Kernel-Log: Neue Werkzeuge

Die Werkzeugsammlung Util-Linux wurde um resizepart erweitert, ein nützliches Tool zum Umpartitionieren. Die X.org-Grafiktreiber erhielten Verbesserungen für Hybridgrafik. Die Erweiterungen zur Unterstützung von UEFI Secure Boot reifen heran.

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Von
  • Thorsten Leemhuis
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Karel Zak hat die Version 2.22 der Werkzeugsammlung Util-Linux veröffentlicht, aus der Linux-Distributionen Kommandozeilenprogramme wie dmesg, fdisk, kill, mount oder su beziehen. Es ist die erste Version, der das Programm resizepart beiliegt. Über eine mit Linux 3.6 eingeführte Schnittstelle kann es den Kernel über Größenänderungen bei verwendeten Partitionen informieren; nach dem Vergrößern einer eingehängten oder anderweitig verwendeten Partition mit Hilfe von Fdisk oder Parted kann man dem Kernel so die neuen Bedingungen mitteilen und den zusätzlichen Platz sofort nutzen.

Neu ist auch das Tool lslocks, das ähnlich wie das seit 2001 ungepflegte lslk eine Liste mit gesperrte Dateien ausgibt; dabei zeigt es an, welche Programme die Locks gesetzt haben. Hintergründe zu dem Programm erläutert Zak in einem Blog-Eintrag. Das ebenfalls neue Tool wdctl dient zur Statusabfrage von Watchdog-Hardware, die manche Systeme zur Überwachung von Hardware-Komponenten enthalten.

Lslocks zeigt Dateien an, die Programme sperren.

Die zu Util-Linux gehörenden Programme blkid, findmnt, mount, swapon und umount erhielten Erweiterungen, um Datenträger bei der Angabe von "PARTLABEL=" oder "PARTUUID=" mit Hilfe ihrer Bezeichnung (Label) oder ihrer UUID (Universally Unique Identifier) zu finden. Dmesg unterstützt nun die in Linux 3.5 eingeflossen Änderungen an den Logging-Mechanismen; dadurch bietet das Programm jetzt auch eine Follow-Funktion, um ähnlich wie bei einem "tail -f" auf neue Kernel-Meldungen zu warten und diese bei Eintreffen sofort auszugeben. Ferner wurden die Tools eject, su, sulogin und utmpdump in die Werkzeugsammlung integriert; einige davon gehörten bislang zu Coreutils oder Sysvinit.

Der kürzlich freigegebene X-Server 1.13 enthält Verbesserungen zur Unterstützung von zur Laufzeit zuschaltbarer Grafikhardware; zur Nutzung dieser Funktionen für Hybridgrafiklösungen wie Nvidias Optimus müssen nicht nur der Kernel und Libdrm, sondern auch die Grafiktreiber Hilfe leisten. Entsprechende Erweiterungen sind kürzlich in die Entwicklerzweige der X.org-Treiber intel, nouveau und radeon eingezogen (u. a. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7). Die wenig später freigegebene Version 2.20.7 des X.org-Treibers intel enthält die Prime-Unterstützung bereits.

Nvidia hat die Version 0.5 der Libvdpau veröffentlicht, über die Userspace-Programme auf die Vdpau-Unterstützung mancher Grafiktreiber zurückgreifen können, die eine Nutzung der Video-Beschleunigungsfunktionen ermöglicht.

Auch fast zehn Monate nach Einführung der ersten Radeon-Grafikkarten mit Southern-Islands-Grafikchips haben die Entwickler der Open-Source-Treiber noch immer keine Mesa-3D- oder X.org-Grafiktreiber für die GPUs veröffentlicht, die auf den Radeon-HD-Karten 7750 bis 7970 sitzen. Der in Entwicklung befindliche Mesa-3D-Treiber radeonsi bestehe aber mittlerweile fast alle Quick-Driver-Tests der OpenGL-Prüfsoftware piglit, wie AMD-Entwickler Christian König kürzlich stolz erklärte. [Update 20120910-1415] Ein Treiber für den X-Server von X.org soll diesen mit Hilfe von Gallium3D realisierten Mesa-3D-Code nutzen und damit Funktionen wie 2D-Beschleunigung realisieren. [/Update]

Die Mesa-Entwickler haben den im letzten regulären Kernel-Log erwähnten Versionssprung auf 9.0 mittlerweile vollzogen. Die Entwickler erwägen zudem, das Diagnoseprogramm glxinfo anzupassen, damit es OpenGL-3.1-Unterstützung meldet, selbst wenn die Open-Source-Treiber mit entsprechenden Fähigkeiten das bei 3.1 definierte GL_ARB_compatibility nicht unterstützt. Die proprietären Grafiktreiber von AMD und Nvidia unterstützen diese Kompatibilitätserweiterung.

In den Entwicklerzweig von Mesa 3D ist Code eingeflossen, durch den der Nouveau-Treiber Maschinencode für Nvidias GK110 erzeugen kann. Damit legen die Mesa-Entwickler Grundlagen zur Unterstützung der zweiten Generation von Nvidias Kepler-Architektur; der GK110 soll aber nicht zuerst auf Grafikkarten, sondern auf Rechenbeschleunigern wie der Tesla K20 eingesetzt werden, die im Dezember erwartet werden.

In einem Blog-Eintrag liefert Matthew Garrett einen Überblick zum Entwicklungsstand der Linux-Unterstützung von UEFI Secure Boot. Demnach sei die Infrastruktur zum Signieren des Boot-Loaders jetzt implementiert. Garret hat zudem einige Kernel-Änderungen zur Begutachtung an die LKML geschickt, die ein Modifizieren des laufenden Kernels unterbinden sollen. Auch die Entwicklung von Kernel-Erweiterungen zum Signieren von Kernel-Modulen schreitet seit kurzem wieder voran.

Linus Torvalds hat die fünfte Vorabversion von Linux 3.6 veröffentlicht und sich dabei etwas verwundert gezeigt, wie wenig Änderungen an ihn herangetragen wurden.

Der vor allem am Memory-Management-Code des Kernels arbeitende Entwickler Mel Gorman hat die Version 0.05 seiner Benchmark-Suite MMTests veröffentlicht.

Die kürzlich freigegebene Version 1.2.0 der Tracing-Software Sysprof bringt einige Verbesserungen für das User-Interface und soll bessere Performance liefern.

Das Alsa-Projekt hat die Version 1.0.26 seiner Bibliotheken, Werkzeuge und Plugins freigegeben; das Changelog erläutert die Neuerungen. Das Paket mit den Audio-Treiber haben die Entwickler nicht aktualisiert – die neuesten Audio-Treiber gibt es daher derzeit nicht beim Alsa-Projekt, sondern nur in den Vorabversionen von Linux 3.6.

Die Entwickler des Projekts Hplip (Hewlett-Packard's Linux Imaging and Printing Software) haben die Version 3.12.9 ihres Treiberframeworks veröffentlicht, das über zweitausend vornehmlich von HP gefertigte Drucker und Multifunktionsgeräte anspricht. Zu den Neuerungen zählen laut den Release Notes unter anderem Unterstützung für die DeskJet-Modelle 3510, 3511 und 3512, die DeskJet-Ink-Advantage-Geräte 3515, 3516 und 6525 sowie die Photosmart-Modelle 6520, 6525, 7520 und 7525.

In Anschluss an den diesjährigen Kernel Summit wurde fünf Plätze im Technical Advisory Board (TAB) der Linux Foundation neu gewählt; Btrfs-Hauptentwickler Chris Mason, SCSI-Subsystem-Maintainer James Bottomley, WLAN-Subsystem-Maintainer John W. Linville, Red Hats Storage-Experte Ric Wheeler und Intels Grafiktreiber-Entwickler Jesse Barnes machten das Rennen.

Audio-Treiber-Entwickler Takashi Iwai hat kürzlich erläutert, wie man den mit einer Fehlerkorrektur versorgten Quellcode eines Treibers übersetzt, damit er zu einem vom Distribution ausgelieferten Kernel passt.

Weitere Hintergründe und Informationen zu Entwicklungen beim Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich in den vorangegangenen Kernel-Logs auf heise open und in c't. Neue Ausgaben des Kernel-Logs werden auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog" erwähnt; die englischen, bei den Kollegen von "The H" erscheinenden Übersetzungen auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog2". Gelegentlich zwitschert der Autor des Kernel-Logs unabhängig davon über einige Kernel-Log-Themen bei Identi.ca und Twitter als "@kernellogauthor". (thl) (thl)