Blogs und Online-Foren: Die neue Sachlichkeit der Tagespresse

Erst kam eine Attacke der "Süddeutschen Zeitung" auf die Blogger- und Forenszene sowie die Einführung von Öffnungszeiten für süddeutsche.de-Foren. Nun mahnt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung": "Immer schön sachlich bleiben".

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Von
  • Detlef Borchers

Erst kam eine Verbalattacke der Süddeutschen Zeitung auf die Blogger- und Forenszene und die Einführung von Öffnungszeiten im digitalen Raum – was zu heftigen Protesten der Leser und Forennutzer von sueddeutsche.de führte. Nun fühlt sich auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung dazu berufen, die kommentierenden Amateure in ihre Schranken zu weisen.

"Immer schön sachlich bleiben" ist ein Artikel der FAZ betitelt, in dem ein Feuilletonredakteur die altbekannte Klage vom Triumph der Amateure aufnimmt und der Pöbelei des Webs Einhalt gebieten will. Unter Bezugnahme unter anderem auf ein Urteil gegen den Blogger und Medienjournalisten Stefan Niggemeier, der unter anderem für die FAZ schreibt, fordert der Autor, dass Blogger und Internet-Nutzer, die Zeitungsartikel kommentieren wollen, sachlich bleiben sollen.

Insbesondere sollten sie nicht glauben, dass sie eine "neue Öffentlichkeit" darstellen, weil sie gemessen an den "Millionen von Nutzern einzelner Websites" nicht ins Gewicht fallen würden. Bewertungen aus der Perspektive der Amateure seien so lange fehl am Platze, wie sie sich zu einem "klassischen Medium mit hoher Selektivität" entwickelten. Wer etwa Lehrerkritik als Zunahme an Demokratie feiere, sei mehr als nur dumm. Der Artikel schließt mit der Frage an die Amateure, wovon diese denn lebten.

Der Artikel nimmt allerdings als einer der Bezugspunkte für seine Mahungen und die Maßnahmen von sueddeutsche.de ein Urteil der Pressekammer des LG Hamburg unter Vorsitz des Richters Andreas Buske, die damit ihre außergewöhnlich betreiberfeindliche Haltung bezüglich Meinungsäußerungen in Foren und Blogs bestätigt hatte. Die Pressekammer des LG Hamburg hatte in anderen Fällen bereits ähnlich entschieden. So verlangte sie auch vom Heise Zeitschriften Verlag als Betreiber der heise-online-Foren de facto, dass jeder Forenbeitrag vorab kontrolliert werden soll. Diese Entscheidung wurde aber vom Oberlandesgericht in nächster Instanz größtenteils wieder kassiert.

Siehe dazu auch:

(Detlef Borchers) / (jk)