Google enttäuscht Anleger, Aktie verliert deutlich an Wert

Der kalifornische Internet-Suchmaschinenbetreiber Google ist im vierten Quartal deutlich hinter den Gewinnerwartungen zurückgeblieben. Als Grund nennt das Unternehmen eine gestiegene Steuerquote.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der Internet-Suchmaschinenbetreiber Google ist seiner Rolle als Börsenliebling zumindest am gestrigen Dienstag nicht gerecht geworden: Unmittelbar nach Beendigung des regulären Handels an der New Yorker Technologiebörse Nasdaq legte das Unternehmen mit Sitz im kalifornischen Mountain View seine Bilanz für das vierte Geschäftsquartal 2005 vor – und enttäuschte mit den Zahlen Analysten und Anleger.

Zwar stieg der Umsatz des Branchenprimus im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erneut kräftig um 86 Prozent auf 1,919 Milliarden US-Dollar, beim Gewinn verfehlte das Unternehmen die zuvor angelegte Messlatte aber klar: Statt der erwarteten 1,51 bis 1,76 US-Dollar Gewinn pro Aktie stehen für den Zeitraum von Oktober bis Dezember nach GAAP-Rechnungslegung lediglich 1,22 US-Dollar in den Büchern, was im Vergleich zum Vorjahr aber immer noch eine Steigerung um 82 Prozent bedeutet. Gegenüber dem dritten Quartal 2005 sanken die Erträge bei deutlich höheren Umsätzen (plus 21 Prozent) allerdings um 9 Millionen auf 372 Millionen US-Dollar.

Mit eigenen Seiten erwirtschaftete Google im vierten Quartal Umsätze in Höhe von 1,098 Milliarden US-Dollar (57 Prozent des Gesamtumsatzes), eine Steigerung im Vergleich zum dritten Quartal um 24 Prozent; Partner-Sites generierten über das AdSense-Programm zusätzliche 799 Millionen US-Dollar (plus 18 Prozent). Die Traffic Acquisition Costs (TAC), also die für die Platzierung von bezahlten Suchmaschinen-Links auf anderen Web-Seiten an die Partner weitergereichten Umsätze, schlugen im vierten Quartal mit 629 Millionen US-Dollar zu Buche (33 Prozent des Gesamtumsatzes), was gegenüber dem Vorquartal eine Steigerung um 18 Prozent bedeutet.

Als Begründung für den deutlich hinter den Erwartungen zurückgebliebenen Gewinn gibt das Unternehmen eine gestiegene Steuerquote an. Diese habe statt bei 30 Prozent wie in den beiden vorangegangenen Dreimonatszeiträumen im vierten Quartal bei nahezu 42 Prozent gelegen. Die Anleger reagierten auf die Erklärung des Managements indes erneut in Bären-Manier: Nachbörslich sackte der Kurs der Google-Aktie um bis zu 19 Prozent in den Keller, konnte sich später aber bei 370 US-Dollar stabilisieren (minus 15 Prozent). Das Papier der "einflussreichsten Marke 2005" war Mitte Januar schon einmal stark unter Druck geraten und hatte an einem Tag um fast 8,5 Prozent nachgegeben.

In der Jahresbilanz (PDF-Datei) weist das Unternehmen, das in den vergangenen Monaten immer wieder neue Dienste wie Google Video, Google Local oder Google Talk auf den Markt gebracht hatte und derzeit mit Napster und Linux in Verbindung gebracht wird, einen Konzernumsatz von 6,139 Milliarden US-Dollar aus. Gegenüber 2004, als Erlöse in Höhe von 3,189 Milliarden US-Dollar erzielt wurden, bedeutet dies eine Steigerung um 92,5 Prozent. Die über eigene Seiten generierten Umsätze legten um 112,5 Prozent auf 3,377 Milliarden US-Dollar zu, die Google-Partner konnten die über AdSense erwirtschafteten Umsätze auf 2,688 Milliarden US-Dollar steigern, ein Plus von 72,9 Prozent. Der Jahresgewinn verdreifachte sich gegenüber 2004 auf 1,465 Milliarden US-Dollar.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Google in US-Dollar

Quartal Umsatz Gewinn/
Verlust
4/03 515,2 Mio. 27,2 Mio.
1/04 653,0 Mio. 63,0 Mio.
2/04 700,2 Mio. 79,1 Mio.
3/04 805,89 Mio. 51,98 Mio.
4/04 1.031,5 Mio. 204,1 Mio.
1/05 1.256 Mio. 369 Mio.
2/05 1.384 Mio.
(890 Mio. ohne TAC)
343 Mio.
3/05 1.578 Mio.
(1.048 Mio. ohne TAC)
381,2 Mio.
4/05 1.919 Mio.
(1.290 Mio. ohne TAC)
372,2 Mio.