Google China: "Lieder aus dem Tal" oder "Singender Kuckuck im Frühling"?

Der Suchmaschinenbetreiber Google muss sich möglicherweise einen neuen Namen für sein Geschäft in China ausdenken. Ein Unternehmen aus Peking wirft dem Konzern vor, mit dem für den chinesischen Markt gewählten Namen bestehende Markenrechte zu verletzen.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der Suchmaschinenbetreiber Google muss sich möglicherweise einen neuen Namen für sein Geschäft in China ausdenken. Während hierzulande das Verb "googeln" bereits Einzug in den Duden gefunden hat, kommen Chinesen mit dem Kunstwort aus Amerika gar nicht zurecht: "Google" lässt sich mit chinesischen Schriftzeichen nicht darstellen und wird deshalb von den Einheimischen in der Regel auch nicht richtig ausgesprochen – die meisten sagen "Go Go", was aber mehr in den Bereich von Bars und Nachtclubs fällt. Die Betreiber tauften die Suchmaschine für China deshalb kurzerhand in "Guge" um.

Doch dagegen hat nun ein Firma aus Peking etwas. Die "Beijing Guge Sci-Tech Company" wirft dem Konzern vor, mit der Wahl des Ersatznamens gegen Markenrechtsbestimmungen verstoßen zu haben. Schließlich habe man am 16. April 2006 beim "Municipal Industrial and Commercial Bureau" in Peking offiziell ein Unternehmen mit gleichem Namen angemeldet – eine Woche nachdem chinesische Medien erstmals über die Pläne Googles berichtet hatten, in China künftig unter dem Namen "Guge" aufzutreten. Wegen angeblicher Verletzung von Markenrechten verklagte die "Beijing Guge Sci-Tech Company" den Google-Konzern.

Am gestrigen Mittwoch musste sich ein Gericht in Peking nun erstmals mit dem Fall beschäftigen. Der Anwalt Googles argumentierte lokalen Medienberichten zufolge in der mündlichen Verhandlung, das klagende Unternehmen habe bei der Namensregistrierung in böser Absicht gehandelt. Der Begriff "Guge" tauche nicht in chinesischen Wörterbüchern auf, sondern sei wie Google eine sprachliche Eigenschöpfung und setze sich aus "gu" (Tal) und "ge" (Lied) zusammen. In Anlehnung an das Silicon Valley, wo Google seinen Hauptsitz hat, würden mit "Guge" also "Lieder aus dem Tal" beschrieben.

Die gegnerische Seite wartete unterdessen mit anderen Ableitungen auf: So könne "gu" zum einen für einen singenden Kuckucksvogel im Fühling stehen, zum anderen könne "gu" ins Englische übersetzt aber auch Getreide bedeuten und würde dann einen Zustand des "Singens während der Erntezeit im Herbst" beschreiben. Letzteres würde in etwa der Erklärung aus dem vergangenen Jahr entsprechen, als Google bekannt gab, "Guge" würde übersetzt "Lied der reichen Ernte" bedeuten. Zu einer Entscheidung konnte sich das Pekinger Gericht bislang nicht durchringen. (pmz)