Obama vs. Romney: TV-Debatte schlägt hohe Wellen im Netz

"Wenn die Debatte zur Präsidentschaftswahl mit einer Laserschwert-Schlacht enden würde, würden noch mehr Leute zuschauen", lautet einer von über 10 Millionen Tweets, die das Fernsehduell begleiteten – ein neuer Rekordwert für die Microblogging-Plattform.

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Von
  • Peter Zschunke
  • dpa

Barack Obama und Mitt Romney haben nicht allein diskutiert: Das erste TV-Duell der US-Präsidentschaftskandidaten wurde von Millionen Menschen mit eigenen Diskussionsbeiträgen begleitet. Innerhalb von 90 Minuten wurden allein auf Twitter 10,3 Millionen Beiträge dazu veröffentlicht – und das mit einer Frequenz von teils über 150.000 "Tweets per Minute". Kein politisches Ereignis hat bisher so viel Resonanz auf der Microblogging-Plattform gefunden wie die Fernsehdebatte in der Nacht zum Donnerstag.

In die Debatte eingemischt hat sich auch Popstar Lady Gaga, die ihren inzwischen mehr als 30 Millionen auf Twitter versammelten Fans kurz vor Beginn der Debatte schrieb: "Bevor das anfängt, ist der Hinweis wichtig, dass Romney ein Millionär ist, aber mit 13,9 Prozent deutlich weniger als den durchschnittlichen Steuersatz zahlt." Das wurde inzwischen mehrere tausend Mal weitergetragen, "retweetet", wie es bei Twitter heißt.

Etwas weniger Resonanz fand die meistbeachtete Twitter-Äußerung von Barack Obama: "Wir brauchen einen Präsidenten, der einen Plan hat, um die Wirtschaft für jeden wachsen zu lassen – aus der Mitte heraus – und das ist Präsident Obama". Der Kandidat der Demokraten forderte dazu auf, diesen "Tweet" weiterzusenden. Dem folgten aber bis Donnerstag früh (Ortszeit) lediglich 2626 Personen.

Derweil ächzte die Facebook-Seite von Mitt Romney unter der Last von mehr als 8400 Kommentaren – meist von seinen Anhängern, aber auch von Sympathisanten Obamas. Der Herausforderer schrieb dort zur TV-Debatte: "Eine klare Wahl. Amerika kann sich nicht vier weitere Jahre wie diese leisten." Der Kandidat der Republikaner verband dies mit der Aufforderung, 15 US-Dollar zu spenden – in die Schlussphase des Wahlkampfs wollen beide Kandidaten noch einmal sehr viel Geld hineinstecken. "Mitt, du hast das toll gemacht", lobte eine Anhängerin den TV-Auftritt Romneys.

Die Verbindung von Fernsehen mit gleichzeitiger Internet-Nutzung wird als "Second Screen" bezeichnet: Der zweite Bildschirm – meist ein Smartphone oder ein Tablet-Computer - wird zur ergänzenden Information oder zum Austausch über das TV-Geschehen genutzt. Jeder fünfte Fernsehzuschauer in Deutschland gab bei der Erhebung für die Onlinestudie von ARD und ZDF an, während des TV-Konsums häufig im Netz unterwegs zu sein. Zwölf Prozent tauschen sich dort zumindest ab und zu über die gerade laufende Sendung aus.

Was bisher schon beim "Tatort" oder bei der Talkshow von Günther Jauch gängige Praxis ist, könnte im nächsten Jahr auch den Bundestagswahlkampf im Fernsehen begleiten. Die beiden Spitzenkandidaten halten sich zwar bislang zurück, dafür sind etliche Politiker in der zweiten Reihe umso aktiver. "Ganz klar wird Twitter den kommenden Wahlkampf beeinflussen", sagte Konstantin von Notz, netzpolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, gegenüber dpa. Es wäre ein schwerer Fehler, den Einfluss von Twitter auf die Debatten im Wahlkampf zu unterschätzen. "Allerdings sollte man auch nicht vergessen, dass Kandidaten via Twitter natürlich auch negative Schlagzeilen produzieren können."

Dass es im Kampf um die Gunst von Wählern – oder Käufern bestimmter Produkte – nicht nur darauf ankommt, möglichst häufig in Sozialen Netzwerken genannt zu werden, verdeutlicht etwa der Einstieg von Microsoft beim Social-Media-Rankingdienst Klout, der eine Methode entwickelt hat, den Einfluss von Personen oder Marken auf die Netzgemeinde mit einem Punktesystem abzubilden.

Im Gezwitscher des Twitter-Universums sind diejenigen Stimmen am lautesten, die am häufigsten "retweetet" werden. Zu ihnen gehörte beim TV-Duell auch Rick Santorum, der sich vergeblich um die Präsidentenkandidatur der Republikaner bemüht hatte und nun dem siegreichen Kontrahenten Respekt zollte: "Romney hat es gerockt!" Viel Resonanz fand auch ein unter dem Namen von Darth Vader auftretender Science-Fiction-Fan mit der Einschätzung: "Wenn die Debatte zur Präsidentschaftswahl mit einer Laserschwert-Schlacht enden würde, würden noch mehr Leute zuschauen." (ssu)