Intel: Kein Linux-Support für Tablet-Chip

Linux soll auf dem speziell für Windows-8-Tablets entwickelten SoC (System on Chip) Atom Z2760 alias Clover Trail nicht laufen.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Linux soll auf dem Intel-SoC (System on Chip) Atom Z2760 alias Clover Trail für Tablets nicht laufen. Das berichtet The Inquirer unter Berufung auf einen Vortrag, den Intel-Mitarbeiter Joseph Nielsen kürzlich auf dem Intel Developer Forum (IDF) in San Francisco gehalten hat; die von ihm gezeigten Präsentationsfolien findet man auf der IDF-SF12-Webseite bei einer Suche nach der Sessio- ID "TSMS002".

Die genauen Hintergründe gehen daraus allerdings nicht hervor; auch Anfragen bei Intel haben bislang nicht für Klarheit sorgen können. Offenbar hat Intel bei der Entwicklung des von Anfang an auf Windows-8-Tablets ausgerichteten Dual-Core-SoC eng mit Microsoft kooperiert, damit das Betriebssystem und das SoC mit zwei x86-Atom-Kernen gut zusammenarbeiten. Dazu hat Intel unter anderem neue Schlafzustände implementiert, die Windows 8 unterstützt, um eine möglichst lange Akkulaufzeit zu erreichen – ein wichtiges Feature im Tablet-Markt, in den sowohl Intel als auch Microsoft einsteigen wollen. Bislang dominieren bei den Tablets SoCs mit ARM-Kernen, auf denen Android oder iOS läuft.

Derzeit ist unklar, ob Intel lediglich nicht selbst an Linux-Unterstützung für den Clover Trail arbeiten möchte oder ob sich der SoC so sehr von anderen x86-Plattformen unterscheidet, dass es der Open-Source-Gemeinde schwer fallen würde, ordentliche Linux-Unterstützung selbst zu implementieren. Bei seinen meisten Chips sorgt Intel selbst für Linux-Unterstützung und bringt sich aktiv in die Entwicklung von Linux-Kernel, Mesa 3D, X.org oder Android ein.

Auch bei den für Smartphones gedachten Single-Core-SoCs Atom Z2460 und Z2560 alias Medfield sorgt Intel für Linux-Support; sie gehören zur selben Atom-Generation wie der Clover Trail. Für ordentliche Unterstützung des von Imagination Technologies als IP-Core zugekauften PowerVR-Grafikkern im Medfield ist allerdings ein proprietärer Treiber erforderlich; ein Intel-Mitarbeiter arbeitet aber auch an einem mit Hilfe von Reverse Engineering entwickelten Open-Source-Treiber.

Berichten zufolge soll es neben dem für Tablets gedachten Clover Trail auch noch einen für Smartphone ausgelegten Clover Trail+ (Z2580) geben, für den es wieder Linux-Unterstützung geben soll. Auch erste Teile zur Unterstützung der nächsten, unter dem Codenamen Valleyview entwickelten Atom-Generation hat Intel schon in aktuelle Linux-Kernel eingebracht. Mit dem Moorestown hatte Intel 2010 auch schon mal einen "Linux-only-Prozessor" entwickelt, der die BIOS- und UEFI-Alternative SFI (Simple Firmware Interface) nutzte, die nur mit Linux funktioniert – der Prozessor war am Markt aber erfolglos.

Nicht nur Intel, sondern auch AMD entwickelt einen Prozessor für den Betrieb mit Windows 8, um möglichst schnell einen Fuß in die Tür des Tablet-Markts zu bekommen: Wie aus einem zweiten Bericht von The Inquirer hervorgeht, konzentriert sich AMD nämlich beim Hondo auf die Abstimmung mit Windows 8. Android-Unterstützung sei zunächst nicht vorgesehen, erklärte ein AMD-Manager; er stellte aber gleich klar, dass Android mittelfristig vielleicht doch in Betracht käme.

(thl)