Entwickler kritisieren Oracles Umgang mit MySQL

Im Web klagen Entwickler, Oracle veröffentliche immer weniger Details zu neuen MySQL-Releases. So würden vormals öffentlich zugängliche Fehlerbeschreibungen als "privat" deklariert, Tests fehlten, und die BZR-Archive bei Launchpad seien veraltet.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 145 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Christian Kirsch

In den letzten Tagen beklagten sich einige Entwickler aus der MySQL-Gemeinde über Oracles Umgang mit der freien relationalen Datenbank. So kritisiert der MariaDB-Entwickler Sergei Golubchik fehlende Testfälle für die kürzliche veröffentlichte Version 5.5.27.

Deren Release-Notes führten zwar zahlreiche Fehlerbehebungen auf, im Verzeichnis mysql-test/suite fänden sich jedoch keine Tests, mit denen sich die Bugs prüfen ließen. Tatsächlich sind dort beispielsweise keine Tests für die mit Version 5.5.27 behobenen Fehler 61579 und 60926 zu finden. Golubchik weist darauf hin, dass nun in einem der Scripts das Verzeichnis internal/mysql-test als Test-Repository auftaucht, es jedoch im Quellcode nicht enthalten ist. Seine vor zehn Tagen auf der internen MySQL-Mailingliste gestellte Frage, ob es sich dabei um ein neues Vorgehen oder um ein Versehen handelt, hat Oracle bislang nicht beantwortet.

"[...]Bei MySQL AB und später bei Sun musste jede Korrektur immer von einem Testfall für den Fehler begleitet sein. Da die Tests [...] immer auf vielen Plattformen liefen, waren wir hinreichend sicher, dass ein einmal behobener Fehler für immer beseitigt war," begründet Golubchik die Notwendigkeit für Tests. Er könne sich nicht vorstellen, dass Oracle diese Regel nicht einhalte. Folglich müsse es bei den Änderungen um etwas Anderes gehen.

Andere Entwickler beklagen, dass ein ursprünglich öffentlich zugänglicher Bug inzwischen als "privat" deklariert sei, ohne dass Oracle diese Entscheidung begründet. Dieser Fehler habe sogar zum Absturz des Servers führen können und sei inzwischen behoben. Allerdings enthielten die Release-Notes keinen Hinweis darauf.

Stewart Smith, bei Percona für die Entwicklung zuständiger Direktor, weist in seinem Blog darauf hin, dass die bei Launchpad verfügbaren BZR-Trees von MySQL den von Oracle veröffentlichten Quellen mittlerweile hinterherhinken. So gebe es dort statt der jüngeren Version 5.1.65 noch 5.1.63, und auch die BZR-Version des Entwicklungszweigs 5.6 sei nicht aktuell: "5.6.6-m9 wurde veröffentlicht, aber der BZR-Tree befindet sich immer noch irgendwo nach MySQL 5.6.5".

Mark Callaghan fasst die Phänomene unter der Überschrift "(less) open source" zusammen: "MySQL ist wesentlich schwerer zu verbessern, wenn Tests fehlen und BZR nicht mehr aktualisiert wird. Meine Teams bei Google und Facebook haben MySQL viel besser gemacht. Ich wünschte, wir müssten uns nicht mit solchen Problemen beschäftigen, die uns unnötig bremsen." Callaghan war maßgeblich an der Beschleunigung des InnoDB-Plug-ins für MySQL beteiligt und hat bei Google Performance-Verbesserungen für MySQL entwickelt. Er leitet jetzt das MySQL-Team bei Facebook. (ck)