Neue Vorwürfe gegen Samsung wegen Kinderarbeit

Samsung gerät erneut ins Visier von Aktivisten, die die Arbeitssituation in chinesischen Fabriken untersuchten. Diesmal aber richten sich die Vorwürfe nicht gegen einen Auftragsfertiger, der für Samsung Geräte herstellt, sondern gegen Samsung selbst.

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Von
  • Jürgen Kuri

Samsung Electronics gerät erneut ins Visier von Menschenrechtsaktivisten, die die Arbeitsituation in chinesischen Fabriken untersuchten. Diesmal aber richten sich die Vorwürfe nicht gegen einen Auftragsfertiger, der für Samsung Geräte herstellt, sondern gegen Samsung selbst.

Laut einem Bericht von China Labor Watch, der dem Spiegel bereits vorliegt und der Mitte der Woche veröffentlicht werden soll, zwingen Schulen in China Schüler dazu, in Fabriken von Samsung Electronics zu arbeiten. In drei der von China Labor Watch untersuchten Samsung-Fabriken seien teils unter 16 Jahre alte Schüler beschäftigt; sie würden von Lehrern zur Arbeit in Fabriken mit der Drohung gezwungen, ansonsten keine Abschlusszeugnisse zu erhalten. Verträge würden direkt zwischen Schulen und Fabrikbetreibern ausgehandelt.

Samsung erklärte gegenüber dem Spiegel, man werde die Zustände vor Ort inspizieren. Es habe in diesem Jahr Inspektionen gegeben, dabei seien keine Unregelmäßigkeiten entdeckt worden.

Bereits Anfang August hatte China Labor Watch schwere Vorwürfe gegen einen Auftragsfertiger von Samsung erhoben. Bei HEG Electronics seien sieben Mitarbeiter sicher identifiziert worden, die jünger als 16 Jahre sind. Sie müssten unter den gleichen Bedingungen arbeiten wie ihre erwachsenen Kollegen, bekämen aber nur 70 Prozent des sonst üblichen Gehalts. Die Kinder seien von verdeckten Ermittlern in den Monaten Juni und Juli in einer HEG-Abteilung ausfindig gemacht worden. Die Organisation schätzte, dass insgesamt etwa 50 bis 100 Kinder bei HEG arbeiten; etwa 80 Prozent der Mitarbeiter seien Schüler, die auf ihre Ferien verzichteten.

Samsung ist allerdings keineswegs der einzige Elektronikkonzern, den China Labor Watch im Visier hat; zudem untersucht die Organisation auch die Arbeitsbedingungen etwa bei der Produktion von Spielzeug, Möbeln, Schuhen oder Kleidung. China Labor Watch nimmt dabei immer wieder die Arbeitsbedingungen in den "Schwitzbuden" der Elektronikhersteller aufs Korn.

Besonders Foxconn, einer der größten Elektronikproduzenten der Welt und Auftragsfertiger unter anderem für Apple, HP, Sony und Amazon, gibt den Aktivisten von China Labor Watch oft Anlass zur Kritik. Nach zuletzt heftigen Vorwürfen gegen Foxconn vor allem wegen den Arbeitsbedingungen in der Produktion für Apple hatte die Fair Labor Association Ende August Verbesserungen in chinesischen Foxconn-Werken festgestellt. China Labor Watch zeigte sich mit dem Bericht allerdings nicht vollständig zufrieden. So sei zwar die Arbeitszeit reduziert, die Arbeitsintensität aber gleichzeitig erhöht worden. Auch werde Apple zu sehr aus der Verantwortung für die Arbeitsbedingungen bei Foxconn entlassen.

[UPDATE, 3.09.2012, 18:00]

Qiang Li, der Gründer von China Labor Watch, hat inzwischen auf change.org eine Online-Kampagne gegen den Einsatz von Kinderarbeitern bei Samsung gestartet. Unterstützer können sich dabei mit ihrem Namen für die Petition eintragen.

(jk)