer und den Äußerungen des Unternehmens zu unterscheiden. Insgesamt könnten die ASB-Entscheidungen auch dazu führen, dass sich Unternehmen komplett vom Werbekanal Facebook zurückziehen.

Ob die Sichtweise der ASB zum Vorbild für andere Länder wird, bleibt abzuwarten. Mit dem Problem der Online-Pöbler in sozialen Netzwerken wird zumindest nicht nur in der australischen Werbung gerungen: So bittet Youtube seit kurzem seine Nutzer um Klarnamen, wenn sie einen Kommentar setzen wollen. Twitter soll auch bereits Überlegungen anstellen, wie es manchen verbalen Auswüchsen besser begegnen kann. Und in Großbritannien soll derzeit eine Gesetzesnovelle in Arbeit sein, die die Verfolgung von Netztrollen erleichtern soll. (axk)