Amazons Kindle: Leuchtender E-Book-Reader, Tablet in HD

Der neue Touch-Kindle mit schärferer Auflösung kann im Dunkeln leuchten. Das Tablet Kindle Fire gibt es nun in vier Versionen: Die Highend-Variante hat ein 8,9-Zoll-Display mit FullHD-Auflösung und die 7-Zoll-Variante kommt im Oktober nach Deutschland.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 383 Kommentare lesen
Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Achim Barczok

Der US-Onlinehändler Amazon hat am heutigen Donnerstag die neue Kindle-Generation vorgestellt. In einem Flughangar in Los Angeles präsentierte CEO Jeff Bezos die neuen Lesegeräte. Der Kindle Touch heißt jetzt Paperwhite und erhält ein neues Design und ein verbessertes Display, beim Kindle ohne Touch hat Amazon nur Kleinigkeiten verbessert. Das ebenfalls zu Amazons Geräte-Familie gehörende LCD-Tablet Kindle Fire wird künftig in insgesamt drei Varianten ausgeliefert, die sich in der Größe und der zugrunde liegenden Hardware-Ausstattung unterscheiden.

Kindle Paperwhite

Der neue Kindle Touch heißt Paperwhite und hat einen besonders hohen Kontrast sowie eine integrierte Displaybeleuchtung.

(Bild: Amazon)

Getan hat sich beim vorgestellten Kindle Touch vor allem etwas beim Display: Das Panel mit Touchscreen und digitaler Tinte zeigt in der neuesten Version einen deutlich besseren Kontrast als E-Ink-Pearl, das in den beiden vorherigen Kindle-Generationen steckte. Der Hintergrund, der auf den meisten E-Book-Readern mit einer leicht gräulichen Farbe Umweltpapier ähnelt, soll nun wie ein weißes Blatt Papier wirken – Amazon nennt die Technik und das Modell "Paperwhite" und verspricht eine Kontrastverbesserung von 25 Prozent. Außerdem hat Amazon die Auflösung erhöht: Statt 800 × 600 Bildpunkten (167 dpi) hat das neue Display nun 1024 × 768 Punkte (212 dpi).

Dem Gerät wurde zudem eine Display-Beleuchtung spendiert, die ähnlich funktioniert, wie beim ebenfalls heute vorgestellten Kobo Glo: Das Licht von am Displayrand eingebauten LEDs leuchtet eine auf dem Display liegende Diffusionsfolie an, die es auf das E-Ink-Panel gleichmäßig austrahlt. Damit kann man anders als bei den meisten E-Ink-Readern auch im Dunkeln lesen, die Helligkeit soll man sehr fein einstellen können. Auch mit angeschalteter Beleuchtung soll der Akku lange halten: Bezos sprach von 8 Wochen, ohne aber die genauen Parameter für diese Messung zu nennen.

Bei der Software gibt es ebenfalls Neuerungen: So lässt sich beispielsweise der Text feiner justieren und statt des Lesefortschritts kann man sich auch anzeigen lassen, wie viel Zeit man schätzungsweise noch braucht, bis man das Buch oder das Kapitel zuende gelesen hat.

Stark verändert hat sich das Design: Statt einem silbernem Gehäuse mit Button unterhalb des Displays ist die Plastikfront jetzt dunkelgrau. Damit hat Amazon das Design an das des Kindle Fire angepasst, es ähnelt damit aber auch dem Kobo Touch. Das Gewicht ist mit 213 Gramm gegenüber dem Vorgänger gleich geblieben.

Kindle Paperwhite vs. Kobo Glo vs. Sony Reader:

Modell Kindle Paperwhite Kobo Glo Sony Reader PRS-T2
Display Paperwhite, 6 Zoll, 768 x 1024 E-Ink Pearl, 6 Zoll, 768 x 1024 E-Ink Pearl, 6 Zoll, 600 x 800
Bedienung Touchscreen Touchscreen Touchscreen, Stift, mech. Tasten
DRM-Formate propr. Amazon-Format Epub + PDF (Adobe, Kobo) Epub + PDF (Adobe)
Shop Amazon, sehr gute Integration Kobo, gute Integration Libri.de, befriedigende Integration
Content-Angebot E-Books, Zeitungen, Zeitschriften E-Books E-Books
Besonderheiten Display-Beleuchtung Display-Beleuchtung gute PDF-Anzeige, Notizenfunktion (Handschrift)
Preis 120 Dollar (WLAN), 180 Dollar (WLAN+UMTS) 130 Euro 140 Euro

Kindle ohne Touch

Auch der Kindle ohne Touch hat jetzt ein dunkelgraues Gehäuse, ansonsten hat sich kaum was getan: Neue Schriftarten soll er haben und etwas schneller beim Blättern sein. Weiterhin wird er über die Blätter- und Menütasten unterhalb und seitlich des Displays bedient. Das bessere Display des Paperwhites hat er nicht.

Kindle Fire

Amazons neues LCD-Tablet, die zweite Generation des Kindle Fire, gibt es in vier Versionen: Zwei mit 7-Zoll- und zwei mit 8,9-Zoll-Display. Der "normale" Kindle Fire mit 7 Zoll hat gegenüber seinem Vorgänger vor allem ein Hardware-Update und einen günstigeren Preis verpasst bekommen: Er hat einen schnelleren Prozessor und 1 GByte statt 512 MByte RAM, die Auflösung bleibt mit 1024 x 600 Bildpunkten gleich. Äußerlich sieht er dem alten ziemlich ähnlich. Der Preis ist mit 160 Dollar gegenüber dem Vorgänger 40 Dollar niedriger.

Beim Fire HD 8,9 Zoll hat Amazon sowohl die Hardware-Ausstattung, als auch die Oberfläche aufgefrischt.

(Bild: Amazon)

Die anderen Modelle nennt Amazon Kindle Fire HD. Zur 7-Zoll-Variante mit HD-Display gab Amazon bisher kaum Details bekannt. Die Tablets mit 8,9 Zoll haben 1920 x 1200 Bildpunkte (254 dpi) und eignen sich damit auch für FullHD-Inhalte. Das Display soll blickwinkelunabhängig und im Sonnenlicht vergleichsweise gut lesbar sein. Als System-on-Chip setzt Amazon einen Dual-Core-Prozessor von Texas Instruments ein (OMAP4470). Über einen HDMI-Ausgang kann man Inhalte auch an ein externes Display weitergeben. Die eine Version kommt mit 16 GByte Flashspeicher und WLAN, die andere hat 32 GByte und ein LTE-Mobilfunkmodul eingebaut.

Den Kindle Fire HD gibt es auch als 7-Zoll-Variante.

(Bild: Amazon)

Wie schon beim Vorgänger hat Amazon im Prinzip die komplette Android-Oberfläche und die meisten der Apps von Android ausgetauscht. So kauft man Apps, Musik, Videos und andere Inhalte in den entsprechenden Digitalshops von Amazon. Dessen App Shop hat viele der im Google Play Store erhältlichen Apps im Programm, aber nicht alle. Amazon setzt strengere Richtlinien als Google an und überprüft eigenen Angaben zufolge alle Apps auf Stabilität und Sicherheit. Amazon-CEO Bezos betonte die wichtige Rolle dieser Infrastruktur: "Die Leute wollen keine Gadgets mehr, sie wollen Services", so Bezos, "und der Kindle Fire ist ein Service".

Amazon hat an einigen Stellen an der Software gefeilt und seine Synchronisierung "WhisperSync" auf Hörbücher und Spiele erweitert: So passt sich das Tempo eines Hörbuchs an, wenn man parallel den Text auf dem Kindle liest. Die Spielstände von Android-Spielen werden wie auch der Lesefortschritt auf Amazon-Servern gespeichert und zwischen Geräten synchronisiert. Eltern können über "Kindle FreeTime" Profile für ihre Kinder einrichten und darüber deren Nutzungszeit des Fire einschränken. Darüber hinaus gibt es einige speziell für den Fire HD angepasste Apps, zum Beispiel von Facebook und Skype.

Preise, Verfügbarkeit

Der Kindle Paperwhite soll in den USA ab 1. Oktober erhältlich sein und knapp 120 US-Dollar kosten, in der 3G-Version 180 Dollar. Der Kindle ohne Touch kostet 70 US-Dollar und ist ab 14. September verfügbar. Dabei handelt es sich um die werbefinanzierten Kindle-Modelle ("With Special Offers"). Anders als in Deutschland wird der Kindle in der USA auch mit Werbeeinblendungen im Standby-Modus verkauft und ist dann 20 Dollar günstiger.

Der neue Kindle Fire kommt in den 7-Zoll-Varianten ebenfalls am 14. September auf den Markt. Die "normale" Version kostet 160 Dollar, die mit HD-Auflösung 200 Dollar. Deutlich später, am 20. November, kommen die 8,9-Zoll-Varianten auf den Markt: Das WLAN-Modell kostet 300 Dollar, das mit größerem Speicher (32 statt 16 GByte) und LTE-Mobilfunk 500 Dollar.

[Update: 06.09. 22:00 Uhr] Wie Amazons Europa-Manager Jorrit van der Meulen der dpa am Donnerstag mitteilte, werden einige der vorgestellten Geräte auch in Deutschland auf den Markt kommen und zwar am 25. Oktober. Der normale 7-Zoll-Kindle-Fire wird 160 Euro kosten, der Kindle Fire mit 7-Zoll-HD-Bildschirm je nach Ausstattung 200 Euro (16 GByte) oder 250 Euro (32 GByte). Für diese Geräte kann Amazon hierzulande inzwischen auch mit vielen Inhalten aufwarten. Zur Musik und den E-Books sind der App-Shop und die Filmstreams dazugekommen. Jorrit van der Meulen sagte auch, dass der Preis für den klassischen Kindle ohne Touch auf 80 Euro gesenkt wird. Wann der neue Paperwhite in Deutschland erscheinen wird, sagte er jedoch nicht.

[2. Update: 6.9. 23:00 Uhr] Inzwischen stehen die deutschen Vorbestellseiten online und verraten ein paar zusätzliche Details: Demnach hat die 7-Zoll-Variante Fire HD ein Display mit 1280 × 800 Punkten und einen Micro-HDMI-Ausgang – dann ist aber nur von HD-Filmen die Rede, möglicherweise kann es also keine Filme in FullHD ausgeben. Es ist einen Zentimeter dick und wiegt knapp unter 400 Gramm. Von den 16 GByte Speicher stehen 12,6 frei (bei der 32-GByte-Version dürften es demnach 28,6 GByte sein). Der Video-on-Demand-Dienst Lovefilm rechnet anders als iTunes oder Google Movies nicht pro Film ab, sondern kostet eine Monatsgebühr von mindestens 7 Euro; der erste Monat ist frei.

Modell Kindle (ohne Touch) Kindle Paperwhite Kindle Fire 7'' Kindle Fire 7'' HD
Erscheint in Dtl. 12. Sept. nicht bekannt 25. Oktober 25. Oktober
Betriebssystem nicht bekannt nicht bekannt Android Android
Maße 16,6 x 11,4 x 0,9 cm 17 x 11,7 x 0,9 cm 18,9 x 12 x 1,2 cm 19,3 x 13,7 x 1 cm
Gewicht 170 g 213 g / 221 g (UMTS) 400 g 395 g
Display E-Ink Pearl, 6 Zoll Paperwhite, 6 Zoll LCD, 7 Zoll LCD, 7 Zoll
Display-Auflösung 800 x 600 (167 dpi) 1024 x 768 (212 dpi) 1024 x 600 1280 x 800
Bedienung mech. Tasten Touchscreen Touchscreen Touchscreen
Prozessor nicht bekannt nicht bekannt Dual-Core, 1, 2 GHz Dual-Core, 1, 2 GHz
RAM nicht bekannt nicht bekannt 1 GByte nicht bekannt
Speicher 2 GByte 2 GByte 8 GByte 16/32 GByte
Speicherslot nein nein nicht bekannt nicht bekannt
WLAN 802.11b/g/n 802.11b/g/n 802.11b/g/n 802.11n Dualband
Mobilfunk nein UMTS-Variante erhältl. nein nein
Shopintegration Amazon Amazon Amazon Amazon
E-Book-Formate u.a. Mobi, PRC, PDF u.a. Mobi, PRC, PDF u.a. Mobi, PRC, PDF, per Apps erweiterbar u.a. Mobi, PRC, PDF, per Apps erweiterbar
Kopierschutz Amazon Amazon Amazon, per Apps erweiterbar Amazon, per Apps erweiterbar
Besonderheiten Display-Beleuchtung, 3G-Modell erhältl. Micro-HDMI
Preis 80 Euro nicht bekannt 160 Euro 200 Euro (16 GByte), 250 Euro (32 GByte)
Farben dunkelgrau dunkelgrau dunkelgrau dunkelgrau

(acb)