Toolbox: Audiodateien mit gnormalize in Form bringen

Audiodateien liegen nicht immer im passenden Format vor und gerade mobile Player und Smartphones sind bei Dateiformaten wählerisch. Das Perl-Tool gnormalize konvertiert Audiodateien von einem Format ins andere und gleicht dabei auf Wunsch auch die Lautstärke an.

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Von
  • David Wolski
Inhaltsverzeichnis

Ab einer gewissen Größe entwickeln Musiksammlungen ein gewisses Eigenleben und werden zu einem Biotop zahlreicher Dateiformate – inklusive Exoten und bedrohten Arten. Handelt es sich nur um wenige Dateien, lassen sich diese manuell mit einem Audioeditor oder Konsolenbefehl in ein anderes Format bringen. Größere Dateimengen erfordern aber andere Werkzeuge. Mit einem Skript aus eigener Fertigung und Kommandozeilentools wie FFmpeg lassen sich gezielt bestimmte Formate umwandeln. Bei vielen verschiedenen Formaten ist ein möglichst vielseitiger Konverter dagegen die bessere Wahl.

Frontend in Perl: gnormalize bietet eine grafische Oberfläche für verschiedene Decoder und Encoder.

Auf diese Rolle hat sich gnormalize spezialisiert: Das Perl-Tool mit GTK-Oberfläche versteht sich darauf, Audiodateien vieler Formate in eine unkomprimiertes WAV-Datei zu schreiben und sie anschließend ins gewünschte Audioformat zu konvertieren. Als Eingangsformat unterstützt gnormalize dabei MP3, MP4, M4A, AAC, OGG, APE, FLAC, Musepack und WAV. Als Zielformate kommen MP3, MP4, MPC, OGG, APE, FLAC und WAV in Frage, vorausgesetzt, die jeweiligen Decoder und Encoder sind ebenfalls installiert. Die Dateien können einzeln oder als Verzeichnis übergeben werden, wobei gnormalize auch rekursiv in alle Unterverzeichnisse absteigen kann.

Seinen Namen hat gnormalize dank einer Zusatzfunktion: Beim Konvertieren normalisiert das Tool auf Wunsch den Pegel der Audiodateien, um deren Lautstärke einander anzugleichen. Nötig ist das etwa, wenn die Audiodateien aus verschiedenen Quellen stammen und höchst unterschiedlich ausgesteuert sind. Für die Anpassung nutzt gnormalize den Algorithmus von Replay Gain. Beim Konvertieren wird dabei zunächst die Lautstärke aller Dateien analysiert und dann für jede Datei die nötige Änderung berechnet.

gnormalize (5 Bilder)

Voraussetzungen

Vor der Installation von gnormalize müssen einige Pakete nachgerüstet werden.

Das unter der GPL 2 stehende gnormalize ist zwar nicht brandneu und die Veröffentlichung der letzten Version 0.63 liegt schon vier Jahre zurück, doch in die Standardpaketquellen der meisten Linux-Distributionen hat es das Tool trotzdem nicht geschafft. Zur Installation lädt man sich daher das Tar.gz-Archiv von der Projekt-Webseite bei Sourceforge, das ein Installationsskript enthält.

Das Installationsskript richtet nicht nur gnormalize ein, sondern prüft auch, welche Decoder, Encoder und Tools benötigt werden. Jene, die in der Regel nicht über die Repositories zur Verfügung stehen, bringt gnormalize im Quellcode mit und kompiliert sie bei Bedarf. Bevor es los gehen kann, sind noch einige Voraussetzungen zu schaffen: Benötigt wird Perl, die Bibliothek libgtk2-perl, der Ripper cdparanoia, ein Compiler für C++ und das make-Tool. Unter Ubuntu und dessen Derivaten installiert man sie mit dem folgenden Befehl:

sudo apt-get install build-essential cmake perl libgtk2-perl lame \
libmp3-info-perl mpg321 faac faad flac mppenc cdparanoia vorbis-tools

Perl und die gtk2-Bibliothek sind meist schon vorhanden. Anschließend muss das gnormalize-Paket entpackt und installiert werden, was mit den folgenden drei Befehlen im Download-Verzeichnis gelingt:

tar xzvf gnormalize-0.63.tar.gz
cd gnormalize-0.63
sudo ./install

Das Installationsskript richtet nicht nur gnormalize ein, sondern bringt auch weitere Tools und Codecs mit.

Die Installation beginnt mit einigen Rückfragen, welche Komponenten installiert und gegebenenfalls kompiliert werden sollen. Dabei werden auch die jeweils benötigten Programme und Bibliotheken aufgelistet. Sind diese installiert, kann man generell jede Frage mit "y" beantworten. Wenn sich einer der De- und Encoder dabei nicht kompilieren lässt, ist das nicht weiter tragisch, diese lassen sich auch später noch nachrüsten. Wichtig ist nur, dass der Installer das mitgebrachte WaveGain-1.2.6.tar.gz korrekt kompiliert und einrichtet. Mit dem Befehl gnormalize wird das Programm dann gestartet.

Das Frontend gnormalize greift im Hintergrund auf De- und Encoder zu, die die Audiodateien ins gewünschte Format bringen. Zwei Klicks auf das Pfeilsymbol in der Mitte des Programmfensters öffnen ein Ausgabefeld, in dem gnormalize darauf hinweist, wenn eines der benötigten Zusatzprogramme fehlt. Ein schwieriger Kandidat ist auf allen Distributionen das Format Monkey's Audio, da der Codec Freeware, aber nicht Open Source ist. Passende Pakete bieten inoffizielle Repositories der Distributionen. Unter Debian, Ubuntu und Linux Mint lassen sich die DEB-Pakete aus debian-multimedia verwenden. Die zur Systemarchitektur passenden Pakete von libmac2 und monkeys-audio lassen sich mit sudo dpkg -i [pakete] installieren. Fedora-Anwender finden alle Codecs, inklusive Monkey's Audio bei RPM Fusion.

Eine ausführliche Dokumentation zu gnormalize fehlt, die Bedienung erschließt sich aber weitgehend von selbst und über ein paar Experimente. Im Reiter "Data" des Programmfensters wählt man im Feld "Normalization Type", ob die Lautstärke einzelner Tracks angepasst werden soll oder schaltet die Funktion mit der Auswahl "None" ab. Anschließend wählt man den Quell- und Zielordner und darunter das gewünschte Ausgabeformat. Das Ausgabefeld ganz unten listet alle Aktionen chronologisch auf.

Andere Bitrate und Qualität: Ist „Change Properties“ aktiviert, lassen sich die Einstellungen manuell vornehmen.

Im Reiter "Configuration" lassen sich Einstellungen zum Encoder und – falls mitinstalliert – zum CD-Ripper vornehmen. Eine wichtige Option ist an dieser Stelle "Change Properties“. Ist sie aktiviert, können Bitrate, Qualität und Auflösung des Encoders manuell festgelegt werden, andernfalls übernimmt gnormalize bei allen verlustbehafteten Audioformaten stets die Parameter der Originaldateien. Einzelne Dateien können im Reiter "Rip/Play" ausgewählt und abgespielt werden. Das Register "Information" zeigt daraufhin die Metadaten der aktuell gewählten Audiodatei an. Der integrierte Tag-Editor ist allerdings nicht der Rede wert. Das Konvertieren der Dateien starten man unter "Data" per Klick auf den Button "Normalize". Der Fortschritt der Umwandlung lässt sich dann in der Anzeige darunter verfolgen.

Die Installation aus dem Quellcode und die Suche nach De- und Encodern auf einigen Distributionen dürften dafür gesorgt haben, dass gnormalize einer der weniger bekannten Konverter geblieben ist. Wer aber den Aufwand der manuellen Installation nicht scheut, erhält eine praktisches grafisches Werkzeug, das sich auf fast alle wichtigen Audioformate versteht. Eine Ausnahme bleibt Windows Media Audio (WMA). Die fehlende Dokumentation lässt sich verschmerzen, da die Bedienung weitgehend intuitiv ist und Tooltips weitere Hinweise liefern. (lmd) (lmd)