AMD kündigt Tablet-Prozessor Z-60 an

Die Accelerated Processing Unit besitzt zwei "Bobcat"-Kerne mit 1 GHz Taktfrequenz, eine DirectX-11-GPU mit HD-Video-Decoder und soll höchstens 4,5 Watt Leistung schlucken.

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Auch AMD will vom erhofften Aufschwung der Windows-8-Tablets profitieren und kündigt mit dem Z-60 den zweiten eigenen Prozessor speziell für Tablets an. Der Kombi-Chip – AMD spricht in solchen Fällen von Accelerated Processing Units (APUs) – vereint wie sein Vorgänger Z-01 oder der weiter verbreitete C-50 zwei CPU-Kerne mit Bobcat-Mikroarchitektur und 1 GHz Taktfrequenz mit einer GPU namens Radeon HD 6250. Diese umfasst 80 Shader-Kerne und einen HD-Video-Decoder (UVD).

Die unter dem Codenamen Hondo entwickelte APU wird weiterhin vom Auftragsfertiger TSMC mit 40-Nanometer-Strukturen produziert. Der zugehörige Chipsatz, den AMD bisher nicht näher detailliert, dürfte ein abgespeckter Verwandter des A68M (Hudson-M3L) sein – für den AMD bisher aber ebenfalls kein Datenblatt öffentlich bereitstellt. Jedenfalls sollen Z-60-Tablets USB 3.0 unterstützen.

Obwohl der Z-60 auf dem Papier dieselbe CPU- und GPU-Performance liefert wie der C-50 (Ontario), der Z-01 (Desna) oder die Embedded-Variante G-T40E, soll er deutlich weniger Strom schlucken: AMD nennt 4,5 Watt TDP. Beim Z-01 sind es hingegen 5,9 Watt, beim G-T40E 6,4 Watt und beim C-50 9 Watt. Durch welche Maßnahmen die Leistungsaufnahme gesenkt werden konnte, verrät AMD nicht genau. Hinzu kommt jedenfalls stets noch der Energiebedarf von Chipsatz, RAM und Massenspeicher sowie anderer Tablet-Komponenten, also WLAN- und Soundchip, Hintergrundbeleuchtung des Displays und Touch-Sensor.

Ein Referenzsystem mit Z-60 schluckt 3,89 Watt beim Websurfen und hält mit einem 30-Wh-Akku folglich fast 8 Stunden durch.

(Bild: AMD)

AMD verspricht für ein Referenzsystem mit Z-60 samt Chipsatz und 2 GByte DDR3-1066-RAM rund 8 Stunden Laufzeit beim Websurfen mit einem 30-Wattstunden-Akku. Diese Technik soll in ein Gehäuse mit höchstens 10 Millimetern Stärke passen. Bei einer Standby-Leistungsaufnahme von 0,08 Watt im Suspend-to-RAM-Modus sind laut AMD bei anfangs vollem Akku etwa 2 Wochen Standby-Zeit möglich. Die neue Windows-8-Funktion Connected Standby, bei der das System beispielsweise mit dem WLAN verbunden bleibt und Push-Nachrichten empfangen kann, unterstützt der Z-60 allerdings nicht. Von der Standby-Leistungsaufnahme her würde es vielleicht sogar klappen: Die Windows 8 Hardware Certification Requirements erlauben, dass das System in 16 Stunden Connected Standby höchstens 5 Prozent Akkuladung aufzehrt. Doch den "Low Power S0 Idle Mode", den Intel S0ix nennt, unterstützt der Z-60 anscheinend nicht. Daher wird Intels Atom Z2760 alias Clover Trail zunächst der erste x86-Prozessor sein, der wie die ARM-SoCs in den Windows-RT-Tablets Connected Standby erlaubt, wie Intel betont.

AMD verspricht, dass ein Z-60-Tablet in weniger als 2 Sekunden aus dem ACPI-S3-Modus (Windows: "Energie sparen") erwachen kann. Dieser Wert ist nicht zufällig gewählt, sondern eine Microsoft-Vorgabe für Computer mit Windows-8-Logo. Connected-Standby-Tablets müssen hingegen 0,3 Sekunden nach dem Einschalten nutzbar sein.

Der Z-60 tritt somit nicht direkt gegen Intels Atom Z2760 an, der dank deutlich niedrigerer TDP von 1,7 Watt und S0ix auch wesentlich dünnere und leichtere Tablets möglich machen soll. Falls Windows-8-Tablets erfolgreich werden, dürften aber auch Tablets mit anderen Atom-Versionen erscheinen – auf diese zielt Hondo. Doch Intel offeriert mit dem Atom N2600 einen Prozessor mit noch geringerer TDP von bloß 3,5 Watt, dessen beide 1,6-GHz-Kerne dem CPU-Teil des Z-60 minimal überlegen sein könnten. Auf der GPU-Seite sieht es aber beim Atom N2600 düster aus, für den PowerVR-SGX-Kern gibt es bislang nur 32-Bit-Treiber für Windows 7 und nicht einmal eine Beta-Version für Windows 8. Metro-Apps stürzen mit dem derzeitigen GMA-3600-Treiber sogar ab. Von der 3D-Performance her ist die PowerVR-GPU im Atom N2600 der Radeon HD 6250 deutlich unterlegen, auch mit HD-Videos kann letztere besser umgehen. Wie es um die Direct2D-Beschleunigung der Windows-8-Oberfläche bestellt ist, können erst spätere Tests mit finalen Treibern zeigen.

Auf einer Veranstaltung während des IDF in den USA hatte AMD Z-60 Tablets zu Preisen ab rund 500 US-Dollar versprochen – das könnten dann Geräte ähnlich wie das MSI WindPad 110W sein, in dem der Z-01 steckt. Bisher nennt AMD aber noch keine konkreten Z-60-Tablets. Es sollen aber noch in diesem Jahr welche erscheinen. (ciw)