Internet Explorer 7 ist da

Microsoft bietet seinen neuen Browser ab heute zum Download für Windows-XP-Anwender an; gegenüber dem Internet Explorer 6 soll er mehr Sicherheit, eine komfortablere Oberfläche und bessere Unterstützung von Webstandards bringen.

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Von
  • Herbert Braun

Zwanzig Monate und drei Tage nach Bill Gates' Ankündigung des Internet Explorer 7 haben die Microsoft-Entwickler ihre Arbeit an dem Browser abgeschlossen: Die neue Version des Microsoft-Webbrowsers steht zum Download für Windows XP mit Service Pack 2, Windows XP Professional x64 sowie Windows Server 2003 mit Service Pack 1, Windows Server 2003 x64 und Windows Server 2003 IA64 bereit. Derzeit gibt es nur die englische Version, Ausgaben in anderen Landessprachen, darunter eine deutschsprachige Version, werden in den nächsten Tagen und Wochen folgen. Automatische Updates durch Microsoft sollen laut Microsoft zudem ab November auch Millionen von Windows-XP-Rechnern, die nicht per manuellem Download umgerüstet wurden, mit der neuen Version des Internet Explorer 7 versorgen; Microsoft stellt aber auch ein Tool bereit, um die automatische Auslieferung zu verhindern. Yahoo hatte es sich übrigens sogar erlaubt, noch vor der offiziellen Freigabe durch Microsoft eine für das Internetportal optimierte Version des Internet Explorer 7 bereitzustellen.

Ursprünglich hatte Microsoft geplant, Internet Explorer 7 an die kommende Windows-Version Vista zu binden; nach dem Erfolg des 2001 veröffentlichten Internet Explorer 6 hatte der Software-Riese die Entwicklungsmannschaft aufgelöst. Erst nachdem die Explorer-Marktanteile, die zeitweise 96 Prozent erreicht hatten, allmählich abbröckelten und sich Anwender über Sicherheitslücken und fehlenden Komfort unzufrieden zeigten, schwenkte Microsoft um. Nach drei Betaversionen – die erste bereits im Juli 2005 erschienen – und einem Release-Kandidaten wird der Browser heute auf die große Masse von Anwendern losgelassen.

Offensichtlichste Neuerung gegenüber dem längst veralteten Internet Explorer 6 ist die aus anderen Browsern längst bekannte Mehrfenster-Oberfläche ("Tabbed Browsing"). Die gesamte Menüleiste hat Microsoft auf die beiden Punkte "Seite" und "Extras" zusammengedampft; das "klassische" Menü ist aber optional verfügbar.

Suchmaschinen kann der Internet Explorer 7 über ein Eingabefeld direkt befragen; neue Suchmaschinen lassen sich der Anbieterliste mühelos hinzufügen. Eine neue Zoom-Funktion vergrößert die ganze Seite, nicht nur die Schrift; dank dieser Technik passt der Browser Ausdrucke an das Papierformat an. Private Anwenderdaten wie Cookies, History oder Formulareingaben lassen sich mit einem Menüpunkt rasch löschen.

Für Newsfeeds in RSS und Atom bringt der Browser eine komplette "Windows RSS Platform" mit, die auch andere Anwendungen nutzen können; die Feeds werden grafisch ansprechend aufbereitet und sind über eine inkrementelle Suche (die sonst im Browser leider fehlt) zugänglich.

Der Internet Explorer 7 kann nun auch internationale Domainnamen (IDN, "Umlautdomains") auflösen. Aus Sicherheitsgründen warnt der Browser jedoch bei Phishing-Tricks, die ähnlich aussehende Zeichen aus verschiedenen Sprachen missbrauchen. Beim Ansurfen von Webadressen, die nicht auf einer internen Whitelist stehen, versucht der Browser, Phishing-Tricks zu erkennen. Kommt ihm die Seite verdächtig vor, markiert er sie und legt sie auf Wunsch einem Microsoft-Server zur Prüfung vor.

Wesentlich rigider geht der Internet Explorer 7 mit den notorisch sicherheitskritischen ActiveX-Webanwendungen um: Außer für wenige verbreitete ActiveX-Controls muss der Anwender der Ausführung zustimmen. Die Sicherheitseinstellungen weisen darauf hin, wenn sie ein leichtsinniger Anwender zu lax einstellt. Außerdem haben die Microsoft-Entwickler versucht, Schwachstellen beim Zonenmodell, bei Zertifikaten und bei schwacher Verschlüsselung zu schließen. Der User Account Control, bei dem der Anwender in einer Sandbox surft, und der Kinderschutz sind Vista-Kunden vorbehalten.

Außer an der Oberfläche und an der Sicherheit hat Microsoft auch an der Unterstützung von Webstandards gearbeitet. Hier hinkt der Internet Explorer 7 den Konkurrenten Firefox, Opera und Safari zwar deutlich hinterher, aber immerhin reparierte die Entwicklermannschaft die lästigsten CSS-Bugs. Allerdings dürften auch die meisten CSS-Hacks für den Microsoft-Webbrowser nicht mehr funktionieren. Auch halbtransparente PNG-Grafiken kann der Browser endlich anzeigen.

Wer mit dem Internet Explorer 7 nicht zufrieden ist, kann immerhin auf die Zukunft hoffen: Microsoft hat angekündigt, die Browserentwicklung wieder mit voller Kraft zu betreiben. Möglicherweise steht also 2007 Internet Explorer 8 ins Haus.

Zum Internet Explorer 7 siehe auch den Schwerpunkt in c't 22/06 mit Artikeln zu neuen Funktionen (S. 186) und der Unterstützung von Web-Standards (S. 190). Ein Artikel auf heise Security geht zudem im Detail darauf ein, wie man das von Microsoft vorgesehene automatische Update auf den Internet Explorer 7 verhindert beziehungsweise den Update-Prozess selbst steuert. (heb)