Interaktives T-Shirt

Das Londoner Designbüro Cutecircuit baut tragbare Elektronik in Kleidung ein – inklusive Internet-Anschluss.

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Das Londoner Designbüro Cutecircuit baut tragbare Elektronik in Kleidung ein – inklusive Internet-Anschluss.

Geht es nach dem britischen Gestaltungsstudio Cutecircuit, wird Kleidung künftig interaktiv. Eingebaute Elektronikkomponenten reagieren auf Geräusche, stellen über Spezialbildschirme Texte dar oder erlauben es, auch ohne Handy zu telefonieren. Das neueste Projekt der Firma, die bereits das Bühnenoutfit von Popstars wie U2 oder KatyPerry gestaltet hat, heißt "tshirtOS" und wird als T-Shirt mit Betriebssystem beworben. Die Technik soll nicht nur Laufstege erobern, sondern von normalen Menschen auf der Straße getragen werden können.

"Das ist das erste tragbare, teilbare, programmierbare T-Shirt, das gleichzeitig eine Plattform für digitale Kreativität ist", sagen die Macher stolz. Das T-Shirt sei schon früher eine Projektionsfläche gewesen, "das Status-Update, bevor es Status-Updates gab, der "Ich-mag-das-Knopf" vor dem ersten "Ich-mag- das-Knopf". Entsprechend sei es nur konsequent, diese Projektionsfläche nun direkt für digitale Botschaften zu nutzen. "Die Leute können so einen ganz besonderen Eindruck hinterlassen."

Der T-Shirt-"Bildschirm" besteht aus zahlreichen LEDs, die sich farbig beschalten lassen.

(Bild: Cutecircuit)

Das neuartige Baumwollhemd besitzt als Hauptelement ein Display aus 1024 eingenähten Drei-Farb-Leuchtdioden, die biegsam sind und in einem 32 mal 32 Bildpunkte großen Raster angeordnet wurden. Außerdem ist ein Kontrollchip mit weiteren Komponenten eingebaut, der flach genug sein soll, dass er den Träger nicht stört. Der Bildschirm auf der Brust und die Steuerelektronik lassen sich per eingebautem Bluetooth-Sender mit einem in der Hosentasche befindlichen Smartphone verbinden. Mittels einer eigens entwickelten App kann der Träger dann wählen, was das Kleidungsstück anzeigen soll: etwa ein Foto, das mit der ebenfalls im Shirt integrierten Kamera geknipst wurde, eine Facebook- oder eine Twitter-Nachricht.

Cutecircuit-Designerin Francesca Rosella findet, dass die Digitalisierung der Mode längst überfällig war. "Unser ganzes Leben ist heute digital, aber die Mode steckt noch im Mittelalter. Wir bringen das Digitalzeitalter in die Mode", sagte sie gegenüber britischen Medien.

Die verbaute Elektronik ist vergleichsweise flach und robust.

(Bild: Cutecircuit)

Und das endet nicht bei einem tragbaren Bildschirm: Für weitere interaktive Funktionen haben die Entwickler das Hemd auch noch mit einem Beschleunigungssensor, einem Minilautsprecher und einem Mikrofon ausgestattet. Mit einer zusätzlichen Anwendung, die auf Googles Übersetzungsdienst zugreift, kann das T-Shirt sogar als Dolmetscher dienen: Das Mikrofon nimmt einen in einer Fremdsprache gesprochenen Satz auf, sendet es an den "Translation"-Dienst und spielt dann die Übersetzung per Sprachausgabe über den Lautsprecher ab. Der Internet-Zugang von "tshirtOS" erfolgt über das an das Hemd angebundene Smartphone. Der Bildschirm ist sogar schnell genug, um Videos darzustellen – diese sind aufgrund der vergleichsweise geringen LED-Anzahl allerdings recht pixelig.

Trotz der Elektronik sei das Kleidungsstück waschbar, wenn der Akku entfernt wird, betonen die Entwickler. Derzeit ist das Hemd noch ein Prototyp, der für sich genommen knapp 25.000 Euro gekostet haben soll. Später will Cutecircuit es gemeinsam mit dem Whiskey-Hersteller Ballantine's auch für Werbezwecke einsetzen und vermarkten.

T-Shirt OS bietet zahlreiche Schnittstellen zu Sensoren und ins Internet.

(Bild: Cutecircuit)

Was das Hemd in Endkundenhand kosten wird, hat Cutecircuit bislang noch nicht bekanntgegeben. Die verwendeten Bauteile könnten aber vergleichsweise günstige Standardtechnik werden, was den Preis des Shirts senkt. Zum Vergleich: Für einen "Minidress", in dem einzelne LEDs sitzen, die von einer wiederaufladbaren Batterie angetrieben werden, bezahlt man bei der Firma derzeit 875 Euro, für ein größeres Kleid 1900 Euro. Hierbei handelt es sich aber um deutlich unkompliziertere Technik.

Im Internet scheint die Idee hinter "tshirtOS" jedenfalls gut anzukommen: Zwei Videos, die "tshirtOS" beschreiben, erhielten zusammen innerhalb weniger Wochen knapp zwei Millionen Abrufe. Das könnte Motivation genug sein, das Projekt weiter zu verfolgen. (bsc)