Wolkenschieber

Während der Tropensturm Isaac auf die US-Küste zu rast, erscheint ein wissenschaftlicher Artikel über eine neue Methode zur Sturmkontrolle.

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Das nenne ich mal gutes Timing: Just während der Tropensturm Isaac auf die US-Küste zu rast, erscheint ein wissenschaftlicher Artikel über eine neue Methode zur Sturmkontrolle.

John Latham, Ben Parkes, Alan Gadian und Sthephen Salter haben untersucht, wie man Wirbelstürme abschwächen kann, indem man die Oberflächentemperatur des Meeres senkt. Die Idee dabei: Die Reflektionsfähigkeit von Wolken über den Ozeanen wird verbessert, indem man tausende von automatischen Schiffen auf dem Meer kreuzen lässt, die - von Sonne und Wind getrieben - Salzwasser verdampfen lassen. Die Salzwassertröpfchen bilden, so sie die richtige Größe haben, Kondensationskeime. Die sorgen dafür, dass die Tropfengröße in den Wolken zunimmt und so die Wolken mehr Sonnenlicht reflektieren. Also gelangt weniger Sonnenenergie bis zur Meeresoberfläche. Die Idee klingt zunächst ziemlich phantastisch, ist aber inzwischen mehrfach detailliert durchgerechnet worden und somit mehr als pure Spekulation.

Es gibt allerdings zwei entscheidende Nachteile: Erstens ändern sich in der Regel Ort und Zeit von Niederschlägen, wenn man Wolken verändert. Und zweitens gibt es keinen linearen Zusammenhang zwischen der Wassertemperatur und der Heftigkeit von Tropenstürmen. Beide Einwände haben die Forscher nun aber in ihrer Studie unter die Lupe genommen. Und sie sind zu einem wenig überraschenden Ergebnis gekommen: Die Methode könnte funktionieren. Das Problem mit dem Regen ist im Prinzip beherrschbar, man muss aber noch viele offene Fragen intensiver erforschen.

An der Stelle könnten wir mit den Schultern zucken und sagen: Na und? Das ist doch eh viel zu gefährlich. Das machen die nie. Haben sie aber schon mal.

Zwischen 1962 und 1983 hat es tatsächlich bereits ernsthafte Versuche gegeben, tropische Wirbelstürme zu kontrollieren. Die Idee im Projekt Stormfury war, unterkühltes Wasser im Sturm durch „Impfung“ mit Silberiodid zum Gefrieren zu bringen und so den Wirbel zu bremsen. Das Projekt ist zwar eingestellt worden, weil es nicht gelungen ist, tatsächlich einen positiven Effekt der Impfung nachzuweisen. Aber wenn ich mir das so ansehe, bin ich nicht sicher, dass es keinen zweiten Versuch geben wird. Mal abwarten, was die Sturmsaison dieses Jahr noch bringt. (wst)