Fünf Grundsätze für offene Standards

Internationale Standardisierungsorganisationen machen sich für offene und faire Verfahren bei neuen Standards stark und positionieren sich damit gegen Pläne der ITU, mehr Einfluss ausuzuüben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 10 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Monika Ermert

Internationale Standardisierungsorganisationen machen sich für offene und faire Verfahren zu neuen Standards stark. Die Internet Engineering Task Force (IETF), das Internet Architecture Board (IAB), die Internet Society (ISOC), das World Wide Web Consortium (W3C) und das Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) haben gemeinsam fünf Grundsätze für die Standardisierungsarbeit formuliert und richten sich damit gegen Versuche von Mitgliedern der International Telecommunication Union (ITU), mehr Einfluss auszuüben.

Die Prinzipien reichen von fairen, transparenten und offen zugänglichen – und nicht durch einzelne Unternehmen oder Gruppen dominierten – Verfahren bis zu verbrieften Möglichkeiten, Beschwerde einzulegen. Standards, so heißt es in der OpenStand-Erklärung, müssen dem Wettbewerb, der Innovation und dem Wohl der Menschheit dienen. Damit wollen sich die Organisationen in erster Linie gegen die von einzelnen Mitgliedsstaaten der ITU geforderte Aufwertung von ITU-T-Standards bei der World Conference on International Telecommunication (WCIT) positionieren.

Technische Exzellenz und Akzeptanz auf dem globalisierten Markt statt staatlicher Technologiemandate und politischer Einflussnahme auf die Standardisierung – so läßt sich die Stoßrichtung von IETF, W3C und IEEE am besten zusammen fassen. Das abseits von staatlichen, ja geradezu gegen mandatierte Standards entwickelte Internet ist laut IEEE-Chef Steve Mills das Paradebeispiel für das neue Standardisierungsmodell.

Dennoch war das Zustandekommen des OpenStand-Papiers ein Balanceakt. Denn jenseits der hehren Ziele gibt es in den Organisationen und unter ihren Mitgliedern durchaus unterschiedliche Auffassungen, was eigentlich ein "offener Standard" ist. Bei der IEEE zum Beispiel müssen Standarddokumente bezahlt werden. IETF-Mitglieder warnen, dass die zunächst ins Auge gefassten FRAND-Lizenzbedingungen nicht verpflichtend seien. Und Microsoft macht sich gerade durch das Ausscheren aus gemeinsamen IETF-Arbeit an einer Schnittstelle für Real-Time-Web-Anwendungen unbeliebt.

Das "geistige Eigentum" war ein besonders heikler Punkt bei der Vorbereitung von OpenStand, das hatte ISOC-CTO Leslie Daigle bereits bei der Vorstellung des Textes im Juli eingeräumt. Es gehe darum, die positiven Gemeinsamkeiten des neuen Ansatzes dem "Establishment" entgegenzusetzen. Deutlicher wurde IAB-Mitglied Alissa Cooper vom Center for Democracy and Technology, die anlässlich der Veröffentlichung eines Papiers zur Bedeutung offener Standards unterstrich, die OpenStand-Prinzipien stünden "im scharfen Kontrast zu den gefährlichen, fehlgeleiteten Vorschlägen, die die technischen Standards der ITU-T mandatieren". Noch einen Schritt weiter geht der ehemalige ITU-Experte Anthony Rutkowski und fordert eine "Reprivatisierung" der ITU-T. (vbr)