Blu-ray-Brenner erstmals im Test

Samsung will im April seinen ersten Blu-ray-Brenner SH-B022 auf den Markt bringen. c't hat eine Vorabversion des Laufwerks erstmals getestet.

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Hatte Samsung den Start der DVD-Brenner noch völlig verschlafen, wollen die Koreaner bei der nächsten Generation der optischen Speichermedien ganz vorne mit dabei sein und der japanischen Konkurrenz von Sony & Co ein Schnippchen schlagen. Das Laufwerk sei bereits fertig, man warte lediglich auf den neuen Kopierschutz AACS, hieß es. Um die Behauptung zu untermauern, bekam das Computermagazin c't ein Engineering Sample des BD-Brenners SH-B022 für einen Tag zum Test.

Der SH-B022 präsentiert sich mit schicker schwarzer Frontblende. Der Auswurfknopf blinkt beim Brennen blau.

Das Laufwerk kann bereits Blu-ray Discs beschreiben. CDs und DVDs liest es nur. Die Verkaufsversion soll sie jedoch auch brennen können. Samsung lieferte eine Spezialversion von Nero mit der Versionsnummer 7.0.4. Mit dieser gelang es uns, eine wiederbeschreibbare einlagige BD-RE25 mit nominell 25 GByte Speicherplatz komplett zu beschreiben. Rechnet man mit 1024 Byte pro Kilobyte, so passen 22,23 GByte auf eine Disc. Zweilagige Versionen, die bisher noch nicht verfügbar sind, sollen das Doppelte schlucken.

Der Brennvorgang mit 2X (entspricht einer Transferrate von 8990 KByte/s) dauerte 43:40 Minuten. Einen einmal beschreibbaren Rohling (BD-R) aus dem Fundus der Redaktion beschrieb das Laufwerk indes nicht, sondern meldete, dass die Marke nicht von den Schreibstrategien in der Firmware unterstützt würde.

Unser Benchmarkprogramm h2benchw konnte das Laufwerk ohne Probleme ansprechen und ermittelte recht gute Transferraten. Eine BD-RE wird mit durchschnittlich 8,6 MByte/s, eine DVD-9 mit 6,0 MByte/s, eine DVD-R mit 11,6 MByte/s und eine CD-R mit 4,4 MByte/s ausgelesen. Die mittleren Zugriffszeiten bewegten sich zwischen 259 ms bei der BD-RE und 114 ms bei einer CD-R. Die Fehlerkorrektur beim Lesen arbeitete mit einer schlecht gebrannten Test-DVD-R sehr gut und mit einer verkratzen Test-CD-ROM gut. Eine schlecht gepresste DVD-ROM erkannte das SH-B022 jedoch nicht. Bei einer verkratzten Audio-CD hörten wir bereits ab 1,2 mm Kratzerbreite Störgeräusche, kopiergeschützte Musik-CDs wurden jedoch mit einer Ausnahme alle abgespielt.

An der Rückseite des Laufwerks hat Samsung innen einen kleinen Lüfter eingebaut. Das Gehäuse verfügt jedoch über keinerlei Lüftungsöffnungen und so wirbelt der kleine Quirl die Luft im Gehäuse nur durcheinander, sobald man eine Disc einlegt. Die Geräusche bleiben aber trotzdem in angenehmen Bereichen. Bei einer BD erreicht es 1,6 Sone, beim Abspielen einer Video-DVD 1,9 Sone und beim Auslesen einer CD-ROM immer noch sehr gute 3,9 Sone.

Bei einem früheren Test eines Sony-Laufwerks für Professional Disc for Data (der Profivariante der Blu-ray Disc) entpuppte sich die hohe Temperatur als sehr problematisch. Der Samsung-Brenner bleibt jedoch cool. Direkt nach dem Brennen maßen wir unkritische 42 °C auf der Discoberfläche.

Ein Blick ins Gehäuseinnere offenbarte die neue Technik. So vertraut Samsung auf Controller-Chips von Sony und hat in seinen Pickup-Head zwei Linsen eingebaut, eine für CDs und DVDs und eine größere für die Blu-ray Discs. Gummipuffer fangen Vibrationen ab.

Der Schreiblesekopf bringt zwei Linsen mit, die obere kleine für CDs und DVDs, die untere große für Blu-ray Discs.

Fazit
Samsung geht als Erster durchs Ziel und präsentiert den ersten funktionierenden Blu-ray-Brenner außerhalb von Messen und reglementierten Vorführ-Räumen. Dass wir dem noch in der Entwicklung befindlichen Testgerät ohne Einschränkungen mit unseren Messwerkzeugen zu Leibe rücken durften, zeugt von dem Selbstbewußtsein der Koreaner. Der SH-B022 funktioniert schon jetzt besser als so manches Retail-Laufwerk. Wir mussten zwar manchmal eine Disc zweimal einlegen, bevor sie erkannt wurde, ernsthafte Probleme gab es jedoch keine.

Die Entwickler haben noch bis April Zeit, die fehlenden Funktionen einzubauen. Das fertige Laufwerk soll dann auch zweilagige BDs mit 50 GByte beschreiben und lesen können. Einiges zu tun haben auch die Software-Entwickler, außer der Spezialversion von Nero wollte kein anderes Programm, das angeblich "Blu-ray Ready" sei, mit dem Laufwerk zusammenarbeiten. Erst bei den endgültigen Verkaufsgeräten wird man sehen, wie die neuen Features der Blu-ray-Filme in Aktion aussehen und ob das AACS fehlerfrei implementiert wurde.

Einen Vorgeschmack, welche Hardware für das Blu-ray-Laufwerk mit IDE-Anschluss benötigt wird, gibt Samsung bereits vorab: So benötige man zur Ausgabe von HD-Filmen eine 3-GHz-CPU und eine Grafikkarte mit mindestens 128 MByte Speicher, empfohlen werden gar eine Geforce 7800 oder ATI Radeon X1800. Bisher gibt es allerdings keine Modelle, die die nötigen kopiergeschützten Schnittstellen HDMI oder DVI mit HDCP aufweisen. Ohne diese wird man die Filme allenfalls in Standardauflösungen wiedergeben können, aber nicht in HD. So wird man die ersten Laufwerke, wenn sie laut Samsung ab April auf den Markt kommen, wahrscheinlich in Komplett-PCs mit entsprechend ausgerüsteten OEM-Grafikkarten sehen. Einen Preis für Europa nannte Samsung bisher nicht, in den USA soll das SH-B022B 500 US-Dollar kosten.

Den kompletten Test lesen Sie im Computermagazin c't, Ausgabe 4/06, die ab Montag, den 6. Februar erhältlich ist. (hag)