GDC: Facebook wirbt um Spieleentwickler in Europa

Krisen von US-Entwicklern wie Zynga zwingt Facebook dazu, seine Bindungen zu anderen Studios aus Europa zu festigen. Über 60 Angestellte sollen die Zusammenarbeit mit hiesigen Spiele-Publishern verbessern.

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Von
  • Torsten Kleinz

„Wir haben die größte Vertriebsplattform im Markt“, erklärte der für die Zusammenarbeit mit Spieleentwicklern in Europa zuständige Facebook-Manager Julien Codorniou auf der Game Developers Conference in Köln. Derzeit habe die soziale Plattform weltweit nach eigenen Angaben 955 Millionen aktiver Nutzer – knapp ein Viertel davon habe im vergangenen Monat mindestens ein Spiel genutzt.

Facebook wuchert mit diesem riesigen Publikum. So seien auf der Plattform derzeit 130 Spiele, die mehr als eine Million aktiver Nutzer haben. Selbst wer nur eine spezielle Zielgruppe anvisiere, könne bei Facebook genügend Nutzer finden, um selbst aufwändige Entwicklungen rentabel zu machen. Derzeit dominieren aber vor allem einfache Klickspiele, die Spieler nach dem Free-to-Play-Muster anlocken und nach einigen Runden zum Kauf virtueller Gegenstände animieren.

Facebook möchte aber mehr als nur eine Plattform für möglichst billige Bürospiele sein -- Spiele seien eine wichtige künftige Einnahmequelle für das Unternehmen, das nach seinem Börsengang bisher enttäuschende Umsatzzahlen vorgelegt hat. Zweifelnde Entwickler sollen deshalb mit Synergie-Effekten überzeugt werden. So müssten die Studios ihre Umsätze nicht zwingend nur auf Facebook generieren, sondern könnten auch mobile Ableger einbinden. Mittels Schnittstellen auf iOS und Android könnten Facebook-Spiele beispielsweise den aktuellen Speicherstand mit ihren mobilen Pendants austauschen. Nicht zuletzt machten Spieler durch den Open Graph auch tüchtig Werbung. Allein im Juli klickten Facebook-Nutzer 170 Millionen Mal auf Links zu den Apps in Apples App Store und in Google Play. Jeweils fünf der Top 10 Apps seien durch Facebook-Werbung auf ihren Spitzenrang gekommen, sagte Codorniou.

Welchen Stellenwert die Spiele-Entwicklung für das Unternehmen spielt, verdeutlichte Codorniou anhand des Ausbaus der europäischen Spieleabteilung: So seien im vergangenen Jahr gerade einmal zwei Facebook-Angestellte für die Zusammenarbeit mit europäischen Spiele-Entwicklern zuständig gewesen – derzeit seien es mehr als 60 Angestellte, die vorher bei Unternehmen wie Ubisoft, Electronic Arts oder Microsoft gearbeitet hätten.

Zu den ersten Neuerungen des Spiele-Teams gehört das neue App-Zentrum, das den Nutzern bessere Übersicht über die zur Verfügung stehenden Anwendungen gibt. Die Effekte des neuen Marktes seien unmittelbar gewesen: So sei die Zahl der Installationen um den Faktor 2,4 gestiegen, gleichzeitig sei es 35 Prozent wahrscheinlicher, dass die Nutzer das Programm am nächsten Tag noch ausführten. Diese „rentention rate“ ist bislang die Achillesferse des App-Modells. Zwar hat Facebook mehrfach bewiesen, dass es Spielen innerhalb von wenigen Wochen Millionen Nutzer verschaffen kann, doch bislang wendeten sich die meisten Spieler nach kurzer Zeit wieder ab. (hag)