SCO vs. Linux: Die Sache mit den Copyrights

Neben dem Zoff mit IBM um angeblich in Linux illegal übernommenen Code streitet SCO u.a. auch mit Novell um die Eigentumsrechte an Unix. Nun gibt es Details zu den Verträgen, mit denen Novell lediglich die Vermarktung von Unix System V an SCO verkaufte.

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Von
  • Detlef Borchers

In der Auseinandersetzung zwischen der SCO Group und Novell um die Eigentumsrechte an Unix sind am Wochenende neue Details über die Verträge bekannt geworden, mit denen Novell die Vermarktung von Unix System V an die damalige SCO verkaufte. Was die Novell-Justiziarin und ein beauftragter Rechtsanwalt vor mehr als 10 Jahren aushandelten, liegt nun mit sämtlichen Änderungen und Streichungen vor. Novell kann mit den Dokumenten belegen, dass das Copyright an Unix bewusst nicht verkauft wurde, um Sicherheiten für den Fall zu besitzen, dass die damalige SCO in Konkurs geht.

Mit den Zeugenaussagen der Juristen und den vorliegenden Dokumenten ist die Klage der SCO Group praktisch gegenstandslos. Das von der SCO Group als Rechtsnachfolger der damaligen SCO präsentierte Asset Puchase Agreement wird von SCO nicht länger auf den Webseiten präsentiert. Unabhängig von diesen Aussagen hat Novell eine Reihe von Anträgen im laufenden Ermittlungsverfahren gestellt, die darauf hinauslaufen, dass sämtliche von der SCO Group erhobenen Anschuldigungen gegenstandslos sind.

Mit der Veröffentlichung der Aussagen der Justiziarin Allison Amadia und des Rechtsanwaltes Tor Braham durch die Prozessbeobachter von Groklaw ist es möglich, die damals geführten Verhandlungen bis in die kleinsten Details zu verfolgen, weil neben den Aussagen der Juristen die Dateien mit den unterschiedlichen Vertragsversionen vorliegen. Deutlich wird so, wie SCO mit mehreren Versuchen scheiterte, das Copyright an Unix System V in das Vertragswerk aufzunehmen, mit dem SCO die Vermarktung und Weiterentwicklung von Unix übernahm. In den ersten Vertragsversionen war die Weitergabe des Copyrights an Unix noch Bestanteil der Verträge. Die Copyright-Klauseln wurden aber später entfernt, als sich herausstellte, dass SCO nicht die finanziellen Mittel besaß, um auf Novells Preisvorstellungen eingehen zu können. Das Copyright blieb damit bei Novell zur Absicherung der eigenen Ansprüche, falls SCO in Konkurs gehen sollte.

Gegen die Aussagen und vorgelegten Verragsversionen von Amadia und Braham müsste die SCO Group die Anhörung von Steve Sabbath vorlegen, der auf der Seite von SCO die Verträge aushandelte. Seine Aussagen wurden indes bisher nur im Prozess mit IBM vorgelegt, in dem es um angeblich rechtswidrig übernommene 326 Zeilen Sourcecode im Linux-Kernel geht. In diesem Verfahren sind die eigentlichen Ermittlungen abgeschlossen, doch liefern sich beide Seiten weiterhin erschöpfende Schriftsatzduelle.

Zu den Entwicklungen in dem Streit, den SCO mit IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde um SCO-Rechte an Unix und angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code angezettelt hat, siehe den Online-Artikel in c't Hintergrund (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)