Jugendschutzprogramm der EU kümmert sich um Web 2.0

Im Rahmen des Safer Internet Plus Programme der EU-Kommission bittet Brüssel um Vorschläge, wie denn im Netz auf Kinder und Jugendliche lauernden Gefahren begegnet werden kann.

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Von
  • Monika Ermert

Das Jugendmedienschutzprogramm der EU Kommission, das "Safer Internet Plus Programme", sammelt seit dem gestrigen Donnerstag Vorschläge zum Umgang mit Risiken, denen Kindern und Jugendliche durch das Web 2.0 ausgesetzt sind. Stellungnahmen können bis zum 7. Juni abgegeben werden. Mit Blick auf online oder mobil übertragene Inhalte trennt das Konsultationspapier zwischen illegalen Inhalten, allen voran der Kinderpornographie, einerseits und den für Erwachsenen erlaubten, aber für Kinder und Jugendlichen möglicherweise schädlichen Inhalten. Für beide Kategorien fragt die Kommission nach geeigneten Maßnahmen und nach den staatlichen und privaten Akteuren, die für den Jugendschutz verantwortlich gemacht werden sollten. Dabei ist man sich inzwischen sehr bewusst, dass für beide Kategorien sehr unterschiedliche Maßstäbe in den Mitgliedsländern und über EU-Grenzen hinaus gelten. Einen ersten Schritt zur Lösung erhofft sich Brüssel zunächst bei illegalen Inhalten. Die Jugendmedienschützer der Kommission scheinen anzuerkennen, dass es ein hoffnungsloses Unterfangen ist, Einigkeit darüber zu erzielen, was "schädlich" für Kinder ist.

Eine Möglichkeit, die internationalen Unterschiede abzufedern, ist für einige Beteiligte das Filtern von Inhalten für Kinder. Daher will die Kommission in der Konsultation auch noch einmal wissen, für wie bedeutsam die weitere Erforschung von Filtertechnologien allgemein gehalten wird. Ein gewisser Teil des Safer Internet Action Programms (1999 bis 2004, Gesamtbudget 38,7 Millionen Euro), des Vorläufers des Safer Internet Plus Programm (2005 bis 2008, 52 Millionen Euro), wurde für die Entwicklung und Evaluation von Filterprogrammen aufgewandt. Die Meinungen über Filtertechnologien gehen dabei erheblich auseinander. Erst kürzlich kritisierte die deutsche Kommission für Jugendmedienschutz, dass man bislang keinen nach deutschen Jugendmedienschutzgesetzen anerkennungsreifen Filter vorgelegt bekommen habe.

Einen eigenen Fragebogen widmet die Kommission in der Konsultation schließlich den Gefahren des Web 2.0. Nachdem im zweiten Safer Internet Programm die Mobilfunkkommunikation stärker ins Blickfeld des Jugendmedienschutzes genommen wurde, warnt man jetzt auch vor den Gefahren durch nutzergenerierte Inhalte im Netz. Virtuelle Netzwerke, Bildertauschseiten, Instant Messaging Dienste, Blogs, Chats, P2P, Dating Sites und andere "Social Networking"-Angebote oder interaktive Seiten bergen Risiken für Kinder. Kinder seien mehr als Erwachsene durch solche interaktiven Dienste gefährdet, weil sie ahnungsloser persönliche Daten preisgeben würden. Unter anderem bestehen die Risiken für Kinder laut dem Konsultationspapier darin, dass deren Daten (oder Bilder) missbraucht, sie selbst zur Preisgabe solcher Daten verführt oder durch schockierende Seiten verstört werden. Kinder könnten sich schließlich durch entsprechende Vorbilder auch dazu verleiten lassen, selbst die Rechte anderer zu verletzen. Auch Urheberrechtsverletzungen erwähnt das Konsultationspapier.

Ganz offenbar ist man sich bei der Kommission bewusst, dass die aktuellen Erscheinungen nicht das Ende der Fahnenstange sein werden. So wird auch gefragt: "Können Sie weitere, nicht auf der Liste aufgeführte möglicherweise gefährliche Formen der Kommunikation nennen? Welche Mittel und Wege gibt es, um diese erfolgreich zu adressieren?" Gleichzeitig dürfte man auch darauf hoffen, dass das Ergebnis der Konsultation als Begründung dafür dienen kann, das Programm auch nach 2008 neu aufzulegen. (Monika Ermert) / (vbr)