Die größte Karrierebremse ist der Chef

Wer Karriere durch herausragende Leistungen machen will, der hat schlechte Karten. Denn die Führungsebene ist meist blind für den Einsatz der Mitarbeiter.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Wenig Unternehmergeist, geringe Risikobereitschaft und kaum Vertrauen in die Fähigkeiten der eigenen Mitarbeiter – die Studie "Leadership im Topmanagement deutscher Unternehmen", die im Auftrag von Rochus Mummert Executive Consulting durchgeführt wurde, stellt Deutschlands Topmanagern ein katastrophales Zeugnis aus. Die Folge davon sind frustrierte Mitarbeiter, die sich vom eigenen Management nicht ernst genommen oder gar ausgebremst fühlen. Gemeinsamer Einsatz für den Erfolg des Unternehmens sieht anders aus.

Das Schlimmste daran: die sogenannten Topentscheider merken gar nicht, wie führungsschwach sie sind, Selbst- und die Fremdwahrnehmung klaffen hier extrem weit auseinander. So glauben tatsächlich 63 Prozent der Topmanager, dass in ihrem Unternehmen der Gestaltungswille des Einzelnen und dessen Freude am Erfolg gefördert werden und echte Erfolgsgaranten sind. Letzteres mag stimmen, doch mit der Umsetzung sieht es schlecht aus. So glauben nur noch 42 Prozent der leitenden Angestellten und 27 Prozent der Fachkräfte, dass ihre Firma auf diese Punkte setzt.

Noch schlimmer sieht es beim Thema Verantwortung aus. Drei von vier Topmanagern sagen, dass sie Handlungs- und Entscheidungskompetenzen entschlossen übergeben. Sie haben Vertrauen in ihre Mitarbeiter und beweisen es, in dem sie wichtige Aufgaben delegieren. Das sehen die Angestellten auf den tieferen Hierarchiestufen allerdings ganz anders: nur einer von vier Mitarbeitern stimmt dieser Aussage zu. Fehlertoleranz kennen die Angestellten ebenfalls nur in der Theorie. Zwar sagen 38 Prozent der Manager, dass Ausprobieren in ihrem Unternehmen erwünscht und erlaubt sei, doch nur 11 Prozent der Angestellten haben den Eindruck, dass sie auch mal neue Wege beschreiten dürfen und es keine Probleme gibt, wenn diese in einer Sackgasse enden. Insgesamt fühlen sich 73 Prozent der Mitarbeiter in Deutschlands Unternehmen durch ihre Vorgesetzten nicht gefördert, sondern ausgebremst.

Für den Erfolg der Firmen wäre es allerdings besser, wenn das Management die Ideen und den Gestaltungswillen seiner Angestellten wirklich fördern würde. Denn wie die Analyse weiter zeigt, bestätigen in erfolgreichen Firmen knapp zwei Drittel der Mitarbeiter, dass das Topmanagement Handlungs- und Entscheidungskompetenzen an sie überträgt. Diese Firmen haben auch eine vergleichsweise geringe Fluktuation, denn die Mitarbeiter sind insgesamt zufriedener. Das Fazit der Untersuchung: Firmen, die Verantwortung abgeben und auf die Kreativität ihrer Fach- und Führungskräfte vertrauen, werden üppig dafür belohnt. Wer den Gestaltungswillen der Mitarbeiter nicht fördert, bremst am Ende nicht nur deren Karriere, sondern auch die Entwicklung des Unternehmens aus. (gs)
(masi)