Fingerwisch statt Passwort

Ein neues Sicherheitssystem für Smartphones und Tablets erlaubt eine Nutzerautorisierung durch die Haut.

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Von
  • David Talbot

Ein neues Sicherheitssystem für Smartphones und Tablets erlaubt eine Nutzerautorisierung durch die Haut.

Berührungsgesten sind mittlerweile zur dominierenden Bedienform bei mobilen Geräten geworden. Wenn es nach Forschern am Winlab der Rutgers University geht, könnten per Fingerstrich künftig auch Passwörter übertragen werden. Dazu haben sie einen Ring entwickelt, den der Nutzer um den Finger trägt. Dieser erzeugt eine geringe Spannung, die durch die Haut geleitet wird und auf die Datenpakete aufmoduliert werden können.

Kapazitive Touchscreens, wie sie in vielen Smartphones und Tablets verbaut werden, detektieren diesen kleinen Stromstoß wiederum: Eine Berührung reicht, um den Nutzer zweifelsfrei zu identifizieren. Je nach Anwendung könnte dieses Verfahren einen schnellen Wechsel zwischen mehreren Personen erlauben, die sich ein Gerät teilen, in Spielen verschiedene Teilnehmer auseinanderhalten oder auch als zusätzliches Sicherheitsmerkmal dienen, etwa beim Online-Banking.

Der aktuelle Prototyp des Forscherteams erlaube "neue Möglichkeiten der Nutzerinteraktion und Authentifizierung", sagt Romit Roy Choudhury von der Duke University, der das Verfahren kennt. "Man stelle sich vor, jedes elektronische Gadget wüsste nach einer Berührung, wer sein Benutzer ist und würde sich dann den Wünschen automatisch anpassen oder personalisierte Informationen liefern."

Projektleiter Marco Gruteser vom Winlab hofft, dass die Technik innerhalb von zwei Jahren kommerzialisiert werden kann. Das aktuelle Gerät ist zwar noch recht groß, soll sich aber einfach miniaturisieren lassen. Der Ring kann auch direkt auf dem Touchscreen verwendet werden, um die Datenübertragung zu beschleunigen oder größere Informationsmengen zu übertragen.

Das System arbeitet batteriebetrieben und enthält einen programmierbaren Flash-Speicher. Außerdem ist ein kleiner Generator verbaut. Berührungsempfindliche Bildschirme, die bereits darauf ausgelegt sind, Spannungsveränderungen bei der Berührung durch den Finger zu erkennen, detektieren das darüber erzeugte Signal leicht. Eine Software auf dem Mobilgerät übernimmt dann die Authentifizierung.

Die Winlab-Entwicklung hat gegenüber biometrischen Verfahren wie Retina- oder Fingerabdruckscannern den Vorteil, dass nur der Ring hinzukommt – die sonstige Hardware kann weiter genutzt werden. Ein Gerät, das einen Stimmabdruck überprüft, würde wiederum bedingen, dass der Nutzer einen Begriff laut aussprechen müsste. Ein Fingerwisch ist dagegen diskret, meint Gruteser. "Die Leute tun das ja andauernd."

Natürlich müsste der User jeden Tag daran denken, auch den Ring mitzunehmen. Außerdem empfehlen sich zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen, falls das Accessoire einmal entwendet werden sollte. Aktuell können mit dem System zudem nur wenige Bit pro Sekunde übertragen werden. So kostet etwa ein einzelner PIN-Code knapp zwei Sekunden Zeit. Mit einer optimierten Touchscreen-Firmware soll sich dies aber auf immerhin das Zehnfache steigern lassen. (bsc)